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Sport: Bald ein Bulle

Neuzugang Elias Kachunga überrascht bei Hertha mit Toren – und einem Vergleich mit Didier Drogba.

Berlin - Didier Drogba wankt. Gerne geben die Gegenspieler dem schmächtigen Stürmer eine Kostprobe vollen Körperkontakts, Drogba knallt hin, vornüber oder auf den Rücken. Aber er rappelt sich immer wieder auf. Er ist schnell, wendig und lauert auf seine Chancen. Und nutzt sie: Zwei Tore erzielt er für Hertha BSC an einem schwülen Sommerabend.

Nach dem Spiel rinnt Schweiß von der dunklen Stirn, aber Elias Kachunga lächelt. „Es war intensiv, gerade bei der Hitze“, sagt der 20-Jährige nach dem Testspiel gegen den FC Midtjylland. Wie ein Wiedergänger des Stürmerbullen, einst beim FC Chelsea, nun in China aktiv, sieht er nicht aus. Aber er betont stets: „Didier Drogba ist mein Vorbild.“ Den Spitznamen „Mini-Drogba“ hatte er schnell weg beim Boulevard. Das Wort Mini ist kein unwichtiger Zusatz, 1,77 Meter misst Kachunga, Drogba ist 1,89 Meter hoch und um einige Kilo mächtiger. „Körperlich ist da schon ein Unterschied“, sagt der Neuzugang von Borussia Mönchengladbach, „aber das kann man aufholen.“ Ohnehin bewundert Kachunga andere Dinge: wie viel sein Vorbild läuft, den Ball behauptet und vor dem Tor die Ruhe behält. Qualitäten, die auch Kachunga schon andeutet. Er könnte in Berlin eine Karriere machen wie Pierre-Michel Lasogga, der 2010 als Nachwuchsstürmer kam und mit 13 Toren überraschte. „Ich möchte mir einen eigenen Namen machen“, sagt Kachunga.

In Berlin ist er dabei. Mit drei Treffern in zwei Testspielen ist der gebürtige Kölner erfolgreichster Torschütze. Die Siege „geben dem Team Selbstvertrauen, auch mir“, sagt er. Das scheint er zu haben: Vor seinem zweiten Tor gegen Midtjylland wird er gefoult – und tritt selbst zum Elfmeter an.

„Normalerweise sagt man ja, dass man das nicht machen soll“, sagt Trainer Jos Luhukay danach. „Aber das zeigt, dass er Verantwortung übernimmt und sich etwas zutraut.“ Dass er vor der Elfmeterszene durch frühes Stören einen Fehlpass des dänischen Torwarts provoziert, „zeigt, dass er Dinge erzwingen will“.

Bei den Mitspielern hapert es für des Trainers Geschmack noch etwas daran. In der Verteidigung fallen sie bisher noch in Muster aus Rehhagelscher Zeit, lassen sich weit zurückfallen und warten ab. „Wenn wir früh attackieren, können wir daraus auch etwas kreieren“, sagt Luhukay, der mehr Pressing sehen will.

Das Attackieren muss er Kachunga nicht predigen. Er will in Berlin angreifen. Dass er sich von einem Champions-League-Teilnehmer zu einem Zweitligisten ausleihen ließ, sieht Kachunga nicht als Rückschritt, na gut, als einen, aber um zwei Schritte nach vorne zu machen. Die ersten Schritte hat der U20-Nationalspieler, Sohn eines kongolesischen Archivtexten und einer deutschen Sekretärin, schon gemacht in Berlin. Demnächst bezieht er eine Wohnung in Charlottenburg, in Nähe des Trainingsgeländes. Und auch im Training „klappt es immer besser, wir lernen einander kennen und die Laufwege“.

Bald wird er auch die harte Zweitligarealtität kennenlernen, noch einige Male vornüber oder auf den Rücken knallen. „Dort wird es auch auf die Knochen geben“, ahnt Kachunga. Er fühlt sich bereit. „Er zieht nicht zurück“, lobt Luhukay. Auch den Vergleich mit Drogba nicht.

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