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Basketball-EM: Blaulicht und Sirene

Bei der Basketball-Europameisterschaft übt Polen schon mal für die Fußball-EM 2012. Schon jetzt gibt es Public-Viewing. Für die Teambusse werden ganze Straßenzüge abgesperrt.

Ganz Polen liegt seiner Nationalmannschaft zu Füßen. In den Nachrichtensendungen im Fernsehen und auf den Titelseiten der Zeitungen sind die langen Männer in Rot-Weiß das große Thema. Allerdings handelt es sich dabei nicht um Polens Basketballer, die zurzeit bei der EM im Heimatland um den Einzug ins Viertelfinale kämpfen. Gefeiert werden die Volleyballer, die am Sonntag in Izmir erstmals den EM-Titel gewannen. Doch im Schatten des Volleyball-Triumphs haben auch die Basketballer mit ihren guten Auftritten bei der EM viele Fans gewonnen, am Mittwoch müssen sie allerdings Weltmeister Spanien schlagen, um noch das Viertelfinale zu erreichen. Die Deutschen kämpften am Dienstagabend (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) gegen Kroatien um den Einzug ins Viertelfinale.

In Polen ist Marcin Gortat nicht nur das Gesicht der EM, sondern auch des Basketballs an sich. Von Plakatwänden in den Innenstädten blickt der Center des NBA-Teams Orlando Magic grimmig, glatzköpfig und mit nacktem Oberkörper herab und wirbt so für eine polnische Sport-Internetplattform. Seit der 2,11 Meter große Gortat mit Orlando im Frühjahr die NBA-Finalserie erreichte, ist der frühere Kölner Bundesligaprofi ein Superstar in seiner Heimat. „Marcin ist für Polen das, was Dirk Nowitzki für Deutschland ist“, sagt der deutsche Nationalspieler Konrad Wysocki. Nowitzkis Klub Dallas Mavericks wollte Gortat in diesem Sommer sogar verpflichten, doch Orlando konnte den 25-Jährigen weiter an sich binden.

Konrad Wysocki wird den polnischen Basketball in der kommenden Saison noch besser kennenlernen. Der 27-Jährige, der in Polen geboren wurde und im Alter von vier Jahren nach Deutschland kam, wechselt von den Frankfurt Skyliners zum polnischen Spitzenteam Turow Zgorzelec, das vom ehemaligen Berliner Sasa Obradovic trainiert wird und in den letzten drei Jahren jeweils Vizemeister in Polen wurde. In allen drei Jahren gewann Prokom Sopot den Titel, der Klub spielte auch in der Europaliga zuletzt eine gute Rolle. Sopots amerikanischer Aufbauspieler David Logan bekam in diesem Sommer einen polnischen Pass und lenkt bei der EM nun auch das Spiel des Nationalteams. „Logan ist extrem schnell, mit Gortat und dem ehemaligen NBA-Profi Maciej Lampe sind die Polen auch sehr groß und kräftig“, sagt Wysocki. Lediglich Souveränität und Ruhe fehle ihnen noch, um die ganz großen Teams zu schlagen. Bei der 60:76-Niederlage gegen Slowenien war allerdings der ehemalige AlbaSpieler Szymon Szewczyk mit 15 Punkten bester polnischer Spieler.

Mit dem Großereignis Basketball-EM bereitet sich Polen auf das Riesenereignis Fußball-EM 2012 vor. Schon jetzt gibt es Public-Viewing-Zonen, die allerdings noch schwach besucht sind. Und auch wenn die Zwischenrundenspiele – bis auf die der Polen in Gortats Heimatstadt Lodz – wenig Zuschauer anziehen: Bei der Organisation des Turniers zeigen sich die Gastgeber hochprofessionell. Für die Teambusse werden ganze Straßenzüge abgesperrt, Polizeieskorten donnern mit Blaulicht und Sirenen voran.

Am Montag wurden die polnischen Volleyballer bei ihrer Rückkehr aus der Türkei von Tausenden Fans in Warschau und Millionen Fernsehzuschauern bejubelt, am Dienstag empfing Ministerpräsident Donald Tusk die Mannschaft. Von solchen Ehren sind Polens Basketballer trotz Marcin Gortat noch weit entfernt.

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