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Stangentanz. Maria Riesch macht sich auf den Weg in ihren Heimatort Garmisch-Partenkirchen. Foto: dpa

© dpa

Sport: Bauchplatscher statt Traum

Die deutschen Slalomfrauen enttäuschen – außer Maria Riesch auf Platz vier

Ein Aufschrei durchzog das Skistadion, ein letzter Hoffnungsschimmer erfüllte alle Fans. Geht da noch etwas? Kann Maria Riesch doch noch Bronze holen? So unerwartet? Tanja Poutiainen, die Finnin, hatte sich gerade artistisch gerettet, 50 Meter vor dem Ziel, aber es hatte Zeit gekostet, wertvolle Zeit, sie lag nun hinter Maria Riesch. Die blieb im zweiten Durchgang nun Vierte. Und oben stand nur noch Marlies Schild, die überragende Slalomfahrerin in dieser Saison. Wenn sie auch patzen oder gar ausscheiden würde, dann, ja dann hätte Maria Riesch Bronze.

Aber Schild patzte nicht.

Die Österreicherin Schild gewann Gold im WM-Slalom in Garmisch-Partenkirchen, Maria Riesch verpasste Bronze knapp. Nach dem ersten Durchgang hatte sie noch auf dem fünften Platz gelegen. Aber sie hat bereits zwei Bronzemedaillen gewonnen, steht außerhalb der Kritik. Nein, über Maria Riesch redete der Mann mit den kantigen Gesichtszügen und dem harten Blick nicht, der im Zielraum stand und aussah, als hätte man ihm gerade seine besten Ski gestohlen. Wolfgang Maier, der Alpindirektor des Deutschen Skiverbands, meinte andere, als er knurrte: „Jetzt wissen alle, wo sie stehen und dass es so nicht weitergehen kann.“

Er meinte zum Beispiel Susanne Riesch, ausgeschieden im zweiten Lauf, 2,19 Sekunden Rückstand auf die Führende Schild nach dem ersten Lauf. Und er meinte Fanny Chmelar, 15. am Ende, 2,38 Sekunden zurück nach dem ersten Durchgang. Und er meinte die maßlos enttäuschenden Katharina Dürr und Christina Geiger.

Susanne Riesch sah allerdings nur mäßig betrübt aus, als sie mit ihren Ski dastand und sagte: „Nach dem ersten Durchgang wollte ich Schadensbegrenzung betreiben. Ich habe angegriffen, aber bin gar nicht in den Rhythmus gekommen. Und dann war da der Bauchplatscher.“ Ein Fahrfehler, sie lag danach sekundenlang bäuchlings auf der Piste.

Fanny Chmelar sagte: „Ich bin sehr enttäuscht. Wir wollten dem heimischen Publikum mehr bieten. Aber ich muss jetzt einen Weg finden, dass es wieder nach oben geht.“ Dann noch möglicherweise ein Seitenhieb Richtung Maria Riesch: „Bei uns herrscht nicht so eine familiäre Atmosphäre wie in anderen Teams. Bei uns fährt die eine oder andere nach Hause und lässt sich von den Eltern trösten.“

Aber das sind nichts als hilflose Sätze, Schadensbegrenzung der seltsamen Art. Der Punkt ist, dass – abgesehen von Maria Riesch – die deutschen Slalom-Spezialistinnen erstens mit dem Druck nicht klarkommen, zweitens ohnehin Probleme mit der Einstellung haben. Es kam locker rüber, als Christina Geiger vor dem Rennen verkündete, sie traue sich einen Podestplatz zu. Chmelar redete ähnlich. Aber den Härtetest, das Rennen, das verpatzten sie.

Maier wunderte sich nicht mal groß darüber. „Dieses Ergebnis hat sich bereits seit Dezember abgezeichnet“, sagte er, restlos bedient. Vor zwei Wochen, in Zwiesel, waren acht von zehn deutschen Fahrerinnen ausgeschieden; Susanne Riesch kam in dieser Saison bisher fünf Mal nicht ins Ziel. Nach Zwiesel hatte Maier seine Frauen öffentlich kritisiert. Christina Geiger, so Maier, gehöre zu den weltbesten Slalomfahrerinnen, aber setze dieses Potenzial nicht um.

Susanne Riesch glänzt permanent im Training; in entscheidenden Rennen aber scheitert sie an ihren Nerven. Wie jetzt auf ihrer Heimstrecke. „Eine Medaille hatte ich schon abgehakt“, sagte sie. „Aber ich wollte noch Sechste werden. Doch dazu hätte ich einen Traumlauf zeigen müssen.“ Den Traum konnte sie nur ein paar Tore lang hegen.

Dann begann der Albtraum. Vor allem für den Alpindirektor.

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