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Schwebezustand. Der Dortmunder Mario Götze feiert seinen Treffer zum 2:0 gegen Werder, drei weitere Tore des Deutschen Meisters folgten. Foto: AFP

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Sport: Ballettschuhe gegen Moonboots

Borussia Dortmund startet mit einem 5:0 bei Werder Bremen in die Rückrunde der Bundesliga.

Vor dem Rückrunden-Auftakt gegen Borussia Dortmund hatte Werder Bremens Trainer Thomas Schaaf noch zu scherzen beliebt. Auf die Frage, wie sich seine Spieler gegen die eisige Kälte schützen könnten, empfahl er: „Moonboots und dicke Socken.“ Seine Profis traten am Samstagabend selbstverständlich in Fußballschuhen an, aber sie spielten beim 0:5 (0:2)-Debakel gegen den Meister, als hätten sie klobige Winterstiefel an den Füßen. Nach der bitteren Pleite war Schaaf und seinen Spielern der Humor gänzlich abhanden gekommen. „Ich bin ungenießbar heute Abend, uns haben elementare Dinge gefehlt“, sagte der Werder-Trainer, „und wir haben uns spätestens nach dem 0:3 nicht mehr gewehrt.“ Der Bremer Kapitän Clemens Fritz gestand: „Wenn man 0:5 verliert, hat man nichts gut gemacht. So darf man sich nicht präsentieren.“

Bereits nach neun Minuten hatte Marco Reus den BVB durch eine unhaltbaren Freistoß mit 1:0 in Führung gebracht. Gut zehn Minuten später machte sich Kevin Großkreutz auf der linken Seite auf und davon und bediente den mitgelaufenen Mario Götze. Der Nationalspieler erwies sich einmal mehr als Kunstschütze, hatte allerdings auch ein wenig Glück, dass Theodor Gebre Selassie den Ball noch unhaltbar für Werder-Keeper Sebastian Mielitz zum 2:0 abfälschte.

Die Gastgeber, die ohne den gelb-gesperrten Marko Arnautovic auskommen mussten, waren mit ihrer eigenen Taktik vollkommen überfordert. Thomas Schaaf ließ seine Mannschaft wie Spanien bei der Europameisterschaft ohne echte Spitze antreten. Niels Petersen, ansonsten im Sturmzentrum heimisch, musste auf der rechten Seite spielen und war überwiegend damit beschäftigt, Großkreutz oder Marcel Schmelzer hinterherzurennen. „Wir haben ohne Selbstvertrauen gespielt. Da sieht man, dass man sich für eine gute Vorbereitung nichts kaufen kann“, erklärte Clemens Fritz nach dem Abpfiff.

Kurz nach Wiederanpfiff köpfte Felipe Santana nach einer Ecke das 3:0 für die Gäste. Es war inzwischen ein Klassenunterschied, nicht wenige der fröstelnden Bremer Fans steuerten bereits während des Spiels die Glühweinstände im Außenbereich des Weserstadions an. Am Spiel ihrer Mannschaft konnten sie sich wahrlich nicht erwärmen.

Nach einer Stunde kam Werder durch einen Kopfball von Petersen zur ersten echten Chance. Kurz zuvor hatte Schaaf den Bundesliga-Debütanten Özkan Yildirim für Innenverteidiger Sebastian Prödl eingewechselt. Man kann einem Neuling wie dem jungen Deutsch-Türken sicherlich einen besseren Einstand wünschen, es schien eher eine Verzweiflungstat des Bremer Trainers denn eine durchdachte taktische Maßnahme zu sein.

Die Dortmund taten nicht mehr als sie tun mussten, um sich leidlich warm zu halten. Das reichte für Treffer Nummer vier, den Robert Lewandowski nach feiner Vorarbeit von Lukas Piszczek zehn Minuten vor dem Abpfiff erzielte. Der eingewechselte Jakub Blaszczykowski traf kurz darauf zum 5:0. Drei Minuten vor dem Ende durfte auch noch der verlorene Sohn Nuri Sahin auf Seiten der Dortmunder mitmachen. Die mitgereisten Dortmunder Fans begrüßten den Rückkehrer von Real Madrid mit begeisterten Sprechchören. „Das gibt es – glaube ich – nirgendwo auf der Welt“, bedankte sich Sahin. „Das war unglaublich, ich wollte so schnell wie möglich rein.“

Sahins Einwechslung hatten die meisten Werder-Fans schon längst nicht mehr mitbekommen, sie waren geflüchtet, irgendwo ins Warme. In der Hoffnung, dass ihre Mannschaft im Nordderby beim Hamburger SV am kommenden Sonntag ein anderes Gesicht zeigt.

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