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Traf sehenswert zum 2:0: Bayerns Bastian Schweinsteiger.

© dpa

Update

Bayern München - Bayer Leverkusen 2:1: Der FC Bayern siegt auch ohne Uli Hoeneß

Im ersten Spiel ohne Uli Hoeneß als Präsident geht es für den FC Bayern sportlich weiter wie immer. Mit einem ungefährdeten 2:1 über Bayer Leverkusen.

Am Ende war es ein Fußballspiel. Vor dem Anpfiff fischte ein Flaschensammler das Leergut aus den Mülleimern vor der Arena in München, ein Bayernfan pinkelte gegen die schmale Betonmauer am Wegesrand, einige Bayerntrikot-Träger von den Sitzplätzen gingen früher in die Halbzeitpause, weil es recht kühl war an diesem Samstagabend. Und einige von ihnen gingen, die Fanshop-Tüten in der Hand, auch ein paar Minuten vor dem Abpfiff heim, weil das eben immer noch Menschen tun, wenn sie sich um Stau im Parkhaus sorgen.

Das normale Bundesligaleben, es ging weiter. Auch nachdem Uli Hoeneß am Freitag die Strafe von dreieinhalb Jahren Haft für seinen Steuerbetrug akzeptiert hatte und als Vereinspräsident zurückgetreten war. Und am Ende siegte der FC Bayern München gegen Bayer Leverkusen 2:1 (1:0) und ist damit im 50. Ligaspiel hintereinander ungeschlagen. Im günstigsten Fall können die Münchner schon am kommenden Samstag in Mainz ihren 24. Meistertitel feiern.

Doch Hoeneß war allgegenwärtig. Nach dem Spiel in der Mixed Zone wirkten die Spieler auch, als müssten sie ihre Worte durch eine dicke Watteschicht pressen. Philipp Lahm wollte sich „zu dem Thema heute nicht äußern“, Franck Ribery, einer der Spieler, der dem scheidenden Präsidenten am nächsten stand, erklärte: „Wir sind alle traurig für ihn, wir müssen alles geben für Uli. Es wird jetzt schwierig, er ist für uns eine sehr große Person, er wird immer der Präsident für uns sein. Bayern ist eine große Familie – und Uli ist immer mit uns“. Arjen Robben scheute sich, den Namen Uli Hoeneß auszusprechen: „ Für seine Familie ist das im Moment ganz schwierig, eine ganz traurige Geschichte. Er ist einer von uns, das gehört alles dazu, leider, und das müssen wir aushalten. Der Präsident hätte nichts anderes gewollt, als dass wir für ihn spielen und gewinnen.“

Das tat Bayern, in der ersten Halbzeit allerdings eher harmlos und solide, ließ den Ball routiniert kreiseln, Schüsse auf das Tor von Bernd Leno kamen vor allem von außerhalb des Sechzehners. Leverkusen war die ganze Zeit über bemüht und stand gut organisiert in der Abwehr, war aber zu aber harmlos in der Offensive – schon nach elf Minuten hätte es 1:0 für die Gäste stehen müssen, nachdem Stefan Kießling den Ball an vier Abwehrspielern vorbei in die Tiefe vor dem Tor passte, Son aber aus wenigen Metern unbedrängt links am Tor vorbeischoss.

Die Bayernfans sangen sich schallend laut durch die erste Spielhälfte: „Deutscher Meister ist nur der FCB“ – was sollten sie auch anderes singen, viel mehr Dinge standen ja gefühlt nicht mehr fest während dieses Spiel eins n.V. (nach Verurteilung). Dem Klub wird ja ein emotionales Loch prophezeit nun, da der Übervater nicht mehr da ist. Sein leerer Stadionsitz neben Karl-Heinz Rummenigge erinnerte vorauseilend schon einmal daran. In der zweiten Halbzeit hielten die Fans ein paar Banner hoch – für Kumpels, die Stadionverbot erteilt bekommen hatten („Ausgesperrt – immer bei uns“). In der Gegengeraden zwei Plakätchen, die Ähnliches versicherten, diesmal für Hoeneß: „Du bleibst immer einer von uns.“ Ein anderes Spruchband sagte „Danke Uli, bis bald“, wie immer das auch gemeint war. „Free Uli“-Forderungen wurden dagegen nicht gesichtet. Später hoben die Bayernfans zu einem kurzen „Uli Hoeneß, du bist der beste Mann“ an, doch es blieb bei den vergleichsweise kleinen Gesten der Fans.

Ergebnistechnisch war am Ende wieder alles wie gewohnt: Mario Mandzukic traf kurz vor der Pause per Kopf nach einem Freistoß zum 1:0, kurz nach dem Seitenwechsel verwandelte Bastian Schweinsteiger einen Freistoß zum 2:0. In der Nachspielzeit traf Kießling noch zum 1:2 für Leverkusen, dann stand der 17. Sieg hintereinander fest.

Was lernt man nun aus dem Spiel mit dem leeren Polstersitz? „Der Geist bleibt da“, sagte Sportvorstand Matthias Sammer. „Das ist sein Lebenswerk, wir haben alle davon profitiert. Jetzt soll seine Familie zur Ruhe kommen können und sein Lebenswerk soll bestehen bleiben können.“ Vorstandschef Rummenigge berichtete, wie Hoeneß am Freitag zu ihm ins Büro gekommen sei, ein Schritt, der Respekt abnötige. „Ich bin kein Freund der Philosophie ‚Der König ist tot, es lebe der König’. Sondern eher ein Freund der Philosophie von Franz Beckenbauer ‚Gute Freunde kann niemand trennen’.“ Auch dieser Spruch war auf Plakaten zu lesen. Offensivspieler Thomas Müller sagte, „kurzfristig hat das für unseren sportlichen Erfolg keine Auswirkungen“.

Wenn Bayern am Samstag in Mainz den Titel feiert oder am Dienstag darauf in Berlin, wird Hoeneß wohl fehlen. Die Mannschaft werde Meister, „wichtig ist nicht, wann, sondern dass wir die Spannung halten“, forderte Trainer Pep Guardiola. Die FC-Bayern-Welt, sie dreht sich weiter.

Anja Perkuhn

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