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„Manchmal ist das ein harter Beruf.“ Bayers Sami Hyypiä (hinten Mitte) und seine Kollegen René Adler (vorne links) und Manuel Friedrich verlieren sich in Stuttgart.

© dpa

Bayer Leverkusen: Trendwende im Rückwärtsgang

Der ehemalige Titelkandidat Bayer Leverkusen hofft nach einer Serie von Misserfolgen jetzt nur noch auf die Europa League. „Manchmal ist das ein harter Beruf“, sagt Routinier Sami Hyypiä.

Neulich hat sich Jupp Heynckes zu einer offensiven Forderung an Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser hinreißen lassen. Heynckes forderte namhafte Verstärkungen für die kommende Saison, weil die zusätzlichen Belastungen des Europapokals in der kommenden Saison kaum zu bewältigen seien. Ob der frühere Bayern-Coach Heynckes die neuen Spieler nun bekommt, ist seit dem Wochenende wieder fraglicher geworden. Leverkusen, einst Tabellenführer und Meisterschaftskandidat, verlor nach dem 1:2 in Stuttgart nun sogar Rang drei, der immerhin noch zur Qualifikation zur Champions League berechtigt. Damit könnten entweder die finanziellen Mittel für namhafte Verstärkungen fehlen – oder bei einem weiteren Abrutschen aus den Europapokal-Plätzen sogar ganz die Notwendigkeit für einen breiten Kader.

„Wenn wir die beiden Heimspiele gewinnen, sieht alles ganz anders aus“, sagt zwar Bayer-Stürmer Eren Derdiyok, und betont: „Jetzt haben wir noch drei Endspiele.“ Setzt die junge Leverkusener Mannschaft aber ihren negativen Trend fort, könnten die Niederlagen auch zu generellen Diskussionen über Bayers Personalpolitik führen. Den Sprung nach oben wollte man vor allem mit jungen deutschsprachigen Spielern schaffen, in denen Potential schlummert, einmal zu Spitzenkräften der Branche zu gehören, ergänzt durch einige Routiniers. Nach einer Serie von 25 Spielen ohne Niederlage kam der Einbruch, der „jungen und unerfahrenen Mannschaft“, wie Heynckes sie nennt. Ist es also an der Zeit, Ansprüche und Ziele neu zu überdenken? Nachdem sich Simon Rolfes, Renato Augusto und Sami Hyypiä verletzten und oft ausfielen, verlor Leverkusen jedenfalls an Stabilität.

Auch in Stuttgart kontrollierte Bayer zwar lange das Spiel, sogar nach Gelb-Rot für Tranquillo Barnetta, ließ am Ende aber selbst noch den einen Punkt entgleiten. Trainer Heynckes betätigte sich gleich nach der vierten Auswärtspleite in Serie als Krisenmanager. „Ich habe der Mannschaft noch in der Kabine gesagt, dass wir noch alle unsere Ziele erreichen können. Ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen“, sagte der 64-Jährige. Immerhin konnte er sich auf die Treffsicherheit von Stefan Kießling verlassen, der sein mittlerweile 19. Tor schoss. Nach dem 1:0 war aber auch der WM-Kandidat mit seiner Kunst am Ende. „Wir dürfen uns jetzt nicht verrückt machen und nicht daran denken, was wir noch alles verlieren könnten“, sagte Kießling. Die Lage allerdings ist dramatisch und manche Aussage klingt verdächtig nach Durchhalteparole. Selbst Heynckes fiel es schwer, das Minimalziel Europa League am Saisonende als großen Erfolg zu verkaufen.

„Das Schlimme ist, wir haben nicht mal schlecht gespielt“, meinte Barnetta. Und Routinier Hyypiä sagte frustriert: „Manchmal ist das ein harter Beruf.“ Viel Zeit, um aus der Sisyphusarbeit wieder einen Traumberuf zu machen, haben die Leverkusener nicht mehr.

Heynckes muss in den verbleibenden drei Partien zumindest die beiden Heimspiele gewinnen, um den Trend umzukehren. Denn dann habe man die Chance, die Mannschaft weiter sinnvoll zu verstärken und im kommenden Jahr wieder unter die ersten Fünf zu kommen, entwarf Heynckes das positivste aller Szenarien.

Doch an einer Wende scheiterten die Leverkusener bereits mit ihrem Mannschaftsbus bei der Ausfahrt aus der Stuttgarter Arena. Passend zum Gesamtbild begann die Rückreise im Rückwärtsgang.

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