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Anthony Baffoe ist begeistert

© picture-alliance/ dpa

Sport: „Baghana“ will kämpfen wie ein Hund

Anthony Baffoe traut Ghana gegen Uruguay Großes zu

Michael Essien telefoniert täglich mit einem Spieler aus der ghanaischen Mannschaft. Der verletzte Superstar ruft mal den einen, mal den anderen Akteur an, um noch einmal entscheidende Tipps zu geben. Vor der WM galt sein Ausfall als Menetekel für Ghana. Doch das Team von Trainer Milovan Rajevac steht nun im Halbfinale, löste unglaubliche Euphorie auf dem Kontinent aus und wurde nun gar von Nelson Mandela eingeladen.

„Überall in Südafrika bekommt man zu hören: Ghana is Africa now, we stand behind you“, erzählt Anthony Baffoe. Der ehemalige Spieler von Fortuna Düsseldorf war in seiner aktiven Zeit Kapitän der „Black Stars“. Bei dieser WM tourt er als Vertreter der Fifa und des ghanaischen Verbands durch Südafrika. Den Zuspruch im Land für Ghana als letztem afrikanischen Team im Turnier bekommt er hautnah mit. Die Südafrikaner tauften Ghana in Anlehnung an den Spitznamen ihres Teams in „Baghana Baghana“ um und südafrikanische Behörden verteilten ghanaische Flaggen. Das Spiel gegen Uruguay ruft keinen nationalen, sondern kontinentalen Ausnahmezustand hervor.

Es sei ein positiver Druck, mit dem man nun umgehen müsse, sagt Baffoe. „Doch dieses Team hat die Disziplin und den Zusammenhalt, um Großes zu schaffen.“ Kleine Geschichten verdeutlichen dies: Die von Asamoah Gyan, der wegen einer Magen-Darm-Grippe die Nächte vor dem Spiel mehr auf der Toilette als im Bett verbrachte. Gegen die USA schoss er dann mit einer unglaublichen Energieleistung das Siegtor. Oder die Geschichte von Kevin-Prince Boateng, der als „Bad Boy“ Gebrandmarkte, der das Team beeindruckend durchs Turnier führt. Boateng zog sich im Achtelfinale eine Oberschenkelverletzung zu, beißt aber auf die Zähne und sagt: „Wir siegen für Afrika.“

Der Wille, die physische Stärke und die Unterstützung Afrikas – doch das allein erklärt Ghanas Erfolg noch nicht. Das Team zeichnet etwas aus, was vielen afrikanischen Teams abgeht: Disziplin. Der serbische Trainer Milovan Rajevac hat der Mannschaft Kontrolle und Ordnung beigebracht. Sie hat gelernt, ökonomischer zu agieren.

Disziplin als Stärke, das gilt auch neben dem Platz. „Man hat gelernt, auf die Details zu achten“, erklärt Baffoe. Die Prämienfrage beispielsweise habe der Verband im Gegensatz zu vorherigen Turnieren schon vor WM-Beginn geklärt. Die Funktionäre halten sich bisher aus den sportlichen Belangen heraus – anders als bei anderen afrikanischen Mannschaften.

So ist alles vorbereitet für ein nächstes großes Kapitel in der ghanaischen Erfolgsgeschichte. 2006 ließen sie Tschechien und USA hinter sich, scheiterten erst im Achtelfinale an Brasilien. 2009 wurde Ghana bei der U20-WM als erste afrikanische Mannschaft Weltmeister. Andrew Ayew war damals Kapitän, steht auch heute in Ghanas Elf. Nach dem großen Erfolg von 2009 sagte er: „Wir haben gekämpft wie die Hunde. Aber wenn man eine so große Chance hat, dann vergisst man, wie müde man eigentlich ist.“ Dieses Motto könnte nun auch für Ghana bei der WM 2010 gelten.

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