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Sport: Bayern jagt Bochum

Der Titelfavorit muss mit einem 0:0 in Gladbach zufrieden sein und ist am Anfang nicht vorn

Von Stefan Hermanns

Mönchengladbach. Hans Meyer ist ein erfahrener Fußballtrainer, aber auch erfahrene Fußballtrainer können irren. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet Meyer in seinem Job, er weiß also in der Regel, wovon er redet. In den letzten Tagen hat er immer wieder gesagt: „Gegen die Bayern werden wir mit großer Wahrscheinlichkeit sowieso verlieren“, und vehement widersprechen wollte Meyer eigentlich niemand. Was war denn anderes zu erwarten angesichts dieser Konstellation? Hier Borussia Mönchengladbach mit der Spartruppe der Ablösefreien; auf der anderen Seite Bayern München, der einzige Verein der Liga, der so weitermachen kann, als habe es eine Kirchkrise nie gegeben. 0:3 werde es ausgehen, haben die Borussenanhänger vor dem Spiel gesagt. Oder 1:5. Am Ende dann feierten die Fans das 0:0 gegen die stärksten Bayern aller Zeiten (Selbsteinschätzung) daher wie einen kleinen Sieg.

„Vielleicht war es nicht ganz so schlecht, dass wir schon am ersten Spieltag gegen sie gespielt haben“, sagte Max Eberl, Borussias rechter Verteidiger, „da sind sie noch nicht eingespielt.“ Eberls Gegner hieß Zé Roberto, und früher, als der noch bei Bayer Leverkusen unter Vertrag stand, war der Brasilianer mit den flinken Füßen so etwas wie der personifizierte Schrecken für die Gladbacher Abwehr. Diesmal aber konnte Eberl zufrieden feststellen, dass Zé Roberto „keine Aktion nach vorn hatte". Nur einmal, nach etwas mehr als einer Stunde, wäre ihm fast ein Abstaubertor gelungen.

„Das eine oder andere Prozent fehlte noch“, sagte Uli Hoeneß, der Manager der Bayern. Oliver Kahn fand es sogar normal, „dass es am Anfang noch etwas holprig ist. Wir werden in den ersten Spielen ein paar Probleme haben.“

Vorgesehen waren derartige Schwierigkeiten in der Saisonplanung eigentlich nicht. Trainer Ottmar Hitzfeld hatte vor dem Start in die Spielzeit seinen Wunsch geäußert, er wolle „von Anfang an auf Platz eins stehen, dann wird es leichter". Daraus wurde nichts. Nicht mal aus Platz zwei, für den nur ein einziges Tor notwendig gewesen wäre. Dann hätten lediglich die Bochumer vor den Bayern gestanden, aber diese Platzverteilung wäre kaum von Dauer geblieben. „In Gladbach zu gewinnen ist nun mal nicht so einfach“, sagte Nationalspieler Thomas Linke.

Wo sie schon mal auf der Suche nach Ausreden waren, hätten sie gleich auch die Statistik bemühen können. Auch bei ihrem fünften Versuch, einen Saisonauftakt in Mönchengladbach zu gewinnen, blieben die Bayern erfolglos. „Man darf da nicht die Nerven verlieren“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bayern, Karl-Heinz Rummenigge. Thomas Linke glaubt: „Wir werden von Spiel zu Spiel besser.“ Und Oliver Kahn sagte: „Die Qualität unseres Kaders wird sich früher oder später durchsetzen.“

Das Selbstvertrauen der Bayern wird jedenfalls nicht schon dadurch erschüttert, dass die erste Tabelle der neuen Saison sie irgendwo im grauen Mittelmaß ausweist. „Die Meisterschaft wird nicht in Mönchengladbach entschieden. Wir haben noch lange genug Zeit“, sagte Manager Hoeneß. Dass es am Ende nämlich doch wieder auf die Bayern zulaufen wird, davon sind sie selbst am meisten überzeugt. „Wir können mit unserem Kader doch nicht sagen: Wir wollen in den Uefa-Cup“, sagte Kapitän Kahn. „Da lachen sich die Leute doch kaputt.“

Die Zeit läuft für die Bayern. Bei den Neuen, so hatte Ottmar Hitzfeld festgestellt, „hat die Bindung noch etwas gefehlt“, bei Ballack, der erst seit drei Wochen im Training ist, und bei Zé Roberto, der in der Vorbereitung verletzt war. Das wird sich irgendwann geben. Hitzfeld rechnet mit zwei Wochen, bis beide ihre körperlichen Defizite überwunden haben. Bis dahin wird es den Konkurrenten kaum gelingen, einen uneinholbaren Vorsprung auf die Bayern herauszuarbeiten. Richtig grämen wollten sich die Münchner über das Unentschieden auf dem Bökelberg daher nicht. „Wir sind auf jeden Fall besser gestartet als letztes Jahr“, sagte Oliver Kahn. Da hatten sie in Gladbach 0:1 verloren. Dass sie diesmal einen Punkt gewannen ist für Uli Hoeneß jedenfalls „ein gutes Omen". Dass die Saison 34 Spieltage hat, wahrscheinlich auch.

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