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Kamann

© dpa

Basketball: Rostiges Debüt

Beim 104:68-Sieg gegen die Kapverden kann Chris Kaman nur andeuten, wie sehr er den deutschen Basketballern helfen kann.

Gestern, am 15. Juli genau um 15.30 Uhr griechischer Ortszeit, begann Chris Kamans Basketballkarriere in der deutschen Nationalmannschaft. Nach dem Abspielen der Nationalhymne und der Begrüßung der beiden Schiedsrichter machte sich der 2,13 Meter große Profi aus Michigan im schwarz-rot-goldenen Trikot zum Sprungball bereit. Gemeinsam mit Dirk Nowitzki, Philip Zwiener, Demond Greene und Steffen Haman stand er auf dem Feld in der mit kaum 200 Zuschauern gefüllten Basketballhalle in Athen. Es war nur genau drei Sekunden später, da holte der Center Kaman seinen ersten Rebound. „Wenn wir etwas von ihm haben wollen, dann muss er so viel spielen wie möglich“, hatte Bundestrainer Dirk Bauermann vor dem Auftaktmatch in dem olympischen Qualifikationsturnier gegen die Kapverdischen Inseln gesagt. Das erste von zwei Kaman-Aufbau-Spielen gewann Deutschland ohne große Anstrengung 104:68. Das Team der Kapverdischen Inseln besaß allenfalls deutsches Oberliganiveau. Aber, darum ging es nicht. Es ging um Chris Kaman.

Immerhin 1:35 Minuten lang musste das deutsche Nationalteam noch warten, bis dem Neuberliner Steffen Haman die ersten beiden Punkte auf dem Weg nach Peking gelangen. Nur kurze Zeit später verwandelte Dirk Nowitzki zwei Freiwürfe. Auch die anderen deutschen Spieler fanden schnell zu ihrer Wurfsicherheit, die Mannschaft setzte sich ab. „Es war wichtig, dass alle gleich zu Beginn Verantwortung übernommen und nicht wie das Kaninchen vor der Schlange nur auf Dirk und Chris geschaut haben“, sagte Bauermann. Doch eine Frage blieb: Wann trifft Kaman? Allzu lange warten mussten die wenigen deutschen Fans nicht. Nach drei Minuten setzte sich der 120- Kilo-Koloss mit all seiner Wucht und Kraft gegen die körperlich hoffnungslos unterlegenen Afrikaner durch. In genau der Art und Weise also, wie es alle von ihm erhofft haben, erzielte der 26-Jährige mit den deutschen Urgroßeltern seine ersten Punkte. Kaman lachte ein wenig, klatschte dann seine vier Mitspieler ab und legte später noch zwei verwandelte Freiwürfe nach. „Ich war noch etwas eingerostet“, sagte Kaman nach dem Spiel. „Ich musste mich noch ein bisschen an die Spielweise hier gewöhnen.“ Langsamer und dafür physischer als in der NBA sei der Basketball auf internationalem Level.

Im ersten Viertel, das Deutschland 34:11 gewann, spielte der erst in der vergangenen Woche eingebürgerte Center der Los Angeles Clippers immerhin etwas mehr als sechs Minuten. Nur Dirk Nowitzki und der Alba-Spieler Philip Zwiener blieben länger auf dem Feld.

Erwartungsgemäß änderte sich auch im zweiten Viertel nicht viel an der Gesamtsituation. Kaman kam hier sogar noch ein wenig länger zum Einsatz als im ersten Abschnitt und erzielte wiederum vier Punkte. Das Ergebnis war längst bedeutungslos, von Spannung fehlte jede Spur. 59:24 hieß es zur Halbzeit gegen die Basketballer von den Kapverdischen Inseln, die durch die zweite Niederlage nach dem 50:77 am Montag gegen Neuseeland nun bereits ausgeschieden sind.

Im dritten Viertel zogen die Deutschen auf 81:40 davon. Zwischenzeitlich kam der Außenseiter noch einmal geringfügig heran. Aber Bauermann wechselte frische Spieler ein, die Dominanz kehrte zurück ins deutsche Spiel. „Im dritten Viertel waren wir ein bisschen faul, das hat mir nicht gefallen“, sagte Kaman, der am Ende zehn  Punkte und zehn Rebounds erzielt hatte. Bester deutscher Werfer war sein NBA-Kollege Dirk Nowitzki mit 16 Punkten. Ob der klare Sieg auch den Beginn einer neuen (Kaman-)Zeitrechnung im deutschen Basketball bedeutet, bleibt abzuwarten. „Wir werden weiter daran arbeiten, dass Chris noch besser integriert wird“, sagte Bauermann. „Manchmal sind ihm unsere Laufwege noch nicht ganz klar.“

Schon heute (18.30 Uhr, live im DSF) folgt das zweite Vorrundenspiel gegen Neuseeland. Das wird schwieriger als gegen den westafrikanischen Inselstaat. Und wichtiger, denn es geht es um eine gute Ausgangsposition für die nächste Runde. Gewinnt Deutschland, geht es am Freitag im Viertelfinale gegen den Gruppenzweiten aus der Griechenland-Gruppe, die schwächer einzuschätzenden Brasilianer. Bis dahin sollte Kaman den Rost abgeschüttelt haben.

Torsten Haselbauer[Athen]

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