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© AFP

Basketball-Europaliga: Zum Sieg gesungen

Lautstarke Zuschauer verhalfen Panathinaikos Athen und ZSKA Moskau ins Finale des Final-Four-Turniers der Europaliga in Berlin.

So laut – und vor allem so bunt – wie am Freitagabend war die O2-World in ihrer noch jungen Geschichte mit ziemlicher Sicherheit noch nie. Zum Final Four der Europaliga hatten alle vier Teams je mehr als tausend Fans mitgebracht, die nicht nur einen Höllenlärm veranstalteten, sondern dem Saisonhöhepunkt des europäischen Basketballs auch optisch einen würdigen Rahmen verliehen. Die rotblauen Farben des FC Barcelona reichten bis unter das Hallendach, ganz in Grün erstrahlte die Ecke der Fans von Panathinaikos Athen. ZSKA Moskau tauchte beinahe ein Viertel der Arena in Rot, das fast in den ebenfalls roten Block von Olympiakos Piräus überging. Das grelle Orange der Ordnungskräfte und das Moosgrün der Polizei rundeten das Bild ab.

Über den Einzug ins Endspiel am Sonntag jubelten am Ende Rot und Grün: Im ersten Halbfinale setzte sich Moskau 82:78 (32:36) gegen Barcelona durch, danach entschied Panathinaikos das griechische Duell 84:82 (43:41) für sich.

Trotz der Eintrittspreise von teilweise mehr als 1000 Euro war die Arena schon seit Wochen ausverkauft, die teuersten Plätze direkt am Spielfeldrand besetzten zum ersten Halbfinale fast ausnahmslos Russen, die wohl der Einkommensklasse „Oligarch“ zuzuordnen waren. Die Herren und Damen, die Fanschals gekonnt mit glitzernden Ohrringen und Maßanzügen kombinierten, gingen aber nicht weniger leidenschaftlich mit als der Rest der knapp 15.000 Zuschauer.

Barcelona startete stark ins erste Halbfinale gegen ZSKA und setzte sich schnell 17:6 ab. Doch Titelverteidiger Moskau blieb gelassen und konnte beim 30:30 erstmals ausgleichen. Zu diesem Zeitpunkt hatten auch die meisten griechischen Fans beider Lager ihre Plätze eingenommen und vertrieben sich die Zeit mit Schmähgesängen auf den gegnerischen Klub und der ein oder anderen Zigarette. Das Geschehen auf dem Spielfeld interessierte sie wenig – dabei verpassten sie eine hochklassige Partie.

Ins Schlussviertel gingen die Katalanen noch mit einer 56:54-Führung – aber dann brachte Ramunas Siskauskas ZSKA fast im Alleingang doch noch ins Finale. Der Litauer traf aus allen Lagen, erzielte in den letzten zehn Minuten 18 Punkte (insgesamt 29) und brachte damit Barcelona um die Chance, den ersten Europaligatitel seit 2003 zu holen. Als die Schlusssirene den Finaleinzug der Moskauer verkündete, hüpfte die gesamte Oligarchenreihe entfesselt auf und ab, ein Russe mittleren Alters ließ sich vor Glück auf die Knie fallen, die Hände ekstatisch zur Hallendecke emporgestreckt.

Was dann kam, kennt man hierzulande kaum aus Fußballstadien – geschweige denn von Sportveranstaltungen in geschlossenen Räumen. 40 Minuten lang war es nicht eine Sekunde still in der Halle, beide griechischen Kurven, seit Jahrzehnten in inniger Abneigung verbunden, lieferten sich ein unermüdliches Gesangsduell. Bei aller deutlich vorgetragenen Aggression: Die zuvor befürchteten Wurfgeschosse, Leuchtraketen und bengalischen Feuer hatten die beiden Fan-Gruppen wohl in Griechenland gelassen – oder sie waren ihnen bei den Einlasskontrollen abgenommen worden.

Die Athener hatten zunächst mehr Grund zum Jubeln als die Gegner aus der benachbarten Hafenstadt: Panathinaikos führte schnell 7:0 und blieb auch bis zum Halbzeitstand von 43:41 vorne, lediglich der gerade einmal 1,86 Meter große US-Amerikaner Lynn Greer hielt Piräus mit 15 Punkten im Spiel. In der zweiten Hälfte konnte sich keine der beiden Mannschaften wirklich absetzen. Die Entscheidung fiel erst ein der Schlusssekunde, als Piräus die Chance zum Ausgleich und damit auf eine Verlängerung vergab. Nach dem letzten Wurf sangen nur noch die Panathinaikos-Fans, die ihre Stimmbänder für das Endspiel am Sonntag nun erstmal schonen werden müssen.

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