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Durchgedrückt. Josip Drmic (Mitte) zeigte im Hinspiel gegen Atlético auch ohne Tor eine starke Leistung.

© Imago/Uwe Kraft

Bayer Leverkusen bei Atletico Madrid: Neuer Schwung dank Josip Drmic

Josip Drmic hat Stefan Kießling als Sturmspitze bei Bayer Leverkusen verdrängt – auch heute im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League bei Atlético Madrid wird der Schweizer wohl wieder in der Startelf stehen.

Wer ein perfektes Beispiel dafür sucht, dass sich die Dinge im Fußball sehr schnell ändern können, findet es in Leverkusen. In der Winterpause wollte Josip Drmic den Bundesligisten Bayer Leverkusen am liebsten verlassen. Der 22 Jahre alte Stürmer aus der Schweiz kam nur selten zum Einsatz und war oft frustriert. Bayer ließ ihn jedoch nicht gehen. Keine drei Monate später ist Drmic nun plötzlich ziemlich glücklich in Leverkusen. Zum jüngsten 4:0-Sieg gegen den VfB Stuttgart in der Bundesliga steuerte er zwei Treffer bei und sagte danach: „Ich habe das Vertrauen des Trainers bekommen, dafür bin ich sehr dankbar. Ich habe immer hart an mir gearbeitet.“

Das musste Drmic auch. Er war im vorigen Sommer nach der Weltmeisterschaft vom 1. FC Nürnberg nach Leverkusen gekommen, allerdings mit deutlichem Trainingsrückstand und in schlechter körperlicher Verfassung. Im Wintertrainingslager in Florida arbeitete er dann so erfolgreich an seiner Form, dass sich Bayers Rekordtorschütze Stefan Kießling nun ernsthafte Sorgen um seinen Job als erste Sturmspitze machen muss. Momentan ist das Vereinsidol nur Edeljoker.

Und falls es Drmic schaffen sollte, noch konstanter in seinen Leistungen zu werden, dürfte der 31 Jahre alte Kießling es auch schwer haben, den Rivalen wieder hinter sich zu lassen. Fußballerisch und in Sachen Tempo ist ihm der junge Schweizer, der in Leverkusen bis 2019 unterschrieben hat, jedenfalls überlegen.

Stefan Kießling ist derzeit nur Edeljoker in Leverkusen

Zu Kießling hat Drmic trotz der Konkurrenzsituation ein gutes Verhältnis. „Wir sind gute Freunde und unterstützen und respektieren uns“, berichtete er. Leverkusens Trainer Roger Schmidt erklärte die Situation unlängst so: „Stefan ist ein erfahrener Profi und ein guter Typ. Er weiß, dass es Phasen gibt, in denen andere Spieler mal die Nase vorn haben.“ Und: „Es geht jetzt Schlag auf Schlag. Da sind wir froh, dass Josip gut in Form ist. Und Stefan wird sicher wiederkommen.“ Im Moment hat der Coach jedoch keinen Grund, sein Team im Sturm zu verändern.

Drmic gehörte zur Startelf, als Leverkusen vor knapp drei Wochen das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League mit 1:0 gegen Spaniens Champion Atlético Madrid gewann und machte dabei sein bestes Saisonspiel. Er half bei der Vorbereitung von Hakan Calhanoglus Siegtreffer mit, indem er den finalen Passgeber Karim Bellarabi anspielte.

Bayer spielt derzeit mit mehr Bedacht und Geduld - und erfolgreich

Der unerwartete Erfolg brachte dem Leverkusener Team Schwung – und führte zu einem Umschwung in der Taktik. Bayer war als Außenseiter, abwartend spielend, in die Begegnung mit Madrid gegangen und behielt auch danach in der Bundesliga die defensivere Ausrichtung bei. Leverkusen greift jetzt nicht mehr so wild an wie vorher und spielt mit mehr Bedacht und Geduld. Und die Abkehr von Schmidts Konzept des Überfall-Fußballs, vom Attackieren des Gegners tief in dessen Hälfte, macht sich bezahlt.

Das 1:0 gegen die Spanier war der erste von fünf Leverkusener Zu-Null-Siegen nacheinander (1:0 gegen Freiburg, 2:0 gegen Kaiserslautern, 3:0 in Paderborn und 4:0 gegen Stuttgart). Eine solche Serie gelang Bayer zuletzt im Frühjahr 1984.

Der schnelle und zweikampfstarke Drmic stand dabei immer in der Startelf. Auch im Rückspiel in Madrid am Dienstag (20.45 Uhr/live im Ticker bei Tagesspiegel.de) wird er aller Voraussicht nach von Anfang an spielen. Sollte Schmidts Mannschaft Atlético aus dem Wettbewerb werfen, dann stünde Bayer zum ersten Mal seit 2002 im Viertelfinale der Champions League. „Im Hinspiel haben wir es sensationell hinbekommen“, findet Drmic. „Wenn wir dort noch einmal das Gleiche abrufen, können wir etwas erreichen.“ Mit einem Treffer in Madrid würde er seinem Team einen riesigen Dienst erweisen. Denn falls Bayer ein Tor im Estadio Vicente Calderón schießt, dann muss Atlético Madrid schon dreimal treffen, um weiterzukommen.

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