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Mainz bleibt meins. BAK-Spieler Hakan Cankaya (rechts) verlor den Ball gegen den Mainzer Elkin Soto – und am Ende auch das Pokaldebüt der Berliner im August 2010.

© dapd

BAK empfängt Hoffenheim: Neues Fahrrad gegen Ferrari

Der Berliner AK braucht im Pokalspiel am Samstag gegen die von Markus Babbel trainierte TSG Hoffenheim ab 15.30 Uhr ein Pokalwunder. Die Chancen des besten Amateurklubs der Stadt standen im Pokal aber schon mal schlechter.

Bis zum Anpfiff waren es nur noch wenige Augenblicke, da trabte ein älterer Herr über die Tartanbahn des Berliner Poststadions. Er trug eine erdfarbene Hose, ein erdfarbenes Hemd, Hosenträger, eine beigefarbene Baskenmütze und sah damit aus wie ein vergnügter Rentner. Das änderte sich, als das Spiel begann. Auf einmal schimpfte der Mann, er gestikulierte, haderte, und als sein Torwart im eigenen Strafraum drei Gegner ausspielte, freute er sich – er hatte das riskante Manöver angewiesen. Der Mann hieß Bahman Foroutan, hatte in den achtziger Jahren das iranische Nationalteam betreut und trainierte den Berliner Athletik-Klub 07.

Die Szene liegt mittlerweile zwei Jahre zurück, sie ereignete sich im DFB-Pokalspiel gegen den Bundesligisten Mainz 05 (1:2). Am Samstag (15.30 Uhr, Poststadion) tritt der Berliner Athletik-Klub, kurz BAK, im DFB-Pokal wieder gegen einen Bundesligisten an, dieses Mal heißt der Gegner TSG Hoffenheim. Für den Berliner Fußball wird es schon deshalb ein interessantes Wiedersehen, weil der geschasste Hertha-Trainer Markus Babbel mittlerweile die Hoffenheimer betreut und mit ihnen den Europapokal anstrebt.

Inzwischen hat sich auch beim BAK einiges geändert. Bahman Foroutan ist nicht mehr Trainer, die Mannschaft ist von der Ober- in die Regionalliga aufgestiegen, und dass der eigene Torhüter die gegnerischen Angreifer umdribbeln soll, wird auch nicht mehr gefordert.

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Der BAK hat sich weiterentwickelt, ist seriöser, unaufgeregter, solider geworden. Und sportlich stärker. In der vergangenen Saison landete der Aufsteiger im gesicherten Mittelfeld der Regionalliga. Neben der sportlichen Qualität haben sich auch die Bedingungen gebessert. Wo es vor zwei Jahren noch lärmte und staubte, arbeiten inzwischen fünf Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle. In den neu entstandenen Büroräumen im Poststadion sitzt seit einigen Monaten auch Erdogan Dogan. Er ist der neue Manager beim BAK und kümmert sich hauptsächlich darum, „Strukturen weiter zu verbessern“, wie er sagt. Alles mit dem Ziel, den Status als dritte Kraft zu wahren. Nach den Zweitligisten Hertha BSC und 1. FC Union ist der BAK die ranghöchste Mannschaft der Hauptstadt. „Zwischen den zwei Großen und uns klafft aber noch eine gewaltige Lücke“, sagt Dogan. In Sachen Wirtschaftskraft, Stadionkapazität und Zuschaueraufkommen bewegen sich Hertha und Union für Dogan in „ganz anderen Sphären“. Das liegt auch daran, dass zu den Spielen in der vierten Liga, wo die Gegner Optik Rathenow und ZFC Meuselwitz heißen, selten mehr als 200 Zuschauer kommen.

Dabei lädt das traditionsreiche Poststadion inzwischen wieder zum Verweilen über 90 oder gar 120 Pokalminuten ein. Der frisch verlegte Rasen glänzt in der Sommersonne, auf der Haupttribüne leuchten die neuen Sitzschalen.

Der Verein braucht dennoch andere Einnahmequellen als den bloßen Kartenverkauf. Und da kommt Dogan ins Spiel. Er arbeitet weiter an einem Konzept zur Verbesserung der Jugendarbeit. Um die hat sich der BAK lange nicht gekümmert. Mittlerweile ist der Verein aber mit drei verschiedenen Nachwuchsmannschaften in der höchsten Berliner Spielklasse vertreten. „Wir können langfristig gesehen nur über eine gute Jugendarbeit erfolgreich sein“, sagt Dogan. In den vergangenen Monaten verkaufte der BAK drei Spieler an Vereine in der Türkei und Aserbaidschan. Das brachte Geld. Die rund 100.000 Euro Antrittsprämie im DFB-Pokal kann der BAK trotzdem gut gebrauchen. Mit mehr rechnen die Verantwortlichen nicht. „Wir sind realistisch, unsere Chancen gegen Hoffenheim liegen höchstens bei 30 Prozent“, sagt Dogan.

Nicht viel, aber mehr als noch vor zwei Jahren. Damals nannte Bahman Foroutan ein Weiterkommen so wahrscheinlich wie „den Sieg eines Fahrrads gegen einen Ferrari“.

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