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Bayer Leverkusen: Schneider, Schneider, Schneider

In der Bundesliga setzt Leverkusen wieder auf seinen deutschen Brasilianer.

Was hat sich verbessert?

Diese Saison wird seit Äonen die erste sein, in der außer Bernd Schneider kein Brasilianer für Bayer spielt. Schneider ist trotz deutschen Passes ja so etwas wie ein Brasilianer ehrenhalber, aber ganz geheuer ist den Verantwortlichen der Gedanke an die Zeit ohne Brasilianer nicht. Was aber positive Auswirkungen haben wird, ist die Einsicht von Trainer Michael Skibbe, den Pfeilern seiner Mannschaft hin und wieder eine Pause zu gönnen. Auch wenn das bedeutet, dass Schneider bisweilen auf der Bank sitzen wird.

Wer sind die Stars? Bernd Schneider, Bernd Schneider und vielleicht auch noch Bernd Schneider. Schneider, bald 34, ist ja so etwas wie die Entdeckung der vergangenen Saison gewesen, manchmal war er erstaunt, was er geleistet hat. Skibbe dürfte allen Wundertaten Schneiders zum Trotz etwas mehr von Sergej Barbarez erwarten als in der letzten Spielzeit, anderenfalls wird der Bosnier sich schnell auf der Ersatzbank wiederfinden, weil Skibbe dann mit Torschützenkönig Theofanis Gekas als einzige Spitze spielen lassen wird. Überdies wird einiges vom unbescheidenen chilenischen U-20-Nationalspieler Arturo Vidal erwartet, der links in der Viererkette verteidigt und darauf besteht, Elias Figueroa genannt zu werden. Figueroa, früher chilenischer Nationalverteidiger, wurde in den 70er Jahren dreimal „Südamerikas Fußballer des Jahres“.

Wie sicher ist der Job des Trainers? Skibbe mag zwar nicht zu den großen Charismatikern des Gewerbes zählen, aber er liefert zweifellos solide Arbeit in einer auf mehrere Jahre angelegten Umbruchsphase ab. Trotz erheblich verringerten Etats spielt Bayer wieder international, was selbst im Verein nicht alle erwartet haben.

Welche Taktik ist zu erwarten? Sehr wahrscheinlich eine Art 4-2-3-1-System, das sich in der Vorwärtsbewegung in ein 4-3-3 verwandeln soll. Das 4-2-3-1 ist das System der Stunde, schon weil es Italien 2006 zum Weltmeister machte. Probleme sind zu erwarten, wenn sowohl Gekas als auch Barbarez gut in die Saison kommen: Dann müsste Skibbe vermutlich zum 4-4-2 zurückkehren, das sich in 4-2-3-1-Zeiten eher altbacken ausnimmt. So oder so ist Skibbe darauf bedacht, die Zahl der Gegentore im Vergleich zur Vorsaison (49) drastisch zu reduzieren.

Wer hat das Sagen im Verein? Man ist geneigt zu sagen, Rudi Völler und Michael Skibbe träfen die wichtigen Entscheidungen allein, aber das ist nur ein Eindruck. Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser sitzt bei allen Entscheidungen, die über die Mannschaftsaufstellung hinaus gehen, mit am Tisch. Überdies hat die Bayer AG seit April einen neuen Sportbeauftragten, Jürgen Beckmann, aber inwieweit er Einfluss auf das operative Fußballgeschäft nehmen wird, lässt sich noch nicht prognostizieren.

Wie ist die Stimmung im Stadion? An schlechten Tagen wie bei durchschnittlichen Zweitligisten, an guten ähnlich gut wie in den großen Fußballtempeln des Kontinents – sofern ein solch kleines Stadion wie die Bayarena dies eben zulässt. Die wenigen Fans sind loyal, aber anspruchsvoll. Akzeptiert wird nur gekämpfte Unterhaltung, Angestellte mit laxer Einstellung sind nicht gern gesehen.

Welche Platzierung ist zu erwarten? Ist die Mannschaft gut und hält die neu formierte Abwehr, was von ihr erwartet wird, spielt Bayer um Platz drei mit. Tritt Gegenteiliges ein, ist das Team im Grau des Tabellenmittelfeldes und muss um Reputation kämpfen. Skibbe sagt, er sei schon zufrieden, wenn die Mannschaft mehr Punkte hole als vergangene Saison, also mindestens 52. Arturo Vidal freilich verfolgt andere Ziele: „Ich bin gekommen, um Meister zu werden.“ Gut, dass er nicht gesagt hat, er wolle Pokalsieger werden.

Morgen: Bayern München. Die ganze Serie auf www.tagesspiegel.de/bundesliga

Marlon Gego

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