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© dpa

Basketball-Nationalmannschaft: Ein luxuriöses Problem

Deutsche Basketballer sind gut besetzt wie nie. Vor der Reise zur Vorrunde nach Mallorca will sich Bundestrainer Bauermann endgültig entscheiden, wer im Team spielt.

Misan Nikagbatse steht an der Seitenlinie und fummelt an seinem Handgelenk herum. Der Schiedsrichter hat ihn nicht aufs Feld gelassen, erst soll er eine silberne Handkette und zwei Glücksbänder abnehmen – Verletzungsgefahr. Misan Nikagbatse versucht vergeblich, den Verschluss zu öffnen. „In Italien durfte ich immer damit spielen“, sagt er, „ich habe vergessen, wie man das Band abmacht.“ Bauermann beobachtet erstaunt die Szene, die man sonst nur bei Jugendspielen sieht, und schüttelte den Kopf. Endlich öffnet sich der Verschluss, zum Glück für Nikagbatse.

Hätte sich die Einwechslung weiter hinausgezögert, wären seine Chancen auf einen Platz bei der Europameisterschaft vielleicht gesunken. Wegen Unprofessionalität. Denn nun können kleine Dinge große Wirkung haben. „Die Wahl fällt in diesem Jahr so schwer wie nie zuvor“, sagt Bundestrainer Dirk Bauermann, „es ist kein fauler Apfel dabei.“ Vor dem Testspiel am Freitagabend gegen China (88:55), bei dem Dirk Nowitzki mit 17 Punkten eine überzeugende Rückkehr feierte, hatte der Bundestrainer Kirsten Zöllner und Stefano Garris aussortiert. Von den verbleibenden 14 Spielern dürfen nur zwölf mit zur Europameisterschaft nach Spanien (3. bis 16. September). „Alle hätten es sich verdient“, sagt Bauermann, „ich habe ein Luxusproblem.“ Sein Team ist so ausgeglichen besetzt wie nie zuvor. „Erstmals haben wir keine Verletzungsprobleme“, sagt der Bundestrainer, „so einen fitten Ademola Okulaja haben wir lange nicht gesehen und auch Patrick Femerling hat ein Jahr ohne Verletzung hinter sich.“ Hinzu kommt, dass jüngere Spieler wie Steffen Hamann, Guido Grünheid, Jan Jagla und Misan Nikagbatse reifer und routinierter geworden sind.

Auch findet der in den USA geborene Julian Sensley besser ins Team. Im vergangenen Jahr hatte er sich noch an Europa gewöhnen müssen, weshalb ihn Bauerman vor der WM in Japan aussortierte. „Das ist Motivation für mich, es diesmal zu schaffen“, sagt Sensley. Seine Chancen stehen nicht schlecht. Beim mühelosen Erfolg über China nutzte der Small Forward seine Einsatzzeit in der zweiten Halbzeit zu zwölf Punkten. „Ich habe mich jetzt an den europäischen Basketballstil gewöhnt“, erklärt Sensley. Er spielte im letzten Jahr erstmals in Italien.

Neben Sensley, der einige spektakuläre Aktionen hatte, zählten auch Johannes Herber und Pascal Roller zu den Gewinnern des ersten Testspiels vor der Weltmeisterschaft. Das machte es für Bauermann nicht gerade einfach. Vielleicht finden sich ja in den übrigen Testspielen - heute spielt das deutsche Team in Mannheim erneut gegen China (15 Uhr, live im DSF) – die beiden Streichkandidaten. Ein Aufbauspieler dürfte darunter sein, gegenwärtig hat Dirk Bauermann noch vier davon in seinem Kader. „Ich sehe meine Chancen sehr gut“, sagt Misan Nikagbatse. Während Steffen Hamann als erster Aufbauspieler gesetzt sein dürfte, streiten auch Mithat Demirel und Pascal Roller um einen Platz im Team. „Es ist immens schwierig in diesem Jahr“, sagt Demirel. Der gestiegene Konkurrenzkampf ist im Training gut zu bemerken. „Bisher hat keiner wegen einer Verletzung gefehlt“, sagt Demirel

Vor der Reise zur Vorrunde nach Mallorca will sich Bauermann endgültig entscheiden. Ein Zeitpunkt, vor dem sich Wolfgang Brenscheidt fürchtet. „Das wird eine Entscheidung, die weh tut“, sagt der Sportdirektor des Deutschen Basketball-Bundes, „ich bin froh, dass ich diese Entscheidung nicht treffen muss.“

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