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Im Temporausch. Stefan Bötticher (l.) fasziniert am Bahnradsport vor allem die Geschwindigkeit.

© picture alliance/dpa

Bahnrad-Weltcup in Berlin: Stefan Bötticher ist wieder voll da

Für Bahnrad-Europameister Stefan Bötticher ist der Weltcup im Berliner Velodrom ein wichtiger Zwischenstopp.

Zum ersten Mal seit 20 Jahren findet in Deutschland wieder ein Bahnrad-Weltcup statt. Und wenn von diesem Freitag (11 Uhr) bis Sonntag im Berliner Velodrom an der Landsberger Allee die besten Bahnradfahrer der Welt in den Sattel steigen, ist auch Stefan Bötticher dabei. Er gehört selbstverständlich zu den Weltklassefahrern. Schließlich ist der Chemnitzer Welt- und Europameister. Weil er allerdings noch keinen Erfolg bei Olympischen Spielen vorweisen kann, ist Bötticher hierzulande vor allem nur Bahnrad-Kennern ein Begriff. Für den 26-Jährigen ist der Heim-Weltcup in Berlin zunächst einmal ein Zwischenstopp im Hinblick auf die Weltmeisterschaft Ende Februar 2019 in Polen.

Natürlich wolle er sich nun im Velodrom gut verkaufen, sagt Bötticher. Aber der Weltcup in Berlin ist für ihn auch der erste in dieser Saison. Denn zuletzt plagten ihn immer wieder Verletzungen. So fiel er etwa zwischen Dezember 2015 und September 2017 mit fortdauernden muskulären Problemen aus und verpasste somit auch die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. Für den gebürtigen Thüringer war dies eine schwere Zeit, doch das Karriereende war für ihn nie ein Thema.

Mit viel Fleiß, Arbeit und Willen hat er sich zurückgekämpft und gewann bei der Europameisterschaft im August in Glasgow gleich drei Medaillen: Gold im Keirin, Silber im Sprint und Bronze im Teamsprint. Doch nach diesem großartigen Comeback fiel Bötticher im September erneut für drei Wochen aus, wegen der Behandlung einer Pilzinfektion im Darm. Nun fühlt er sich aber wieder fit und brennt auf die nächsten Rennen. Dafür liebt er den Bahnradsport einfach zu sehr. „Ich bin als kleines Kind schon immer gern Fahrrad gefahren, mich hat die Geschwindigkeit fasziniert, vor allem nachdem ich das erste Mal Rennrad gefahren bin“, sagt er.

Bötticher ist bei der Bundespolizei angestellt, wird aber zu fast 100 Prozent für seinen Sport freigestellt

Bei Bötticher dreht sich nahezu alles um das Bahnradfahren. Er ist bei der Bundespolizei angestellt, wird aber zu fast 100 Prozent für seinen Sport freigestellt. Diese Möglichkeit nutzt er gewissenhaft: „Ich versuche zu leben, wie ein Profisportler leben sollte.“ Die meiste Zeit verbringt Bötticher auf dem Rad oder im Kraftraum. Dabei ist vor allem das Schnellkrafttraining wichtig, da er auf Sprintdisziplinen spezialisiert ist. In einer Woche kommt Bötticher teilweise sogar auf zehn bis zwölf Trainingseinheiten mit einer Trainingsdauer von insgesamt mehr als 30 Stunden.

Sein Erfolgsrezept beschreibt er folgendermaßen: „Nie den Spaß verlieren, auch wenn das Training mal keine Freude bereitet.“ Außerdem sei er sehr ehrgeizig und zielstrebig, betont Bötticher: „Wenn ich mir ein Ziel setze, versuche ich das um jeden Preis zu erreichen.“ Bester Beweis dafür ist die lange Verletzungszeit, nach der er so stark zurückgekehrt ist. Die Pünktlichkeit hingegen sei etwas, woran es noch zu arbeiten gelte, sagt er mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Böttichers großes Ziel sind die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Nachdem er die letzten beiden Olympischen Spiele verpasst hat, soll es in zwei Jahren endlich klappen, am besten mit einer Medaille. Auch dafür ist Berlin also ein Zwischenstopp.

Paul Wegener

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