zum Hauptinhalt
Hamann

© ddp

Basketball: Ende der Beschaulichkeit

Alba zieht wieder: auf der Suche nach einer neuen Herausforderung wechselt Spielmacher und Nationalspieler Steffen Hamann aus Bamberg zu Alba Berlin.

Die Fische am Bamberger Baggersee wollten einfach nicht anbeißen. Steffen Hamann konnte die Angel gestern Nachmittag nicht ruhig halten, weil ständig sein Handy klingelte. Am Abend zuvor hatte der Spielmacher der deutschen Basketball-Nationalmannschaft beim Deutschen Meister Alba Berlin einen Dreijahresvertrag unterschrieben, und nun war es vorbei mit der Ruhe.

Dass ihm manche Berliner Gepflogenheit noch fremd ist, war am Vorabend offensichtlich geworden. Niemals käme eine Info über laufende Verhandlungen über die Lippen eines Alba-Verantwortlichen. Hamann aber sagte nach dem Sieg gegen Polen in der Max-Schmeling-Halle (siehe Text links), zu dem er 14 Punkte, fünf Assists und vier Ballgewinne beisteuerte, ganz selbstverständlich: "Es gibt Gespräche mit Alba." Kurz darauf unterschrieb der 27-Jährige, der von den Brose Baskets Bamberg kommt, den Vertrag. Er ist neben Patrick Femerling, Johannes Herber und Philip Zwiener Albas vierter deutscher Nationalspieler. In der Vergangenheit hatte der Weg in die andere Richtung geführt: Die früheren Berliner Mithat Demirel, Demond Greene und Ademola Okulaja tragen inzwischen Bambergs Trikot. Doch Meisterschaft und Europaliga-Startplatz machen Alba wieder zur attraktivsten Adresse in deutschen Landen. Besonders für die Europaliga hat sich Alba einen routinierten Spielmacher gewünscht, und mit Hamann die erträumte Verstärkung gefunden.

Hamann hat sein ganzes Leben in Bamberg verbracht - abgesehen von einem Abstecher zu Climiamo Bologna in der Saison 2006/2007. Dort gab es Probleme mit dem insolventen Sponsor, und nach wenigen Monaten war Hamann wieder in Franken und führte das Team zum zweiten deutschen Meistertitel. Das missglückte Italien-Abenteuer kam Alba jetzt zugute. "Ein Wechsel ins Ausland birgt mehr Risiko, in Berlin muss ich mich nicht so umstellen", sagt Hamann, der bislang 65 Länderspiele bestritt, bei zwei Europameisterschaften und einer Weltmeisterschaft dabei war. Die lange Vertragsdauer empfindet er als beruhigend: "Ich bin nicht der Typ, der ein Jahr hier und ein Jahr da spielt. Außerdem war mir wichtig, dass Trainer Pavicevic noch einen Zweijahresvertrag hat."

Hamann wollte unbedingt ein zweites Mal aus dem beschaulichen Bamberg ausbrechen. "Mit der Zeit kennt man fast jeden Zuschauer mit Namen und wird betriebsblind. Ich suche eine neue Herausforderung", erzählt er. Die kann ihm Pavicevic bieten, glaubt Alba Berlins Geschäftsführer Marco Baldi: "Hamann ist ein gestandener Spieler, aber er wird unter Luka noch Neues kennenlernen." In Bamberg und im Nationalteam hieß sein Trainer Dirk Bauermann. Albas Sportdirektor Henning Harnisch schwärmt von Hamann als einem "herausragenden Athleten, der seit Jahren auf höchstem Niveau spielt. Er ist ein Kämpfer mit einer super Einstellung, das sieht man auch als Gegner sofort." Bisher war Alba der Gegner, selbst beim Länderspiel wurde Hamann beim Einlaufen von den Berliner Fans mit vereinzelten Pfiffen bedacht.

Das wird ihm künftig erspart bleiben, schließlich gehört er in die Kategorie hochkarätiger Neuzugang, wie auch der in der Vorwoche verpflichtete Center Adam Chubb aus Quakenbrück. Damit haben zwölf Spieler einen Vertrag für die neue Saison. Im Vorjahr, als ein neuer Trainer und zahlreiche Spieler geholt wurden, dauerte es viel länger, bis der Kader Konturen annahm. "Das Gerüst steht. Da kann man einfacher definieren, was man noch braucht", sagt Harnisch. Dazu gehört auf jeden Fall ein weiterer Aufbauspieler. Das kann durchaus Bobby Brown sein, der sein Glück zunächst in der NBA-Sommerliga versucht. "Er hat einen Traum. Aber seine Rückkehr kann definitiv ein Thema sein", sagt Harnisch.

Helen Ruwald

Zur Startseite