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Basketball-EM: Titelverteidiger ohne Stars

Russlands Basketballer gehen ohne große Hoffnung in die EM. Am Dienstag treffen sie in Danzig auf die deutsche Mannschaft.

Egal bei welchem Turnier, egal in welcher Sportart: Eigentlich zählt ein Titelverteidiger immer zu den Favoriten. Bei der Basketball-EM in Polen allerdings wird dem amtierenden Europameister nur sehr wenig zugetraut. Die russische Mannschaft, der zweite Gegner der deutschen Basketballer in der Vorrunde, hat auch wenig mit dem Team zu tun, das vor zwei Jahren in Spanien die Goldmedaille gewann. Wenn beide Mannschaften am heutigen Dienstag (16.30 Uhr, live im DSF) das Feld der Olivia Hall von Danzig betreten, wird auf russischer Seite die komplette Startformation der letzte EM fehlen. Insgesamt stehen Russlands Trainer David Blatt nur noch drei Spieler aus dem Kader von 2007 zur Verfügung.

Bundestrainer Dirk Bauermann sieht bei den Russen Parallelen zu seinem eigenen Team, das sich ebenfalls im Umbruch befindet. „Der Unterschied ist, dass die jüngsten russischen Spieler immer noch zwei bis drei Jahre älter sind als unsere Neuen“, sagt Bauermann. „Und dass alle Russen bei Spitzenklubs spielen und Europapokalerfahrung haben.“ Die beiden fehlenden Stars des Europameisters – NBA-Profi Andrej Kirilenko und der eingebürgerte US-Amerikaner J.R. Holden – sind allerdings für Blatt nicht zu ersetzen. Kirilenko wurde vor zwei Jahren zum „Wertvollsten Spieler“ der EM gewählt, Holden traf im Endspiel in Madrid 2,1 Sekunden vor Schluss den entscheidenden Wurf zum 60:59-Sieg gegen Gastgeber Spanien.

Am Montag traf das neue Russland in seinem ersten EM-Spiel auf Lettland, Deutschland eröffnete das Turnier gegen Frankreich. Beide Spiele waren nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet.

„Es wäre lächerlich zu bestreiten, dass unser Team schwächer ist als in Madrid oder Peking“, musste auch Russlands Trainer David Blatt zugeben. „Der Kader hat sich zu 60 Prozent verändert – und wir sprechen hier von Anführern, den Identifikationsfiguren. Unter diesen Umständen wird es sogar schwer, überhaupt die Gruppenphase zu überstehen.“ Ohne Kirilenko und Holden hatten sich die Russen in diesem Sommer durch ihre Vorbereitungsspiele gequält. Sechs größtenteils deutlichen Niederlagen standen nur zwei Siege gegenüber, besonders im Angriff wirkte das russische Team wenig harmonisch. Dann verletzte sich auch noch Viktor Khryapa von ZSKA Moskau am Knie. Der NBA-erfahrene Flügelspieler sollte das russische Team eigentlich anführen, jetzt fällt er für das gesamte Turnier aus.

Auch wenn er beim heutigen Gegner „fehlende Stabilität“ ausgemacht hat, sieht der deutsche Trainer Dirk Bauermann Russland nicht als den leichtesten Gegner der Vorrunde: „Das ist ein riesiges Land mit großer Basketballtradition. Dadurch fällt es den Russen leichter als uns, solche Ausfälle zu kompensieren“, sagte er. Und dann nutzte Bauermann das Stichwort Russland noch, um sein Lieblingsthema anzusprechen: die wenigen jungen deutschen Spieler in der Basketball-Bundesliga. In der russischen Liga müssten immer zwei einheimische Spieler auf dem Feld stehen, sagte Bauermann, das führe eben zu einer „unglaublichen Breite“.

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