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Sport: Ballast abgeworfen

Auf einer Pferderennbahn geht es im Allgemeinen sehr ernst zu. Wenige Dinge können die Experten mit Hut, Fernglas und Wettzeitung zum Lachen bringen.

Auf einer Pferderennbahn geht es im Allgemeinen sehr ernst zu. Wenige Dinge können die Experten mit Hut, Fernglas und Wettzeitung zum Lachen bringen. Das schafft allenfalls mal ein größerer Gewinn. Auf der Galopprennbahn in Hoppegarten war das am Ostersonntag einmal ganz anders. Da schallte lautes Lachen durch die Reihen der Zuschauer auf den Tribünen, und auch die stehenden Gäste auf der Wiese konnten sich kaum halten. Grund war allerdings nicht ein kollektiver Gewinnrausch, sondern ein verlorener Reiter. Sirillio hatte im Hauptrennen des Tages seinen Jockey abgeworfen und raste munter weiter. Da es sich dabei um ein Hindernisrennen handelte und der Hengst auch ohne menschlichen Antrieb über die Wälle und Hindernisse jagte, galt das Interesse nun nicht mehr dem Führenden, sondern dem einsamen Jäger am Ende des Feldes. Sirillio schaffte es tatsächlich ins Ziel - mit gehörigem Abstand zum Sieger Egoist mit dessen Jockey Dirk Fuhrmann. Jockey James Culloty fand den Weg ins Ziel zu Fuß.

Der sichtlich betrübte Culloty war einer der wenigen, die die Saisoneröffnung in Hoppegarten nicht so recht genießen konnten. Für den Union-Klub als Betreiber der Bahn war es ein überaus erfreulicher Sonntag. Mehr als 16 800 Zuschauer fanden Weg in den Vorort Berlins, mehr als an jedem Renntag im vergangenen Jahr.

Es gab auch kleine Pannen. Die Hoppegartener hatten nicht mit so einem starken Zuschauerandrang gerechnet und deshalb zu wenige Kassen am Eingang und zum Wetten besetzt. Das führte dann zu langen Schlangen. "Mir ist lieber, wir haben zu wenig Kassiererinnen und die Zuschauer stehen Schlange als andersherum, wie in den vorhergehenden Jahren", sagte Peter Boenisch, der Präsident des Union-Klubs, zum zweiten Fall - und versprach Besserung. Trotzdem freute er sich über knapp 300 000 Mark Wettumsatz, ein Spitzenwert im Vergleich zu den vergangenen Jahren.

Ob dieser Auftakt nun richtungsweisend für die gesamte Saison ist oder ob nur die idealen Bedingungen mit sonnigem Wetter, Feiertag und Saisonbeginn für den Ansturm verantwortlich ist, wird sich in zwei Wochen zeigen. Der eigentlich für kommenden Sonntag geplante zweite Renntag wurde um eine Woche auf den 14. April verschoben. Die Bahn soll geschont werden, denn mit neun Rennen wurde am Sonntag ein ungewöhnlich umfangreiches und damit strapaziöses Programm inszeniert. Den Zuschauern hat es jedenfalls gefallen, auch wenn nicht immer nur die Sieger im Mittelpunkt standen.

Ingo Wolff

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