zum Hauptinhalt
Laut muss es sein, und glitzern: Spektakel wie das Berliner Sechstagerennen locken die Zuschauer zu Zehntausenden an, ernstzunehmender Sport interessiert die Berliner dagegen weniger.

© dpa/Gregor Fischer

Bahnrad-EM mit Zuschauerflaute: Berliner brauchen Halligalli

Die mäßigen Zuschauerzahlen bei der Bahnrad-EM zeigen, dass die Hauptstadt sich mehr für Entertainment als für Sport interessiert. Ein Kommentar.

Eine neue Bahn, eine neunmalige Weltmeisterin und dreimalige Olympiasiegerin, dazu ein deutsches Team mit reellen Medaillenchancen gegen starke internationale Konkurrenz und die erste Bahnrad-EM in Berlin seit 1997: Eigentlich genügend Gründe für sportaffine Berliner und Besucher der Stadt, um ins Velodrom zu kommen. Das ist darüber hinaus noch recht zentral gelegen und erfordert wahrlich keine Pilgerfahrt, wie etwa die Alte Försterei oder das Olympiastadion.

Trotzdem ist die Bilanz der Bahnrad-EM bescheiden: 9100 Tickets verkaufte der Veranstalter und übertraf damit das bescheiden gesteckte Ziel von 8000 Zuschauern. Zum Vergleich: Zum Sechstagerennen im Januar kamen 60.000 Zuschauer, im Jahr davor waren es gar 70.000. Der Unterschied: Die EM ist eine ernstzunehmende Sportveranstaltung. Die einschlägigen Schlager und Popsongs schallten zwar gelegentlich durch die Halle, ansonsten war der Halligalli-Faktor aber angenehm niedrig.

Vielleicht ist es genau das, was dem vergnügungsfreudigen Berliner Publikum fehlt: Einfach nur hochklassiger Sport ist zu wenig, es braucht Ufftata und Party, um sie anzulocken. Berlin versucht, sich als Sportmetropole zu vermarkten, nur mangelt es den Berlinern an Sportkultur, der Entertainment-Faktor muss auch stimmen. Deswegen sind die Eisbären mit ihren Pyroshows und dem amerikanisch aufgemachten Entertainment auch so erfolgreich, deswegen zieht Kultklub Union Besucher aus aller Welt an. Das ist schade, denn die Rennen sind auch ohne Bier und Schlager hochspannend.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false