zum Hauptinhalt

Sport: Bayer Mainz 05

Von André Görke Berlin. Als Christian Heidel, der Manager des FSV Mainz 05, wenige Minuten nach Schlusspfiff einen Kommentar abgeben sollte, fing er an zu weinen.

Von André Görke

Berlin. Als Christian Heidel, der Manager des FSV Mainz 05, wenige Minuten nach Schlusspfiff einen Kommentar abgeben sollte, fing er an zu weinen. Sein Klub hatte gerade verloren, nicht nur ein Fußballspiel, es war viel mehr als das. Mainz 05 ist am letzten Spieltag im Kampf um einen Aufstiegsplatz in die Erste Bundesliga gescheitert, durch eine 1:3-Niederlage beim 1. FC Union. Heidel sagte leise: „Wir sind der traurigste Nichtaufsteiger aller Zeiten.“ Eine Parallele zum verhinderten Deutschen Meister Bayer Leverkusen drängt sich auf.

Seit acht Monaten stand Mainz auf einem Aufstiegsplatz, ein Unentschieden bei Union hätte gereicht, und in der kommenden Saison hätten sie in Mainz gegen die Bayern und Borussia Dortmund gespielt. Doch nun sind Bielefeld und Bochum am letzten Spieltag doch noch vorbeigezogen. Als Schiedsrichter Wolfgang Stark die Partie abpfiff, sackten die Mainzer auf dem Rasenplatz zusammen. Torhüter Dimo Wache weinte. Auf der Tribüne hinter dem Tor standen 3000 Fans fassungslos im Regen. „Warum weiß ich nicht, aber wir haben es einfach nicht geschafft“, sagte Heidel noch.

Trainer Jürgen Klopp stand am Mittelkreis und schaute starr in die Luft. Keine Fragen, bitte! Nicht jetzt. Klopp gilt als intellektueller Trainer, einer, der modernen Fußball spielen lässt und immer Erfolg hat. Klopp sagte später: „Es tut mir so unglaublich Leid, wirklich, es tut mir einfach nur Leid.“

Die Resignation nach Abpfiff war groß. „Es ging doch eigentlich nur um einen schönen Abschied aus dieser Liga“, sagte Klopp leise. „Wir hatten es doch in der Hand, wir waren doch so nah dran. Wir haben so eine gute Saison gespielt, wie auch Bielefeld und Bochum. Es ist schwierig, meine Gefühle zu beschreiben, das war heute einfach nur brutal.“

Neun Minuten hatten seiner Mannschaft gefehlt. Bielefeld und Bochum führten schon früh, die Zwischenstände der Konkurrenz bekam Klopp auf der Ersatzbank übermittelt, vom Mainzer Teammanager Axel Schuster, der drei Plätze neben dem Mainzer Trainer saß. Schuster erhielt viele Kurznachrichten auf sein Handy, und die Nervosität groß, nachdem der 1. FC Unions durch einen Foulelfmeter von Cristian Fiel in Führung gegangen war. Das war nach einer Stunde.

Doch die Hoffnung kehrte zurück, nur zehn Minuten später. Da traf der Mainzer Stürmer Blaise N’Kufo zum Ausgleich. Klopp jubelte, sprang auf dem Platz umher, und auf der Mainzer Fantribüne wedelten sie wieder mit dem Plakat, das sie schon zum Anpfiff hochgehalten hatten. „Schreibt Geschichte und werdet Legenden“, stand auf dem Transparent.

Mainz war den Großen der Branche so nah, doch dann traf Unions Kostadin Widolow neun Minuten vor Abpfiff aus 25 Metern zum 2:1. „Ein Sonntagsschuss“, sagte Klopp. In der letzten Spielminute erhöhte Unions Harun Isa auf 3:1. Die Berliner rutschten auf dem Rasen vor die Mainzer Ersatzbank, Widolow tanzte vor den Mainzer Spielern herum und von den Rängen kamen viele unpassende Sprüche. „Ich habe noch nie so viel Schadenfreude erlebt wie hier“, sagte Klopp. Im Pressezelt saß er neben Georgi Wassilew, dem Trainer des 1. FC Union. Wassilew sagte nur: „Es tut mir Leid. Aber wir hatten keine Alternative.“ Klopp lächelte. Vor dem Zelt floss Freibier. Die Fans tanzten. Klopp wollten nur nach Hause.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false