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Hocken und Bangen.

© picture alliance / dpa

Sport: Bayern ist überall

In der Vorsaison hat der FC Bayern fast alles gewonnen, in diesem Jahr aber läuft es nicht. Das geht auch anderen großen Klubs in Europa so. Ein Blick über den Tellerrand

FC Liverpool

Roy Hodgson ist ein echter Traditionalist. „Ich kann mit Innovationen nicht viel anfangen“, hat der Trainer des FC Liverpool einmal gesagt. Also lässt Hodgson seine Spieler den Ball wieder hoch und weit in den Strafraum des Gegners schlagen – Kick and Rush wie zu Zeiten von Kenny Dalglish. Die Sache hat nur einen Haken: Der FC Liverpool der Saison 2010/11 besteht nicht mehr aus Engländern und Schotten, sondern aus Südamerikanern und anderen Ballvirtuosen. Diese würden den Ball viel lieber ins Tor tragen – eine vertrackte Situation. Ohne erkennbare Strategie ist Liverpool inzwischen auf Platz 18 in der Tabelle abgerutscht. Dabei ist die sportliche Situation zurzeit nicht einmal die größte Sorge der Fans in Liverpool. Seit Monaten steht der Klub zum Verkauf, doch die ungeliebten amerikanischen Eigner Tom Hicks und George Gillett wollen einfach kein Angebot von potenziellen Käufern akzeptieren. Sogar die Verstaatlichung des Vereins stand zeitweise zur Debatte. Das wäre zu Zeiten von Kenny Dalglish noch undenkbar gewesen.

AS Rom

Im Sommer holte der AS Rom ein echtes Schwergewicht in die italienische Hauptstadt. Adriano Leite Ribeiro, besser bekannt als Adriano, sollte den Klub endlich zum ersehnten Meistertitel schießen, nachdem die Mannschaft in der vorigen Saison nur Zweiter geworden war. Bei seiner Ankunft in Rom wog Adriano allerdings 102 Kilogramm, das sind mindestens 20 mehr, als es sich für einen Stürmer seiner Größe empfiehlt. Adriano, der noch immer auf sein erstes Ligator für Rom wartet, war nicht der einzige Fehlgriff. Eine echte Verstärkung war bisher nicht dabei, dazu überkam die bereits vorhandenen Spieler eine gewisse Selbstzufriedenheit. Das Resultat: Der AS Rom ist aktuell Vorletzter der Serie A. Für die Anhänger des Klubs eine echte Katastrophe, die noch durch einen weiteren Umstand verschlimmert wird: An der Spitze der Tabelle liegt momentan Lazio Rom, der verhasste Lokalrivale. Schlimmer geht es wirklich nicht.

CFR Cluj

In Cluj neigt man dazu, alles etwas lockerer zu sehen. Mitgebracht haben diese Mentalität die vielen Brasilianer und Argentinier, die bei dem rumänischen Klub unter Vertrag stehen. Nachdem die Mannschaft 2008 zum ersten Mal die nationale Meisterschaft gewann, ließ sie es in der Folgesaison etwas ruhiger angehen und wurde am Ende Vierter. Das war zwar nicht schön, aber kein Grund, alles in Frage zu stellen. Und siehe da: Im vergangenen Sommer wurde Cluj erneut Meister und sogar Pokalsieger. Nun aber hat der Klub wieder mit den Nachwirkungen der Meistersaison zu kämpfen. In der Liga liegt die Mannschaft nur auf dem enttäuschenden elften Platz. In der Champions League ist man dagegen Tabellenzweiter. Kein Grund zur Sorge also. International geht es im nächsten Spiel gegen den FC Bayern, der auch noch seine Form sucht.

