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Auszeichnung: Tanz der Sterne

Die "Sterne des Sports“ sind im Breitensport etwa das, was im Spitzensport Deutsche Meister sind. In diesem Jahr darf sich ein Verein aus dem Saarland über den von Bundeskanzlerin Angela Merkel überreichten Preis freuen.

Berlin - In einer umgebauten Wäscherei im Saarland hat ein Verein Menschen zu Tänzern gemacht, die sich Bewegung eigentlich nicht zutrauen. Weil sie zum Beispiel blind sind oder nach einem Schlaganfall erst einmal zurück in den Alltag finden müssen. "Tanzen als Sport und Therapie für Menschen mit Behinderung“ hat der Polizeisportverein Saar seine Initiative genannt und dafür seit 2008 mehr als 300 Tänzer gewonnen. Ein betreuender Arzt tanzt gleich mit. Das Projekt hat einer Jury aus Sport, Medien und Politik so gut gefallen, dass sie es auf Platz eins beim Wettbewerb „Sterne des Sports“ gesetzt hat. Den Preis durfte sich der Verein aus dem Saarland am Dienstag von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin abholen.

Die „Sterne des Sports“ sind im Breitensport etwa das, was im Spitzensport Deutsche Meister sind, die besten Leistungen von Vereinen beim Gewinnen von Mitgliedern, bei der Integration von Migranten oder Menschen mit Behinderung, bei der Förderung von Gesundheit oder einfach beim Gestalten eines besonders spannenden Vereinslebens. Seit 2004 zeichnet der Dachverband des deutschen Sports zusammen mit einem Bankenverbund Vereine aus, auf regionaler Ebene in Bronze, auf Landesebene in Silber und auf Bundesebene beim Finale schließlich mit den goldenen Sternen des Sports. „Der Sport lebt auch auf Vereinsebene von Vorbildern, es kommen immer mehr Projekte dazu, auch wenn es noch weiße Flecken auf der Landkarte gibt“, sagte Thomas Bach, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes.

Bei einer Trophäe und einer Urkunde bleibt es für die Vereine nicht. Der Siegerklub aus dem Saarland erhielt 10 000 Euro. Damit will er jetzt einen Kleinbus anschaffen, „denn wir haben genügend Platz und Trainer, aber wir wissen nicht, wie wir all die interessierten Menschen mit Handicap zu uns bringen sollen“, sagt die Tanztrainerin Karin Wehowsky. Auf dem dritten Platz landete der Sporttreff Karower Dachse, der beispielhaft Sport mit Programmen für gesunde Ernährung verbindet.

Aus den Projekten lassen sich jedoch nicht nur ehrenamtliches Engagement und Ideenreichtum herauslesen, sondern auch das ein oder andere Krisenphänomen. Der zweitplatzierte Verein TuS Ellern aus Rheinland-Pfalz etwa hat sich mit sechs anderen Dorfklubs zusammengeschlossen, um seinen Mitgliedern mehr bieten zu können. So kommen nun auch auf dem Land Tai-Chi-Kurse und andere Angebote zustande, die sonst nur in den Milieus von Großstädten zu finden sind. Der Zusammenschluss mit den anderen Vereinen ist aber auch eine Reaktion auf schrumpfende Ortschaften, demographischen Wandel und die Übermacht des Fußballs, der sich auf dem Land oft als einziger noch behaupten kann. Aus einem Sportverein ist so eine Sport-Genossenschaft geworden, vielleicht ein überlebensfähiges Modell für kleine Klubs.

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