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Basketball-Play-offs: Alba Berlin: Kampf gegen die Krise

Die Basketballer von Alba Berlin wollen am Mittwoch beim Play-off-Halbfinalspiel in Bonn die Negativ-Schlagzeilen stoppen.

Berlin - Krisensitzung? Davon will Aleksandar Nadjfeji nichts wissen. Am Pfingstmontag trafen sich Alba Berlins Profis zum Videostudium und führten sich noch einmal Ausschnitte ihrer Niederlage im ersten Play-off-Halbfinale gegen die Telekom Baskets Bonn zu Gemüte. Doch das Gerücht von der Krisensitzung wies Nadjfeji zurück: „Es war ein ganz normales Treffen mit Videoanalyse, wie vor jedem Spiel. Wir haben über die Fehler gesprochen, die wir gemacht haben.“

Anlass zu tiefergehenden Diskussionen hätte es beim Noch-Meister, der die erfolgreiche Titelverteidigung als einzig akzeptables Ergebnis proklamiert, durchaus gegeben. Seit Alba Berlin im Hauptrunden-Endspurt die Tabellenführung erobert hat, ist das mit erstklassigen Individualisten besetzte Ensemble ins Straucheln geraten und hat an Souveränität verloren. Fünf Spiele benötigte der große Favorit, um im Viertelfinale den Tabellenachten Paderborn niederzukämpfen, gegen Bonn setzte es die zweite Heimniederlage dieser Bundesligasaison. Den Berlinern fehlte neben Glück in der Schlussphase auch Spritzigkeit; die Bonner wirkten nicht nur physisch, sondern auch psychisch fitter und siegeshungriger.

Viele Alba-Spieler können ausgerechnet in der entscheidenden Saisonphase ihre Normalform nicht abrufen. Natürlich sei die Stimmung nach einer Heimniederlage „nicht großartig“, sagt Nadjfeji vor dem zweiten Spiel heute in Bonn (20.15 Uhr, Public Viewing in der Axel-Springer-Passage, Markgrafenstraße), aber „wir halten zusammen und kämpfen füreinander.“ Der Serbe selbst ist tatsächlich kämpferisches Vorbild, anders als manche seiner Teamkollegen. Teamgeist hatte Geschäftsführer Marco Baldi schon vor Play-off-Beginn gefordert: „In entscheidenden Momenten darf nicht einer beweisen wollen, dass er der Größte ist“, hatte er gesagt. Dies sei „bei einigen schon auf die Stirn geschrieben, andere haben sich noch verzettelt“.

Nun sind sechs Play-off-Spiele absolviert, Alba verzettelt sich mehr denn je und muss aufpassen, dass die Saison nicht nach zwei weiteren Niederlagen am Samstag beendet ist. „Man hat gesehen, dass das Team Charakter hat, es hat sich nicht aufgegeben“, sagt Sportdirektor Henning Harnisch zwar angesichts zweier erfolgreicher Aufholjagden gegen Bonn, gibt aber auch zu, dass im Spiel nach vorne „noch Potenzial ist“. Eine freundliche Umschreibung dessen, dass fast alles über Julius Jenkins läuft. Er machte mit einer Ausnahme in jedem der sechs Play-off-Spiele mindestens 19 Punkte, bekommt aber zu wenig Unterstützung von seinen Nebenleuten. „Jenkins war heiß, deshalb wird auf ihn gespielt“, sagt Baldi. Zulässige Schlussfolgerung: Andere waren nicht heiß genug.

Leistungsträger Immanuel McElroy schleppt eine Bauchmuskelverletzung mit sich herum, andere können oder dürfen ihr Potenzial nicht abrufen. Center Blagota Sekulic steuerte am Sonntag vor der Pause in sieben Minuten acht Punkte bei – und stand in der zweiten Halbzeit nur noch zweieinhalb Minuten auf dem Feld. Der aus der NBA gekommene Casey Jacobsen sowie Ansu Sesay enttäuschen häufig, Steffen Hamann, Spielmacher der deutschen Nationalmannschaft, steckt im Formtief und spielt in den Play-offs im Schnitt nur elfeinhalb Minuten. Seine Ausbeute: sechs Einsätze, 13 Punkte. Weil Trainer Luka Pavicevic, mit dem Alba gerade vorzeitig bis 2012 verlängert hat, starr an seiner Rotation festhält, bleibt den Nationalspielern Johannes Herber und Philip Zwiener meist nur die Zuschauerrolle. Auch der lange verletzte Patrick Femerling hat einen Stammplatz: auf der Tribüne. Pavicevic erklärt und kommentiert Personalentscheidungen nicht, er handelt nur – oder eben nicht.

Wohl erneut ohne das deutsche Trio muss Alba sich heute bewähren. „Dass es schwierig wird, ist klar. Die nehmen den Schwung des ersten Spiels mit“, sagt Harnisch, betont aber: „Ich kann keine Krise erkennen. Wir haben uns aus einer schwierigen ersten Serie rausgezogen und hatten ein schweres Spiel gegen Bonn. Wir waren nicht perfekt, aber der Mannschaft ist kein Vorwurf zu machen.“ Jedenfalls nicht öffentlich. Noch nicht.

Helen Ruwald

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