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Schuldig oder nicht? Ryan Braun von den Milwaukee Brewers darf spielen. Foto: Reuters

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Baseball: Bälle, Schläger, Bier und Spritzen

Doping bleibt ein Thema zum Saisonstart der Major League Baseball. Trotz der Verdachtsmomente gegen einen der wertvollsten Spieler der Liga wird weiter in großem Stil Geld ausgegeben.

Barry Bonds erlebte in seinen letzten Karrierejahren unangenehme Dinge auf dem Baseball-Feld. Da kam es schon mal vor, dass ihm aus dem Publikum Spritzen während eines Spiels vor die Füße geworfen wurden. Mit 762 Homeruns hält Bonds den ewigen Rekord in der Major League Baseball (MLB), doch der Verdacht, mit unerlaubten Substanzen nachgeholfen zu haben, hängt ihm auch nach dem Ende seiner Karriere nach. In der neuen Saison könnte es einen ähnlichen Spießrutenlauf für einen anderen Spieler geben. Beim 28-jährigen Ryan Braun von den Milwaukee Brewers wurde im Herbst bei einem Dopingtest ein unfassbar hoher Testosteron-Wert gemessen. Und Braun ist nicht irgendjemand. Der Schlagmann war 2011 zu einem der wertvollsten Spieler gewählt worden und galt als in jeder Hinsicht vorzeigbarer Profi. Das war einmal.

Braun ging gegen die drohende 50-Spiele-Sperre für Ersttäter in der MLB an. Und seine Anwälte wurden fündig. Der Kontrolleur hatte die an einem Samstag genommene Probe 44 Stunden in seinem Haus gelagert und erst dann weitergeleitet. Ein durchaus nicht ungewöhnlicher Vorgang, der aber so nicht ausdrücklich in den Statuten der Anti-Doping-Richtlinien der MLB aufgeführt ist. Braun musste deshalb freigesprochen werden, bis heute beteuert er seine Unschuld. „Egal ob unabsichtlich oder wissentlich: Wenn ich gedopt hätte, wäre ich der Erste gewesen, der das zugegeben hätte. Aber ich würde mein Leben verwetten, dass diese Substanz niemals in meinen Körper gelangt ist.“ In der Vorbereitung auf die Saison gab es für Braun schon einmal einen Vorgeschmack darauf, was ihn erwartet: Schmähungen und Buhrufe dürften außerhalb von Milwaukee für ihn auf der Tagesordnung stehen – Unschuld hin oder her.

Mit seinen Brewers startet Braun am Freitag ins Spieljahr 2012. Erster Gegner sind die Titelverteidiger der St. Louis Cardinals. Der Meister eröffnet schon am Mittwoch die Saison in den USA bei den Miami Marlins. Dabei wird St. Louis erstmals seit 2001 ohne seinen Superstar Albert Pujols auflaufen. Der neunfache Allstar wechselte im Winter zu den Los Angeles Angels, bei denen er in den kommenden zehn Jahren garantierte 240 Millionen US–Dollar verdienen wird. Pujols unterschrieb damit den zweithöchst dotierten Vertrag in der Geschichte der Liga. Neben den Angels machten aber auch andere Teams richtig viel Geld locker. Detroit ließ sich die Dienste von Prince Fielder für neun Jahre 214 Millionen US-Dollar kosten und die Cincinnati Reds stehen kurz vor der Vertragsverlängerung mit Joey Votto, die dem Kanadier stolze 225 Millionen Dollar bis 2023 einbringen sollen. Dazu gibt es in Florida mit den umbenannten Miami Marlins ein Team, das mit einem neuen sündhaft teuren Stadion aufwartet.

Dagegen ließen es die New York Yankees diesmal ruhig angehen. Zu den Titelfavoriten gehört das Team dennoch. Erst recht, da ein Ausscheiden in der 162 Spiele währenden Hauptrunde für den reichsten Klub der Liga fast unmöglich erscheint. Der Grund ist ein neues Play-off- Format. Zehn Teams qualifizieren sich nun für die Meisterrunde. Damit steigen auch die Chancen für die Boston Red Sox, den ewigen Rivalen der Yankees. Das Team geht nach dem enttäuschenden Jahr 2011, in dem die Play-off-Teilnahme am letzten Spieltag verpasst wurde, mit neuem Manager in die Saison. Eine der ersten Maßnahmen von Bobby Valentine war ein Alkoholverbot für seine Spieler in der Kabine. Sollte das nicht fruchten, bieten sich den Fans künftig ganz neue Möglichkeiten, ihrem Ärger Luft zu machen: Bierflaschen eignen sich schließlich genauso gut zum Werfen wie Spritzen.

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