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Sport: Baseball-Finale: Die Sensation der Frischlinge

Als der letzte Ball des Kubaners Yasser Gomez klatschend in den Handschuh eines jungen Mannes namens Mike Neill fiel, da wurde Tommy Lasorda von seinen Emotionen überwältigt. Der 70 Jahre alte Coach, in den baseballverrückten Vereinigten Staaten eine lebende Legende mit der Strahlkraft eines Franz Beckenbauer in Deutschland, rannte trotz seiner künstlichen Hüften über das gesamte Spielfeld, die Fahne mit den Stars and Stripes über der Schulter und Tränen der Rührung in den Augen.

Als der letzte Ball des Kubaners Yasser Gomez klatschend in den Handschuh eines jungen Mannes namens Mike Neill fiel, da wurde Tommy Lasorda von seinen Emotionen überwältigt. Der 70 Jahre alte Coach, in den baseballverrückten Vereinigten Staaten eine lebende Legende mit der Strahlkraft eines Franz Beckenbauer in Deutschland, rannte trotz seiner künstlichen Hüften über das gesamte Spielfeld, die Fahne mit den Stars and Stripes über der Schulter und Tränen der Rührung in den Augen. Der alte Mann feierte ausgelassen eine olympische Sensation. "Jetzt kennt die ganze Welt dieses Team", rief Tommy Lasorda.

Mit einer bunt zusammengewürfelten Truppe aus zweitklassigen Baseball-Desperados und College-Frischlingen gelang Lasorda das schier Unmögliche: Ohne die Stars aus der Profiliga Major League Baseball (MLB) besiegten die USA den Erzrivalen Kuba, den Olympiasieger der Spiele von Barcelona und Atlanta, im Finale von Sydney deutlich mit 4:0. Noch wenige Tage zuvor hatten Fidel Castros selbstsichere Staatsamateure den Klassenfeind nach einer Beinahe-Schlägerei beider Mannschaften mit 6:1 gedemütigt - ihre Dynastie schien unantastbar. "Wir hatten hier nur einen Haufen Babys auf dem Platz", schwärmte Lasorda, "und die waren heute unschlagbar."

"Ich kann unsere Gefühle gar nicht in Worte fassen", sagte Centerfielder Brad Wilkerson: "Es ist unvorstellbar. Ich bin völlig durcheinander." Kein Wunder: Von den vorangegangenen 29 Partien gegen die Amerikaner hatte Kuba nur vier verloren. Die Niederlage im Finale war erst die zweite bei Olympischen Spielen: In der Vorrunde hatte es einen Ausrutscher gegen die Niederlande gegeben. Dabei deutete sich jedoch schon das Problem der Kubaner an: Ihr einst so starkes Werfer-Korps ist ausgedünnt. Zahlreiche Talente und Stars setzten sich in den vergangenen Jahren zum Klassenfeind ab und spielen jetzt für gute Dollars in der MLB. Diesen Verlust konnten die Kubaner in Sydney nicht kompensieren.

Im Finale war außerdem nichts mehr wie in der Vorrunde. Die Amerikaner drohten nicht mit den Fäusten wie beim emotionsgeladenen Vorrunden-Duell. Und die scheinbar übermächtigen Kubaner, Lieblinge des "Maximo Lider" Fidel Castro, gingen fast ohne Gegenwehr unter. Mike Neill drosch den Ball bereits im ersten Spielabschnitt (Inning) zum Homerun ins Publikum, danach ließ der junge, unerfahrene Werfer Ben Sheets die großen Kubaner reihenweise ins Leere schlagen. Reihenweise warfen die entnervten Kubaner ihre Helme in den Staub.

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