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Noch ein paar Jahre Idylle sind garantiert. Erst im Jahr 2022 würde der Ryder-Cup vor dem Klubhaus des Sportingclubs Berlin in Bad Saarow stattfinden.

© imago

Bad Saarow soll den Ryder Cup ausrichten: Plötzlich gut genug

Im Jahr 2009 noch fiel das Konzept von Bad Saarow durch - nun soll der Kurort am Scharmützelsee den Ryder-Cup 2022 ausrichten. Es ist eine Verlegenheitskandidatur.

Die Bilanz der Ryder Cup Deutschland GmbH (RCD) fällt eindeutig aus. Und dass noch bevor das Tochterunternehmen des Deutschen Golf-Verbandes (DGV) am Mittwochvormittag in Berlin offiziell Bad Saarow als deutschen Bewerber um die Austragung des Ryder-Cup 2022 präsentiert. Monatelang ist das Team von Jury-Chef Marko Kaussler der undankbaren Aufgabe nachgegangen, den aussichtsreichsten deutschen Bewerber zu finden, hat sich Golfanlagen und Konzepte vorstellen lassen – nur um im Januar festzustellen, dass es keinen geeigneten Bewerber gibt.

München wurde wegen des zeitgleich zum Ryder-Cup stattfindenden Oktoberfestes aussortiert. Hamburg nahm sich mit den Anlagen Green Eagle und Gut Kaden selbst aus dem Rennen, weil die notwendigen Millionen-Investitionen in den Umbau ihrer Plätze nicht zu refinanzieren gewesen wären. Blieb die Region Berlin-Brandenburg mit dem Konzept einer deutsch-irischen Investorengruppe für einen neuen Platz in unmittelbarer Nähe zum Hauptstadtflughafen BER – allerdings ohne absehbar vorliegende Baugenehmigung rechtzeitig vor der offiziellen Kandidaten-Kür der RCD.

Täglich bis zu 50 000 Zuschauer

Um eine Blamage zu vermeiden, sah die Auswahlkommission letztlich keine andere Möglichkeit, als das A-Rosa-Resort in Bad Saarow im Januar aktiv zur Bewerbung aufzufordern. Jenes preisgekrönte Golfresort, das 2009 noch abgelehnt wurde, als es um den Vorentscheid für eine Bewerbung um den Ryder-Cup 2018 ging. Die RCD muss der Familie Haselsteiner – den Eigentümern des A-Rosa-Resorts – schon sehr gute Aussichten eingeräumt haben, dass die zuletzt Verschmähten die Bewerbungsunterlagen noch einmal in Windeseile zusammentrugen.

Für den Ryder-Cup würden nicht nur ein Platz mit 18 Bahnen, Trainingseinrichtungen und Clubhaus gebraucht, sondern auch eine gute Anbindung ans Straßen- und Bahnnetz. So hatte der zuletzt mit der Vorauswahl beauftragte Bernhard Langer 2009 das Nachsehen von Bad Saarow begründet. „Die gesamte Infrastruktur mit den Verkehrsanbindungen, Hotels und Serviceeinrichtungen muss stimmen. Wenn sich die 24 besten Golfspieler der beiden Kontinente treffen, wollen täglich bis zu 50 000 Zuschauer die Matches verfolgen.“ Bad Saarow hätte erst noch eine zweite Ausfahrt von der Autobahn A 12 zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) erhalten müssen. Außerdem fahre kein Zug zum A-Rosa-Resort.

Finanzielle Unterstützung gilt als sicher

Um eine international konkurrenzfähige Bewerbung ins Rennen zu schicken, müssen RCD und DGV die eigenen Argumente nun entkräften und gleichzeitig an der Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur arbeiten. Wie Marko Kaussler Bad Saarow fit machen will für den Ryder-Cup, wird er auf einer Pressekonferenz am Mittwochvormittag erläutern. Dem Kurort am Scharmützelsee fehlte es im letzten Anlauf auch an notwendigen Sponsoren. Diesmal gilt die finanzielle Unterstützung durch BMW und Allianz für die Ryder-Cup-Bewerbung Deutschlands immerhin als sicher. Allerdings hat das Bundesinnenministerium einer Steuerbefreiung oder steuerlichen Ausnahmeregelungen für die Sportgroßveranstaltung inzwischen eine Abfuhr erteilt.

Unklar ist auch noch, wie der Faldo Course, auf dem der Ryder-Cup gespielt werden soll, um die notwendigen Flächen für Tribünen, Hospitality-Areas, Fernsehaufbauten und Verkaufsstände erweitert werden soll. Dass einer der beiden anderen Plätze des A-Rosa-Resorts den Ryder-Cup-Umbauten zum Opfer fallen würde, dementiert A-Rosa-Managerin Vanessa Herbon. Zumindest zwischenzeitlich wird sich das wohl nicht vermeiden lassen, wenn mehr als 200 000 Zuschauer zum renommierten Golf-Teamwettbewerb zwischen Europa und den USA anrücken würden. Sollte Deutschland im Herbst von der Ryder Cup Europe den Vorzug vor Österreich, Italien, Spanien und Portugal erhalten, werden die Mitglieder des in Bad Saarow beheimateten Sporting Club Berlin diese Einschränkung sicher bereitwillig akzeptieren.

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