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Basketball: Alba ruft die Krise aus

Nach der Heimniederlage gegen das Durchschnittsteam Ulm wird der Ton beim Alba Berlin rauer. Der letzten vier Heimspiele hat der Hauptstadt-Klub verloren. Für ein Team, das Meister und Pokalsieger werden will, ist das eine bedenkliche Entwicklung.

Berlin - Luka Pavicevic hatte sich solche Mühe gegeben, doch nur Minuten später wurde er vom eigenen Geschäftsführer konterkariert. „Die Probleme in der Verteidigung sind nicht auf mangelnden Kampfgeist zurückzuführen“, hatte Alba Berlins Trainer nach der 90:94-Heimniederlage gegen ratiopharm Ulm gesagt, ein Team, das zuvor neun Bundesligaspiele in Folge verloren hatte. Vielmehr sei die Mannschaft noch in einer Entwicklungsphase, „und in der Verteidigung deshalb nicht konstant“. Marco Baldi hingegen hatte keine Lust mehr, sich vor die Mannschaft zu stellen wie immer wieder in dieser Saison. Äußerlich ruhig stand er am Samstagabend in der Max-Schmeling- Halle, er erhob die Stimme nicht, gestikulierte nicht – seine Worte sprachen für sich. „Ich bin bedient“, sagte Baldi, „so werden wir nicht weiterarbeiten, das steht fest. Wer es bisher nicht verstanden hat, hat es heute verstanden, sonst werden wir dafür sorgen, dass er es versteht.“ In vielen Situationen habe in der Verteidigung die letzte Entschlossenheit gefehlt, „das kann nicht sein“.

Drei der vier letzten Bundesligaheimspiele hat Alba verloren, auf die Spitzenteams Quakenbrück und Leverkusen folgte das Durchschnittsteam Ulm, das im dritten Viertel schon elf Punkte Rückstand gehabt hatte. Ulms Trainer Mike Taylor sprach denn auch von einem „sehr denkwürdigen Abend“. Man sei durch die Hinspielniederlage gewarnt gewesen, sagte Pavicevic, und habe sich entsprechend auf Ulm eingestellt. Bloß zugehört hat wohl keiner.

Gestern musste Pavicevic sich nicht mit weghörenden Profis beschäftigen. Nachdem er nach dem Spiel in der Kabine teilweise brüllend seine Meinung kundgetan hatte, hatten die Spieler gestern wie geplant frei. „Zum Regenerieren und Nachdenken“, wie Aleksandar Nadjfeji sagt, mit 20 Punkten trotz gerade erst überstandener Muskelverletzung Albas bester Werfer. Unterschätzt habe man die Ulmer nicht, „aber das war richtig schlecht. Wir haben die Kontrolle verloren.“

Dabei führte Alba wie schon gegen Leverkusen deutlich. Nach vorne lief es, mit Ausnahme der Freiwürfe, gut. Die Berliner trafen 60 Prozent der Feldwürfe, und auch das Zusammenspiel funktionierte zu Baldis Zufriedenheit. Aber es könne nicht sein, „dass wir denken, wir treffen, wenn wir wollen, und jetzt sind halt die mal dran“. Denn plötzlich traf nur noch Ulm und legte eine 21:5-Serie hin. Alba schaute zu und ließ all das vermissen, was für Baldi zu einer guten Verteidigung gehört: „Einstellung, Leidenschaft, Spaß, Hingabe.“ Fehlt all das, „kann man keinen Blumentopf gewinnen“. Viel Zeit bleibt Alba nicht, um die Leistung an die Ansprüche anzupassen. Schließlich soll die Mannschaft Meister und möglichst auch Pokalsieger werden. Zehn Spieltage stehen bis Play-off-Beginn noch aus, bereits am 19. März kommt Ulm zum Pokal-Viertelfinale wieder nach Berlin.

Schon häufig erzielten die Gegner in den letzten Monaten in Berlin an die 90 Punkte. Doch während es gegen Paderborn und Ludwigsburg gerade noch zum Sieg reichte, waren Leverkusen und Ulm zu stark. Ohne die Neuzugänge Nadjfeji und Immanuel McElroy wäre die Niederlage womöglich noch deutlicher ausgefallen. Spielmacher Bobby Brown vernachlässigte wieder einmal die Verteidigungsarbeit, Dragan Dojcin und Goran Nikolic sind ein ganzes Stück von ihrer Bestform entfernt und während Julius Jenkins 40 Minuten durchhalten musste, durfte der deutsche Nationalmannschafts-Center Patrick Femerling nur knapp 12 Minuten aufs Feld. Dass ausgerechnet er die Wende zugunsten der Ulmer einleitete, passte zum Spiel. Beim Stand von 67:63 für Alba in der 30. Minute foulte Femerling Ulms Ernest Gallup beim Dreipunktewurf. Der Ball war trotzdem drin, Femerling erhielt sein viertes Foul und meckerte noch nach seiner sofortigen Auswechslung weiter. Weil er nicht mehr mitspielte, konnte er dafür kein weiteres Foul kassieren, stattdessen verhängte der Schiedsrichter gegen Albas Bank ein sogenanntes technisches Foul. Gallup verwandelte alle drei fälligen Freiwürfe und Ulm führte plötzlich 69:67. „Das tut mir leid, ich habe der Mannschaft geschadet“, sagte Femerling. Baldi kündigte dennoch Konsequenzen für den Kapitän an. „Das technische Foul nehmen wir sicher nicht einfach hin“, sagte er.

Helen Ruwald

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