zum Hauptinhalt
Gelbe Wand. Vor mehr als 13 000 Zuschauern gelingt Stefan Peno (links) und den anderen Alba-Spielern kaum etwas. Die Bayern um Maik Zirbes haben leichtes Spiel.

© Foto: Büttner/dpa

Basketball: Kollektive Schwere bei Alba Berlin

Bei der deutlichen Niederlage gegen Bayern München wirken Albas Spieler wie erschlagen. Manager Baldi ist trotzdem hoffnungsfroh.

Von David Joram

Als bereits alles vorüber war, schlurfte Maik Zirbes am Donnerstagabend noch aus der Gästekabine im Bauch der Arena am Ostbahnhof. Der Bayern-Spieler, ein Hüne von 2,07 Metern, wirkte gelöst, zufrieden. „Wir haben heute unseren Basketball gespielt“, sagte Zirbes. Er meinte damit: Defensiv aggressiv, vorne variabel, oft auf den einfachen Korb aus. Das Spiel der Münchner kam mindestens so frisch daher wie Zirbes’ soeben absolvierte Duscheinheit.

„Wir haben viele gute Sachen gemacht“, befand Zirbes. Warum das gelang? „Vor dem Spiel sind wir schon ziemlich bereit gewesen.“ Bereit für eine Berliner Mannschaft, die Bayern durch den Auswärtssieg im ersten Spiel mächtig geärgert hatte. Zirbes hat das nicht vergessen, vielleicht deshalb schickte er nach dem klaren 96:69 und dem 1:1-Ausgleich in der Serie eine kleine Spitze Richtung Alba: „Ich habe gehört, dass Alba sich als Favorit sieht. Das lassen wir mal so stehen, die können dann gerne Favorit sein.“

Favorit – für den, der sich als Außenseiter wohler fühlt, kann das schwer wiegen. Ob sich die Berliner nach dem Spiel in München tatsächlich als ein solcher fühlten oder ob Zirbes sich schlicht verhört hatte, war abschließend nicht zu erfahren. Unstrittig blieb: Vor Spiel zwei war nicht nur der Heimvorteil nach Berlin gewandert, sondern auch die Gewissheit, mit dieser Mannschaft und ihrem fein austarierten Tempospiel beste Chancen auf die erste Meisterschaft nach zehn Jahren zu besitzen. Marco Baldi, Albas Geschäftsführer, sprach später in kleiner Runde schlicht „vom Momentum“.

Das Momentum steht für die „Dauer einer Bewegung“. Die Bewegung so anzupassen, dass sie möglichst lang andauern möge, war die Aufgabe, die den Spielern in den gelben Trikots vor dem Heimspiel gegen München gestellt worden war. Und daran verzweifelten sie.

Ganz selten schuf Alba seinen Dreierschützen Positionen, die Erfolge versprochen hätten. Die Bereitschaft, für einen Korb wieder alles zu riskieren – sie fehlte. Nur zehn von 26 Versuchen aus der Distanz führten zu drei Punkten, Marius Grigonis, in München gefeierter 30-Punkte-Mann, blieb am Donnerstag bei zehn stehen. Andere zuverlässige Größen wie Spencer Butterfield, Luke Sikma oder Peyton Siva fielen genauso ab, weil unter der kollektiven Schwere auch die Einzelkönner litten.

"Wir waren von der Energie her besser"

„Grigonis hat Qualität, der ist kaltschnäuzig und verzweifelt nicht so schnell“, sagte Baldi später fast wie zum Trotz. Kurz darauf durchschritt Sasa Obradovic, Albas einstiger Erfolgstrainer den VIP-Raum, blieb bei Baldi stehen und drückte ihm ein Küsschen links und rechts auf die Backen. Es wirkte fast wie ein Trost, der nicht ausgesprochen werden musste, so hart waren die Berliner nach dem Höhenflug von München gelandet.

Baldi blieb tapfer, sprach davon, dass man nun mutig bleiben müsse, nicht hadern dürfe. Und auch dies sagte er: „Wir dürfen nicht darauf verzichten, den Ball schnell hin und her zu bewegen.“

Dass das von Trainer Aito Garcia Reneses gewünschte „Pick-and-roll“-Spiel nicht funktioniert hatte, lag natürlich auch an den konsequent verteidigenden Bayern.

„Wir waren heute in der Verteidigung besser, viel näher dran“, lobte Marko Pesic, Bayerns Geschäftsführer mit ruhmreicher Berliner Meister-Vergangenheit, die Seinen. Pesic durfte auf sein Team auch deshalb so stolz sein, weil dieses ich unter Druck gestanden hatte. „Wir hätten nach diesem Spiel 0:2 hinten liegen können. Dann so eine Leistung zu zeigen, ist sehr gut“, befand der 41-Jährige.

Alba dagegen wirkte gehemmt, vielleicht von den über 13 000 Zuschauern, die größtenteils ein vom Klub ausgelegtes gelbes Shirt übergestreift hatten. Vielleicht im Wissen um die große Möglichkeit, mit Sieg zwei in der Serie schon eine Vorentscheidung erzielen zu können.

Jedenfalls waren die Berliner vollkommen blockiert und die Körper der Spieler führten nicht aus, was der Kopf wünschte. Shooting Guard Akeem Vargas befand: „Wir haben heute kein Normallevel erreicht.“ Das galt für das Angriffsspiel wie für die Defensive. Berlin ließ München unter dem Korb zielgerichtet agieren, fünf verschiedene Schützen (Cunningham, Barthel, Lucic, Djedovic, Redding) punkteten zweistellig.

„Wir waren von der Energie her besser. Aber in so einer Phase ist vieles Kopfsache, es liegt im mentalen Bereich der Spieler“, erklärte Pesic Bayerns Wiederauferstehung. Was das für Alba und den Fortgang der Serie bedeutet, sagte Baldi: „Wir haben uns in dieser Saison eine gewisse Qualität gebaut, auf die müssen wir setzen, die müssen wir forcieren.“ Vielleicht gelingt dies schon am Sonntag.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false