Red Bull Salzburg

Dass die Anhänger von Red Bull Salzburg verhandeln können, bewiesen sie nach der Pokalblamage ihres Vereins bei Blau-Weiß Linz. Die Linzer spielen in der dritten Liga in Österreich, was sie jedoch nicht daran hinderte, den amtierenden Meister aus Salzburg mit 3:1 aus dem Pokalwettbewerb zu befördern. Salzburgs Fans waren daraufhin so wütend, dass sie ihre Sitzblockade erst lösten, nachdem sich Trainer Huub Stevens im Namen der Mannschaft entschuldigt hatte und sich die Spieler bereit erklärten, nicht eine, sondern zwei Auswärtsfahrten zu bezahlen. Sportlich hat sich die Lage seitdem jedoch nicht wirklich gebessert. Die Salzburger sind momentan Siebter in der Liga – bei zehn Mannschaften. In der Champions-League-Qualifikation scheiterten die Österreicher an Hapoel Tel Aviv. Als wäre das nicht schon blamabel genug, erzielte auch noch Tel Avivs Torhüter Vincent Enyeama per Strafstoß ein Tor gegen das Team von Huub Stevens. Dass Enyeama ein ausgewiesener Elfmeterspezialist ist, konnte in diesem Fall auch nicht trösten.

Olympique Lyon

Im feinen Lyon blickt man traditionell und ganz allgemein ein wenig abschätzig auf die Arbeiterstadt Saint-Etienne herab; im Speziellen gilt die Antipathie der Lyoner natürlich auch dem Fußballklub AS, so dass man sich in etwa vorstellen kann, was in Lyon los war, nachdem Olympique vor zwei Wochen zum ersten Mal nach 16 Jahren das Rhône-Derby gegen den verhassten Nachbarn verloren hatte und zu allem Überfluss durch die Niederlage in der League 1 auf einen Abstiegsplatz abgestürzt war: Das Volk tobte, so dass sich Jean-Michel Aulas, der Präsident von Olympique, in Populismus flüchten musste: Immerhin spiele Lyon demnächst wieder international, verkündete Aulas, während Saint-Etienne die Champions League nur von der Playstation kenne. Die Erfolge im Europapokal – zwei Spiele, zwei Siege – trösten den Anhang aber nur notdürftig über die Tristesse in der heimischen Liga hinweg. Mit acht Punkten aus acht Spielen liegt Olympique nur auf Platz 17, der nationale Titel, den der vormalige Serienmeister schon in den vergangenen beiden Jahren nicht mehr gewinnen konnte, ist bereits in weite Ferne gerückt. Und wenn es ganz schlimm läuft, triumphiert am Ende auch noch der verhasste Nachbar. Saint- Etienne ist derzeit immerhin Zweiter.

Lech Posen

Dass Artur Wichniarek nicht gerade als Erfolgsgarant bekannt ist, weiß bei Hertha BSC inzwischen jeder. Nur bis Posen hatte sich die Geschichte vom glücklosen Artur anscheinend noch nicht herumgesprochen. Lech Posen holte Wichniarek im Sommer zurück nach Polen und muss nun mit den Konsequenzen leben. Als amtierender Meister ist die Mannschaft von Trainer Jacek Zielinski auf Tabellenplatz zwölf abgerutscht. Wichniarek wartet noch immer auf seinen ersten Treffer. In seiner Not wollte Posen im August einen weiteren Bundesligaspieler verpflichten: Jan Schlaudraff von Hannover 96. Ob die Verantwortlichen von Lech Posen aufmerksame Verfolger der Bundesliga sind, ist nicht bekannt.

Feyenoord Rotterdam

Die Fans von Feyenoord Rotterdam haben es mit ihrem Verein im Moment alles andere als einfach. Manchmal aber trifft den Klub der Unmut seines Anhangs völlig zu Unrecht. Vor kurzem hat es große Aufregung um den neuen Mannschaftsbus gegeben. Die Fans moserten, weil ihnen ad hoc ein paar andere zwingende Investitionen eingefallen wären. Feyenoord hat 40 Millionen Euro Schulden, die Mannschaft ist aus Kostengründen nur noch eine punktuell ergänzte U 23 und der sportliche Erfolg entsprechend überschaubar: In der Ehrendivision liegt die Mannschaft mit nur acht Punkten aus acht Spielen auf Platz 13, im holländischen Pokal ist sie gleich im ersten Spiel gescheitert, in der Europa League bereits in der Qualifikation ausgeschieden. Feyenoords Trainer Mario Been konnte die Fans zumindest in Sachen Mannschaftsbus beruhigen. Das Gefährt ist gar nicht neu: Der alte Bus ist nur neu beklebt worden.

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