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Gutes Gespann: Roger Kluge (links) und Theo Reinhardt geben Stoff.

© Piotr Nowak/dpa

Bahnrad-WM in Berlin: Roger Kluge soll den Bann brechen

Die deutschen Männer warten noch auf Medaillen bei der Bahnrad-WM in Berlin. Roger Kluge will das mit Theo Reinhardt ändern – nach überstandener Herz-OP.

Die deutschen Bahnrad-Fahrer stehen in diesen Tagen bei der Weltmeisterschaft in Berlin etwas unter Zugzwang. Schließlich baumeln bei den deutschen Frauen bislang an jedem Wettkampftag Medaillen um den Hals. Am Freitag zum Beispiel gewann Emma Hinze Gold im Einzelsprint. Im Teamsprint hatte sie bereits ganz oben gestanden. Und bei den Männern? Nichts! Nicht einmal der mehrfache Weltmeister Maximilian Levy schaffte es aufs Podest. Wie gut für die Männer der deutschen Bahnradmannschaft, dass es da noch das Duo Roger Kluge/Theo Reinhardt gibt.

Vor allem der Eisenhüttenstädter Kluge ist dieser Tage die personifizierte Zuversicht. „Der Winter lief planmäßig über die Weltcups bis zum Dezember und der Australien-Tour im Januar“, berichtete er am Montag bei der Eröffnungspressekonferenz der WM. In Portugal fuhr der 34-Jährige bei zwei Etappen unter die besten Zehn. „Diesmal war ich der Sprinter und wurde vom Team unterstützt, das hat mir Selbstvertrauen gegeben.“ Normalerweise bereitet Kluge die Sprints für seinen Teamkollegen und Weltklasse-Sprinter Caleb Ewan vor, nun stand er im Fokus. „Es war schön zu sehen, dass ich es noch kann“, sagte er.

Kluge und Reinhardt wollen ihren Weltmeistertitel verteidigen

Nun geht es von der Straße zurück auf die Bahn. Gemeinsam mit seinem Kollegen Theo Reinhardt will Kluge am Sonntag den Weltmeistertitel im Madison verteidigen, es wäre der dritte Sieg in Folge bei einer Bahnrad-WM für das Duo. Tags zuvor belegte er im Omnium den vierten Platz

Die Diskrepanz, sowohl wirtschaftlich als auch in Sachen Relevanz, ist zwischen Straße und Bahn derweil immer noch groß. Auf Fragen, ob Bahnrad nur noch ein Hobby sei, reagiert Kluge schmallippig. Er wirkt dann wie ein Advokat, der seine Leidenschaft gegen die Zweifler verteidigen will.

„Das ist genauso ein Beruf“, sagt Kluge. Auch er weiß und erzählt, dass das große Geld in der Bahn nicht mehr zu holen ist. Vom Nationalteam erhält er kein Geld, bei der WM verdient er nur an den Preisgeldern, die im Vergleich zu anderen Sportarten immer noch gering ausfallen. „Meine Brötchen verdiene ich auf der Straße“, gibt Kluge zu.

Titelverteidiger: Roger Kluge (rechts) und Theo Reinhardt wissen, wie man bei der Bahnrad-WM Gold gewinnt.
Titelverteidiger: Roger Kluge (rechts) und Theo Reinhardt wissen, wie man bei der Bahnrad-WM Gold gewinnt.

© Emmanuel Dunand/AFP

Im Sommer steht für ihn erneut die Tour de France an, danach könnte es bei Olympia in Tokio wieder auf die Bahn gehen, in der Zwischenzeit stehen Straßenklassiker wie Paris-Nizza an. Es ist ein Hin und Her zwischen Bahn und Straße.

Eine lange Vorbereitung gab es nicht

Gut weggesteckt hat Kluge die schon lange geplante Herzoperation aus dem Oktober. Da wurde er wegen einem kleinen Loch zwischen den beiden Vorhöfen des Herzens operiert. Im November saß Kluge schon wieder auf dem Rad, über diverse Weltcup-Rennen erarbeitete er sich wieder seinen Tritt und sieht sich heute sehr gut vorbereitet: „Dieses Mal bin ich seit Januar schon ganz gut drauf.“

Eine langfristig angelegte Rennvorbereitung mit seinem Partner Theo Reinhardt habe es im Vorfeld der WM nicht gegeben. Beide wollten ihre Gegner erst beobachten. Den letzten Feinschliff für den Hattrick in Sachen Madison-Weltmeisterschaften gibt es am Morgen vor dem Rennen.

150 Karten hat sich der Sponsor seines Teams für das Madison-Finale schon weit im Voraus gesichert, 30 Tickets musste Kluge für Freunde und Familie hinterlegen lassen. Die Erwartungen sind hoch, Druck mache das dem Duo Kluge/Reinhardt aber nicht: „Wir wollen einfach ein gutes Rennen fahren. Vielleicht fahren wir auch ein sehr gutes, aber werden nur Fünfter, weil die anderen taktisch besser sind. Dann wären wir auch zufrieden.“

Louis Richter

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