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Überdehnt? Das Verhältnis von Teamchef Sami Hyypiä (links) und seinem Kollegen Sascha Lewandowski soll schon länger überstrapaziert sein, in der vergangenen Woche machten sie dies erstmals öffentlich.

© dpa

Bayer Leverkusen: Hyypiä oder Lewandowski?

Zwei sind einer zu viel: Vor dem Spiel gegen Bayern München scheint das Verhältnis von Leverkusens Trainergespann Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski zerrüttet zu sein.

Rein äußerlich wird sich nichts geändert haben, wenn am heutigen Sonnabend das Bundesliga-Spitzenspiel zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Bayern München angepfiffen wird. Auf der Trainerbank der Rheinländer werden Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski wieder einträchtig nebeneinander sitzen und gleichberechtigt die Geschicke ihrer Mannschaft leiten. Allerdings dürfte diese gegenseitige Verbundenheit nicht mehr von allzu langer Dauer sein. Denn im Binnenverhältnis hat sich zwischen dem Finnen, der als Spieler eine weltweit beachtete Karriere hinlegte, und dem ehemaligen Juniorentrainer, der erst vor einem Jahr den Sprung in den Profifußball geschafft hatte, in der vergangenen Woche einiges verändert.

Spätestens seit seinem Auftritt in einer Sportsendung hat Hyypiä durchblicken lassen, dass diese gemeinschaftliche Arbeit mehr Probleme aufwirft, als bisher bekannt. Und das, obwohl das ungleiche Duo die Mannschaft bis auf den zweiten Tabellenplatz geführt hat. Es war immer klar, dass diese ungewöhnliche Form der Teamführung nicht ganz einfach für beide Seiten ist. Allerdings vermieden die beiden es stets, in der Öffentlichkeit konkret Mängel zu benennen und handelten ihre Kontroversen stets unter vier Augen in der Trainerkabine aus. Er könne nichts entscheiden, ohne „Sascha zu fragen“, nörgelte der sonst so zurückhaltende Hyypiä dann aber in dem Gespräch. Und diese Äußerung entwickelte in den folgenden Tagen eine Eigendynamik, die die Kritiker dieser bisher sportlich äußerst erfolgreichen Führungs-Konstellation als Beweis für ihre fundamentalen Zweifel erkannten.

Es kursierten Zitate von Hyypiä in der Öffentlichkeit, die eine weitere Zusammenarbeit unmöglich zu machen schienen. „Ohne Lewandowski wäre einiges leichter“, titelte die Bild-Zeitung. Der Klub dementierte in einer Stellungnahme energisch, auch der Finne selbst gab sich empört über die Veröffentlichung im Boulevard. Der Bild-Sportchef ließ es sich daraufhin nicht nehmen, Hyypiä darauf hinzuweisen, es besser mit der Wahrheit zu versuchen. Sami Hyypiä nutzte nun kurz vor der Partie gegen die Bayern noch einmal die Gelegenheit, seine Aussagen zu relativieren. „Ich habe nichts gegen Sascha. Er arbeitet viel, er arbeitet gut“, sagte er. Und auch Lewandowski ließ ausrichten, dass er „den Job nicht ohne Sami machen werde“.

Ungeachtet dieser Irritationen um die beiden Leverkusener Chefs war den Verantwortlichen von Beginn an klar, dass die Konstellation mit zwei Coaches kein nachhaltiges Beispiel für die Zukunft im modernen Fußball sein konnte. Die Vorstellungen der Trainer und deren Egoismen sind erfahrungsgemäß zu groß, als dass sie dauerhaft eine paritätische Verteilung der Spielidee vertrügen. „Man muss auch mal etwas wagen“, sagte Wolfgang Holzhäuser bei der Vertragsverlängerung des Trainergespanns im Mai 2012. Erst einen Monat zuvor hatten beide in einer Krisensituation den Posten übernommen. Der Bayer-Geschäftsführer merkte dies in dem Bewusstsein an, dass Trainer ohnehin nur „temporäre Erscheinungen“ seien und diese spezielle Lösung von Beginn an fragil erschien.

Kurioserweise hatten es die Rheinländer schon einmal mit einer ähnlichen Lösung versucht. Im November 2000 übernahm Berti Vogts mit einem Funktionsteam um Wolfgang Rolff und Pierre Littbarski die Verantwortung bei Bayer 04. „Die Zeit der One-Man-Show ist vorbei“, sagte Vogts damals. Der Versuch scheiterte vor allem an den unklaren hierarchischen Strukturen innerhalb des Trainerteams. Nur sechs Monate später wurden alle drei Trainer beurlaubt. Hyypiä und Lewandowski haben diesen Zeitpunkt schon lange überschritten. Am Saisonende werden sie trotzdem getrennte Wege gehen.

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