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Es wird ungemütlich. Trotz vielversprechender junger Spieler bleibt Heiko Herrlich mit Leverkusen weit hinter den Erwartungen zurück.

© Marius Becker/dpa

Bayer Leverkusen: Heiko Herrlich braucht einen Sieg gegen Schalke

Die Entlassung von Trainer Heiko Herrlich ist bei Bayer Leverkusen nach den schwachen Leistungen der vergangenen Monate wohl nur noch eine Frage des Zeitpunkts.

Mit Druck muss Leverkusens Trainer Heiko Herrlich nicht erst seit dem 1:2 in Frankfurt vom vergangenen Sonntag leben. Er spürt ihn seit Monaten. Denn vor dem Start der Bundesliga-Saison verkündete Werner Wenning, Hauptgesellschafter von Bayer Leverkusen: „Wir wollen in die Champions League. Das sage ich auch in Richtung von Heiko Herrlich. Und da ist noch der Traum vom Titel…“

Kurz vor der Winterpause liegt nun eine gewaltige Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit.

Nach der Niederlage bei der Eintracht am 15. Spieltag ist Bayer mit 18 Punkten Tabellenelfter, seit 13 Jahren stand der Verein zu diesem Zeitpunkt nicht so schlecht da. Gegen alle Mannschaften aus den Top Sechs gab es Niederlagen. Spielerisch sind die Leverkusener Auftritte trotz einer Ansammlung von Talent enttäuschend. Ob Kai Havertz oder Julian Brandt – die vielversprechenden jungen Bayer-Spieler kommen nicht voran. Der Mannschaft fehlen Struktur, Spielidee und Balance. An guten Tagen kann Bayer hoch gewinnen, an schlechten ebenso hoch verlieren. Und das mit einem Kader, dessen Marktwert auf etwa 400 Millionen Euro geschätzt wird. „Wir haben viel, viel zu wenige Punkte, da sind sich alle einig“, sagt Torhüter Lukas Hradecky.

All das fällt natürlich in die Verantwortlichkeit des Trainers. Deshalb ist Herrlich, der im Sommer 2017 vom damaligen Zweitliga-Aufsteiger Jahn Regensburg nach Leverkusen kam, stark angezählt. Um nicht vor der Winterpause entlassen zu werden, müsste der 47-Jährige an diesem Mittwoch auf Schalke (Mittwoch, 18.30 Uhr) und am Samstag daheim gegen Hertha (15.30 Uhr) wohl zwei Siege liefern.

Angeblich hat Leverkusen schon Peter Bosz kontaktiert

Nach Informationen des „Kicker“ haben die Verantwortlichen schon zu möglichen Nachfolgern Kontakt aufgenommen. Und zwar zum Niederländer Peter Bosz, den die Leverkusener 2017 eigentlich lieber als Herrlich verpflichten wollten. Sie bekamen ihn aber nicht, da ihn damals die Dortmunder wegschnappten – und im Dezember entließen. Ein zweiter Kandidat soll Marco Rose von RB Salzburg sein.

Als Herrlich vor anderthalb Jahren in Leverkusen anfing, schien er der passende Trainer für die Leverkusener Profis zu sein, die fast drei Jahre mit dem schwierigen Systemcoach Roger Schmidt hinter sich hatten. Die menschliche Art des gläubigen Christen Herrlich kam jedenfalls zunächst gut an bei den Profis. Sie spielten auch eine starke Saison und lagen lange auf Champions-League-Kurs. Dann begannen die Probleme. Aufgrund eines Leistungseinbruchs im Endspurt fiel Bayer hinter Dortmund auf den fünften Platz zurück, sodass schließlich nur die Teilnahme an der Europa League heraussprang. Bereits damals entbrannte dem Vernehmen nach eine klubinterne Meinungsverschiedenheit um den Coach, die letztlich wohl zum im November verkündeten Abschied von Sportdirektor Jonas Boldt führte.

Viele Talente könnten im Sommer wechseln

Der 36-Jährige zweifelte früh an Herrlich, denn er glaubte nicht, dass dieser das Zeug hätte, die Mannschaft zu entwickeln. Boldt plädierte deshalb bereits für einen Trainerwechsel im Sommer. Der Sportvorstand um Rudi Völler stand jedoch zu Herrlich. Und wich auch nicht von ihm ab, als Leverkusen einen sehr schlechten Saisonstart hinlegte. Doch das ist Vergangenheit.

Da sich die Lage weiter verschärft hat, lautet die Frage in Leverkusen inzwischen nicht mehr, ob – sondern eher wann Bayer sich von Herrlich verabschiedet. Es geht um die Zukunft des Teams. Sollte es weiter bergab gehen, würden sich viele der jungen Hochbegabten nach Vereinen umschauen, die ihnen bessere sportliche Perspektiven böten.

Teuer wäre eine Trennung von Herrlich für den Verein nicht. Sein Vertrag läuft nur bis zum Saisonende. Automatisch würde er sich nur dann verlängern, falls der einstige Torjäger mit Leverkusen in die Champions League käme, also mindestens den vierten Rang belegte. Zwischen Wunsch und Wirklichkeit liegen zurzeit aber zehn Punkte.

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