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Sport: Barça stürmt das Bernabeu

Real Madrid wird im Clasico erneut vom Erzrivalen gedemütigt – diesmal mit einer 1:3-Heimniederlage.

Zuerst Raúl und dann Guti. Mitten in der Nacht zum Sonntag begannen die Fans in einer Bar vor dem Estadio Santiago Bernabeu die Altstars von Real Madrid zu feiern. Beide tragen längst nicht mehr das Trikot des spanischen Rekordmeisters, aber die Erinnerung an sie half den Schmerz der Gegenwart zu vergessen. Was sich wenige Meter entfernt im Stadion abgespielt hatte, versetzte viele Madrilenen in eine Mischung aus Trauer und Trotz. Wie so oft in den vergangenen Jahren wurde ihre Mannschaft vom Erzrivalen FC Barcelona gedemütigt, dieses Mal 1:3.

Am Tag danach war die Stimmung noch schlechter. „Wenig Madrid, viel Barça“, titelte „Marca“. Damit hatte die größte – und Real nahestehende – Sportzeitung Spaniens die 90 Minuten treffend zusammengefasst. In den Straßen herrschte am Sonntagvormittag Unverständnis darüber, wie wenig Gegenwehr die eigene Mannschaft geleistet hatte. Und das, obwohl das Spiel mit einem Treffer von Karim Benzema nach 22 Sekunden für Real nicht besser hätte beginnen können. Es war das schnellste Tor in der Geschichte zwischen Real und Barcelona. Doch anstatt Sicherheit zu geben, lähmte die frühe Führung das Spiel der Gastgeber. Dass die Mannschaft sich anschließend so weit zurückzog, wurde hauptsächlich Trainer José Mourinho angelastet. Der ist inzwischen im zweiten Jahr für Real Madrid verantwortlich und hat von acht Duellen mit dem FC Barcelona nur eines gewinnen können. Viel zu wenig, finden immer mehr Anhänger. Als Cesc Fabregas in der zweiten Halbzeit das dritte Tor für Barcelona erzielte, verließen viele Menschen fluchtartig das Stadion, dabei war zu diesem Zeitpunkt noch fast eine halbe Stunde zu spielen. Das Vertrauen in die eigene Mannschaft ist in Madrid schon lange erschüttert, erst recht wenn es gegen Barcelona geht. Seit 7. Mai 2008 hat Real in der Liga nicht mehr gegen die Katalanen gewonnen, auch Mourinho, vor einem Jahr bei seiner Ankunft als Heilsbringer gefeiert, konnte daran bisher nichts ändern. Im Gegenteil, seine Entscheidungen und seine Art rufen immer mehr Kopfschütteln unter den eigenen Anhängern hervor. Obwohl Real nach der Führung nur noch zwei richtige Torchancen durch den erneut in einem wichtigen Spiel schwachen Cristiano Ronaldo hatte, sagte Mourinho: „Heute hat das Glück eine entscheidende Rolle gespielt. Normalerweise müssen wir das 2:0 machen, aber so ist Fußball. Wenn wir in Sevilla unentschieden spielen oder gewinnen, sind wir wieder Tabellenführer.“

Damit hat der Portugiese zwar Recht, aber das Herunterspielen des direkten Duells mit Barcelona kommt in Madrid nicht gut an. Auch seine Wechsel waren nicht nachzuvollziehen. Die Hereinnahme von Sami Khedira beim Stand von 1:2 konnte kaum jemand verstehen, auch der Tausch von Angreifer Angel di Maria für Angreifer Gonzalo Higuain zeugte nicht von Risikofreudigkeit. Lediglich die Auswechselung des schwachen Mesut Özil für Kaka ergab Sinn. Auf der Gegenseite verschaffte Barcelonas Trainer Josep Guardiola mit kluger Personalpolitik seinem Team einen entscheiden Vorteil. Die überraschende Nominierung von Alexis Sanchez anstelle von David Villa zahlte sich nach einer halben Stunde aus, als der Chilene auf Pass von Lionel Messi den Ausgleich schaffte. Guardiola schob Dani Alves auf der rechten Seite weiter nach vorn und ließ zeitweise nur mit drei Mann auf einer Linie verteidigen. Die Überzahl im Mittelfeld nutzte Xavi kurz nach dem Seitenwechsel zur Führung für Barcelona, Alves bediente später Fabregas, der zum 3:1 traf.

„Wir haben verdient gewonnen, weil wir ein großes Spiel gemacht haben“, sagte Xavi. Zu diesem Zeitpunkt feierten die Menschen in Barcelona ihre Mannschaft auf den Straßen, in Madrid blieb dagegen nur die Erinnerung an bessere Zeiten.

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