zum Hauptinhalt
Klassische Geste. Sasa Obradovic forderte von seinen Spielern immer das Maximum, zu einem Meistertitel mit Alba reichte es aber nicht.

© Imago/Eibner

Basketball: Alba Berlin trennt sich von Sasa Obradovic

Nach vier Jahren gehen Alba Berlin und Basketball-Trainer Sasa Obradovic getrennte Wege. Einen Nachfolger hat der Klub noch nicht.

Vier Jahre sind eine lange Zeit im Profisport, besonders wenn man ihn so intensiv lebt wie Sasa Obradovic. Aus der Ära des Serben bei Alba Berlin bleiben viele Szenen in Erinnerung. Positive wie der Jubel nach den drei Pokalsiegen, die er mit den Berliner feiern konnte. Auch negative, wie die Rangelei mit seinem eigenen Aufbauspieler Alex Renfroe in einer Auszeit. Oder legendäre, wie den Triumph gegen NBA-Champion San Antonio Spurs. Gregg Popovich, die Trainerlegende der Spurs, sagte damals, ihm sei schon nach einem Angriff klar gewesen, wie hart Alba kämpfen würde. Obradovic hatte dafür nur seine charakteristische Geste am Spielfeldrand zur Aufführung bringen müssen: Beide Hände zur Seite gestreckt, eine Mischung aus Aggressivität und Unverständnis für alle Fehler, die man im Basketball so machen kann.

„Vier Jahre mit voller Kraft voraus“

Jetzt muss sich Alba Berlin einen neuen Trainer suchen, der von allem im Klub das Maximum auf dem Feld und daneben einfordert. Am Montag teilten die Berliner mit, dass der gerade ausgelaufene Vertrag von Sasa Obradovic einvernehmlich nicht verlängert wird. Vermutlich werden auch Assistenzcoach Milenko Bogicevic und Athletiktrainer Dusko Markovic mit ihrem Chef weiterziehen, Co-Trainer Thomas Paech hingegen wird bei Alba bleiben. Einen Nachfolger für den Chefcoach haben die Berliner wohl noch nicht, der neue Sportdirektor Himar Ojeda ist noch auf der Suche. „Wir sind da erst in den Anfängen“, sagt Geschäftsführer Marco Baldi, in den kommenden Tagen werde sicher kein neuer Coach präsentiert werden. Rund um das Final-Four-Turnier der Euroleague habe es aber Kontakt zu einigen Kandidaten gegeben, „Alba ist ein sehr beliebter Arbeitgeber“.

„Meine erste Priorität ist, wieder in der Euroleague zu arbeiten“

Die Erkenntnis, dass es Zeit für eine Trennung war, scheint bei allen Beteiligten während der Saison, die mit einem enttäuschenden Aus im Play-off-Viertelfinale endete, gewachsen zu sein. Baldi spricht von „vier Jahren mit voller Kraft voraus“ und dem richtigen Zeitpunkt, um „neue sportliche Impulse zu setzen“.

Bereits im vergangenen Sommer hatte Obradovic mit einem Wechsel geliebäugelt, dann aber doch darauf verzichtet, eine entsprechende Klausel in seinem Vertrag zu nutzen. Trotz einer starken Saison 2014/15, in der er zum Bundesliga-Trainer des Jahres gewählt wurde und die Berliner beinahe ins Euroleague-Viertelfinale führte, blieben Angebote europäischer Spitzenklubs letztendlich aus. Wohin es den Serben nun zieht, ist noch unklar. „Meine erste Priorität ist, wieder in der Euroleague zu arbeiten“, sagt der 47-Jährige. „Ich gehe aber nicht überall hin, das Programm muss stimmen.“ Allzu wählerisch darf Obradovic jedoch nicht sein, schließlich verschlankt sich die Euroleague zur kommenden Saison von 24 auf 16 Mannschaften.

Drei Pokalsiege, einmal Vizemeister

Als Obradovic im Sommer 2012 von BK Donezk zu Alba wechselte, hatten die Berliner gerade zwei chaotische Jahre mit den Trainern Luka Pavicevic, Muli Katzurin und Gordon Herbert hinter sich. Der hitzige Serbe gab Alba wieder ein Gesicht und eine klare Identität. Vier Jahre lang stand Obradovic für maximale Intensität und Härte – gegen den Gegner und sich selbst. Das reichte für drei Pokalsiege und den Platz zwei in der Meisterschaft 2014. Den Titel konnte Obradovic aber nicht nach Berlin holen. Regelmäßig schien seinen Teams zum Saisonende die Energie für die von ihm geforderte kraftraubende Spielweise auszugehen. „Wir haben den Verein und den deutschen Basketball in Europa immer gut vertreten“, sagt Obradovic. „Wir haben das Bild verändert, das die Leute von Alba Berlin haben. Und ich habe mich in dieser Zeit persönlich auch als Trainer verbessert.“

Es wird interessant sein zu sehen, wie gut das Prinzip Obradovic in einer anderen Umgebung und mit möglicherweise teueren Profis funktioniert. Und wie sich Albas Gesicht ohne ihn verändert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false