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© ddp

Bayern - Cottbus: Jeder darf einmal

Klose trifft bei Bayerns 5:0 über Cottbus dreimal, der 17-jährige Toni Kroos bereitet zweimal vor.

Es war mal wieder lustig mit Tomislav Piplica: In der 30. Minute ließ er den Ball, der nach einem Freistoß von Hamit Altintop direkt auf ihn zuflog, etwas stümperhaft nach vorne abprallen, statt ihn einfach zu fangen. Und bei Abschlägen drosch er den Ball so häufig ins Seitenaus, dass die Fans in der Münchner Arena vor jedem neuen Versuch erwartungsfroh jubelten, wie sie das normalerweise bei Ecken ihrer eigenen Mannschaft tun. Dabei war klar, dass Piplica, der Torhüter des FC Energie Cottbus, in diesem Spiel beim FC Bayern ziemlich oft im Blickpunkt stehen würde: Cottbus kam als Tabellenletzter der Fußball-Bundesliga nach München, zum Tabellenführer. Daran änderte sich auch nach dem Mittwochabend nichts: Die Bayern gewannen souverän mit 5:0. „Das Einzige, was wir uns heute vorzuwerfen haben, ist, dass wir nicht alle Torchancen genutzt haben“, sagte Miroslav Klose.

Es war ein bisschen wie eine Woche zuvor an gleicher Stelle, als die Bayern im Uefa-Cup gegen Belenenses Lissabon spielten: Die Münchner liefen einen Angriff nach dem anderen, der Gegner tat sein Bestes, dies zu verhindern, mehr ging nicht. Nach 45 Minuten hatte tatsächlich jeder auf dem Platz, der ein rot-weiß gestreiftes Trikot trug, einen Torschuss abgegeben, sogar Daniel van Buyten, der Innenverteidiger, der erstmals anstelle von Lucio von Beginn an auflief. Anfangs aber vergaßen die Münchner immer dann, wenn sie zum Schuss kamen, zu zielen, so dass Piplica zumeist nicht einmal besonders reagieren musste, um den Ball zu erwischen.

Nur einmal, da flog er, wie ein Torwart fliegen muss, er warf sich dem alleine heranstürmenden Marc van Bommel entgegen, der so überrascht war, dass er den Ball direkt auf dessen Körper schoss. Es dauerte bis zur 59. Minute, bis sich der Spielstand doch noch änderte: Piplica klatschte im Hechtsprung eine Hereingabe von Ribéry direkt vor die Füße von Miroslav Klose, der nur noch das leere Tor vor sich hatte. Der zweite Treffer fiel vier Minuten später durch Martin Demichelis, der nach einem abgewehrten Kopfball drei Meter vor dem Tor an den Ball kam, der dritte folgte in der 69. Minute, Luca Toni und Klose tauchten plötzlich alleine vor Piplica auf, Klose legte quer, Toni vollendete.

Da war das Spiel natürlich entschieden, weshalb Trainer Ottmar Hitzfeld in der 72. Minute dreifach wechselte: Ribéry, Toni und Zé Roberto gingen, es kamen Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski, und – Achtung – Toni Kroos. Das 17-jährige Wundertalent, von dem Manager Uli Hoeneß vor kurzem gesagt hatte, der Junge werde erst irgendwann mitten in der Saison vielleicht zu einem Kurzeinsatz kommen. Es war ein Kompliment für Kroos, dass er nun doch deutlich früher sein Debüt bei den Profis geben durfte – aber keines für Cottbus. Zumal Kroos dann auch gleich auffällig am Spiel teilnahm: Drei Minuten nach seiner Einwechslung schlug er eine präzise Flanke auf Klose, der auf 4:0 erhöhte, und in der 89. Minute wiederholten die beiden gleiches noch einmal zum 5:0. „Es ist echt ein Weltklassespieler“, sagte Klose, „wenn man sieht, was er im Training draufhat.“

Und Tomislav Piplica? Er hielt ein paar Mal ganz passabel, doch die Bayern, sie waren einfach zu gut für ihn und für Cottbus. Als der Schlusspfiff ertönte, da senkte er sein Haupt. Er war erlöst, endlich.

Michael Neudecker

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