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© dpa

Bayern gegen Weder: Spielfreude schlägt Verunsicherung

Der FC Bayern übernimmt durch ein spektakuläres 3:2 bei Werder Bremen erst einmal die Tabellenführung. Der spektakuläre Sieg der Münchner verstärkte den Eindruck, dass der FC Bayern unter Louis van Gaal auf dem richtigen Weg ist.

Der Mann mit den roten Handschuhen und der grauen Stoffhose unter der kurzen roten Hose hatte es plötzlich ganz eilig. In der 78. Minute des Nord-Süd-Klassikers zwischen Werder Bremen und dem FC Bayern München sprintete Arjen Robben plötzlich jubelnd zur Seitenlinie, wo Louis van Gaal wohl schon wusste, was sein Landsmann da plante: Gerade hatte der niederländische Irrwisch mit einem formidablen Freistoß für die Bayern das Tor zum 3:2 (2:1)-Sieg erzielt, als sein Trainer die Flucht ergriff, obwohl ihm Robben doch nur wie einst Franck Ribéry in Dortmund in die Arme springen wollte. Der Fußballlehrer nahm indes diesmal Reißaus, rutschte dabei aus und landete auf dem Rücken. Und so bot sich ein putziges Bild: Robben, an diesem Samstag 26 Jahre alt geworden, warf sich auf seinen 58-jährigen Vorgesetzten; und wenn der FC Bayern nach dieser Saison zum 22. Mal Deutscher Meister geworden sein sollte, dann wird dieses Bild in keiner Rückschau fehlen.

„Es ist doch schön, dass er zu mir kommt“, sagte van Gaal später und zeigte auf seine Finger: „Ein paar Schrammen, sonst ist nichts passiert. Ich bin ein sehr glücklicher Trainer.“ Der übrigens die spektakuläre Entscheidung mit einer Umstellung im tiefgekühlten Weserstadion eingeleitet hatte: Gewöhnlich schießt ja Holger Badstuber Ecken und Freistöße von der rechten Seite mit seinem linken Fuß – Robben hat dafür die Aufgabe, nach hinten abzusichern. Da dies aber in der ersten Halbzeit zu einer Kontersituation führte, befahl der Chefstratege den Rollentausch. „Ich wollte eine schnelle Flanke schießen“, sagte Robben, „dann geht der Ball super rein: Die drei Punkte und das Tor sind das schönste Geschenk zu meinem Geburtstag.“ Ganz nebenbei hat sein Arbeitgeber zumindest bis zum Sonntagabend die Tabellenführung inne – der FC Bayern ist auf bestem Wege, in Deutschland wieder das Maß aller Dinge zu bilden.

Und ein Arjen Robben verkörpert eben an guten Tagen Weltklasse: Sein Galaauftritt stellte auch das 22-minütige Comeback von Franck Ribéry an diesem Tage in den Schatten. „Ich möchte wieder öfter spielen, um meinen Rhythmus zu bekommen“, sagte der Franzose, der indes die 68 Minuten vor seiner Einwechslung gar nicht vermisst wurde.

Von der ersten Minute an legte der Rekordmeister einen titelverdächtigen Auftritt hin, der nur einen Makel trug: die schludrige, fast schon selbstgefällige Chancenverwertung. „Es darf nicht passieren, dass wir so viele Möglichkeiten auslassen“, sagte van Gaal. „Es ist unglaublich, dass es zwischendurch 2:2 steht.“ Wohl wahr: Obwohl überforderte Bremer oft nur wie ein Spielball der technisch und taktisch reiferen Bayern wirkten, gingen die Hanseaten durch einen feinen Schuss von Aaron Hunt nach zehn Minuten in Führung und glichen später durch Hugo Almeida noch aus. Die Münchner hatten von fast einem Dutzend Großchancen nur jene durch Thomas Müller und Ivica Olic vor der Pause genutzt.

Beim SV Werder kam niemand auf die Idee, die Rechtmäßigkeit des Münchner Sieges in Zweifel zu ziehen. „Wir können froh sein, dass wir nur 2:3 verloren haben“, sagte Per Mertesacker, ein erschreckendes Beispiel der Bremer Langsamkeit. Trainer Thomas Schaaf hörte sich ähnlich ernüchtert an: „Über das Ergebnis können wir uns nicht beklagen. Wir haben dem Gegner zu viel Raum und Zeit gegeben.“ Noch deutlicher wurde Vorstandschef Klaus Allofs, der gestand: „Der Abstand ist jetzt schon gehörig. Wir müssen uns ein bisschen von unseren Zielen verabschieden.“ Nach vier Niederlagen in Folge blickt Allofs fast neidisch zum FC Bayern: „Die haben stark, variantenreich, sehr eindrucksvoll aufgespielt – wir bringen das im Moment nicht ein.“

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