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Brust raus. Leverkusens Trainer Roger Schmidt redet sein Team bei jeder sich bietenden Gelegenheit stark. Doch in den entscheidenden Momenten knicken seine Spieler meist ein.

© AFP/Pizzoli

Bayer Leverkusen gegen Lazio Rom: Roger Schmidt will sein Team in die Champions League reden

Gelingt Bayer Leverkusen gegen Lazio Rom der Einzug in die Champions League? Oft schon hat die Mannschaft in entscheidenden Momenten versagt.

Roger Schmidt hat mittlerweile einige Übung darin, die oft als etwas niedlich verschrienen Leverkusener starkzureden. Für seine verbalen Muskelspiele sind Bayers Cheftrainer anspruchsvolle Duelle – wie jetzt gegen Lazio Rom – stets ein besonders willkommener Anlass.

Nach dem 0:1 im Hinspiel äußerte er lächelnd seine Zuversicht, Leverkusen werde „auch in dieser Saison wieder Champions League spielen“. Und nun, wo die Italiener zum entscheidenden Play-off-Duell in Leverkusen gastieren, gilt zudem die leicht angeberische Schmidt- These: „Schießt Lazio ein Tor, müssen wir eben drei machen. Ich traue uns das zu.“

Rund um die Niederlage in Rom ist sein Team mit drei Pflichtspielsiegen in die Saison gestartet. Die Stimmung ist entsprechend gut, die Partien gegen Lazio und am Samstag beim FC Bayern werden nun aber zu echten Härtetests für die innerbetriebliche Atmosphäre. Zugleich gelten sie als Nagelproben für Chefcoach Schmidt, für sein Entwicklungsmodell – und generell als Wegweiser für die Saison. „Das wird eine Woche, nach der man weiß, ob wir einen großen Gegner ärgern können“, betont Nationalspieler Christoph Kramer.

Das Riesenkitzeln ist den Leverkusenern im Frühjahr im Champions-League-Achtelfinale gegen Atletico Madrid und im Pokal-Viertelfinale gegen die Bayern bereits gelungen. Ausgeschieden sind sie trotzdem, jeweils im Elfmeterschießen. Jetzt wollen sie es nicht mehr beim Ärgern belassen. Lars Bender, im letzten Jahr wegen einer Oberschenkelverletzung kurzfristig aus dem WM-Kader gekippt, hat deshalb gerade Alarm geschlagen.

Der neue Bayer-Kapitän will sich vor allem durch Auftritte in der Champions League bei Bundestrainer Joachim Löw wieder in Erinnerung bringen – und bemängelte jüngst nach dem 1:0 in Hannover fehlende Kaltschnäuzigkeit der Kollegen vor dem gegnerischen Tor.

„Wenn man alle drei, vier Tage eine Partie hat, könnte man vielleicht etwas ökonomischer spielen“, grantelte Bender. „Das war schon im letzten Jahr ein Problem. Ich hoffe, dass wir das in dieser Saison etwas besser machen.“ Sätze, die Spielerversteher Roger Schmidt gemahnen sollen, seinem Personal bei Bedarf auch mal auf die Füße zu treten. Denn die Großwetterlage rund um die Bayarena ist derzeit fast schon beängstigend gut.

Schmidt hat viele Spieler im Team erkennbar besser gemacht

„Ich kann mich nicht erinnern, dass die Mannschaft so harmonisch war, es so wenige Querelen gab. Da haben die Trainer eine Menge richtig gemacht“, schwärmt Geschäftsführer Michael Schade. Und als die Bayer-Spieler beim Sieg in Hannover das Trikot des unglücklichen Neuzugangs Charles Aranguiz (Achillessehnenriss, sechs bis acht Monate Pause) hochhielten, kommentierte Sportdirektor Rudi Völler: „Diese Aktion passt zum Teamgeist, der bei uns herrscht.“

Dahinter steckt auch das Wissen, dass ihr manchmal etwas dickköpfiger Übungsleiter Spieler wie Hakan Calhanoglu, Karim Bellarabi, Wendell oder Roberto Hilbert seit seiner Ankunft in Leverkusen im Sommer 2014 erkennbar besser gemacht hat. Auch deshalb kam in der Chefetage selbst in der Schwächephase im Februar kein Zweifel an Schmidts Fähigkeiten auf.

Als der furiose Balleroberungsfußball zu Beginn des Jahres erlahmte, lobte Sportchef Völler gezielt die Ansprache und die tägliche Arbeit des Trainers, ebenso seinen guten Umgang mit den Spielern. Dann bekam das Team die Kurve – und Roger Schmidt Ende Mai einen neuen Vertrag, mit einer ungewöhnlich langen Laufzeit bis Sommer 2019. „Das ist ja das, was man als Trainer machen möchte“, kommentierte der 48-Jährige die Angelegenheit. „Eine Mannschaft über mehrere Spielzeiten zu begleiten und am Ende vielleicht etwas ganz Außergewöhnliches zu schaffen.“

Außergewöhnlich wäre bei Bayer Leverkusen ein Titel. „Da habe ich schon Hoffnung. Vier Jahre, das ist eine lange Zeit“, sagt Schmidt dazu. Fürs Erste würde seinen Chefs aber bereits ein Plätzchen in der Champions League genügen.

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