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Freut sich nicht auf das Länderspielwochenende: Bayerns Trainer Louis van Gaal.

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Bayern München: Fehler im Koordinatensystem

Immerhin die Bank bleibt stark: Nach der 0:2-Niederlage in Kaiserslautern verfügt der FC Bayern, dass kein Spieler den Klub verlassen darf. Trainer Louis van Gaal sieht die Gründe für das Stocken im Spiel vor allem in der WM-Belastung der Nationalspieler und beklagt die anstehenden Länderspiele.

Manchmal gibt es beim FC Bayern wichtigere Dinge zu erörtern als eine Niederlage beim Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern. Vor allem, wenn so offensichtlich wird, warum die Bayern dort 0:2 verloren. Die Pfälzer zeigten Hingabe, die Bayern eine Spur zu viel Behäbigkeit – so sah man die Sache beim Deutschen Meister. Und schon ging es weiter in der Tagesordnung, zu den seit langem drängenden Personalfragen.

Am Tag nach der überraschenden Niederlage auf dem Betzenberg hatten sich die Klub-Granden beim Empfang des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer schon auf eine grundsätzliche Haltung verständigt. Verteidiger Martin Demichelis wird ebenso bleiben müssen wie Stürmer Mario Gomez und Mittelfeldmann Anatoli Timoschtschuk. In der Nacht war im Teamhotel ein letztes Mal diskutiert worden. Wie es heißt, habe die Klubführung Trainer Louis van Gaal von der Notwendigkeit überzeugt, mit einer guten und erfahrenen Ersatzbank in die Saison zu gehen. Der Auftritt in Kaiserslautern bestärkte Manager Christian Nerlinger und Präsident Uli Hoeneß in ihrer zu van Gaal konträren Ansicht. Der Trainer hätte sich dagegen vorstellen können, mögliche Abgänge durch Nachwuchskräfte zu ersetzen.

Vor allem Demichelis wollte in den vergangenen Tagen nur noch weg, nachdem ihn van Gaal auf die Ersatzbank verbannt hatte. Jetzt lässt der Argentinier über seinen Berater ausrichten, er werde um seinen Platz in der Mannschaft kämpfen. Vielleicht gelingt Demichelis die Rückkehr viel schneller als noch vor ein paar Tagen gedacht. Auch dafür lieferte die Partie in Kaiserslautern Hinweise. Daniel van Buyten und Holger Badstuber hatten unübersehbare Schwächephasen, und auf den unerfahrenen Breno als einzigen Ersatzmann für die Innenverteidigung wollen sich Hoeneß und Nerlinger nicht verlassen.

In anderen Punkten ist sich van Gaal mit seinen Vorgesetzten einig, etwa darin, dass die Nachwirkungen der Weltmeisterschaft den Klub noch eine Weile beschäftigen werden. Van Gaal glaubt, dass es noch bis Ende Oktober, Anfang November dauern wird, bis alle Münchner Nationalspieler wieder eine konstante Form erreichen. Arjen Robben ist verletzt, Franck Ribéry weit von seiner Bestform entfernt, und der als unbekümmert bekannte Thomas Müller vergab in Kaiserslautern die beste Münchner Chance, als er knapp neben das Tor schoss und außerdem die mitgelaufenen Kollegen Miroslav Klose und Ivica Olic übersah.

Louis Van Gaal merkte später spitz an, ein Spieler beim FC Bayern müsse schon über ein gewisses Maß an Orientierung verfügen. Nun hatte sich das Münchner Koordinatensystem in Kaiserslautern zwar keineswegs in Nichts aufgelöst. Und doch bestätigte das Spiel van Gaal in seiner Ansicht, dass es „eine schwere Saison für uns wird, denn wir können kaum ein Gleichgewicht erreichen“. Der Niederländer machte dafür die beiden mächtigsten Männer des Weltfußballs verantwortlich, Michel Platini, den Präsidenten des europäischen Verbandes Uefa und Sepp Blatter, den Chef des Weltverbandes Fifa. Deren Terminplan mit den vielen Länderspielverpflichtungen mache ihm und den Bayern eine ordentliche Vorbereitung unmöglich. „Und wenn dann mal wieder alle da sind, haben wir drei Spiele in einer Woche“, klagte van Gaal.

All das führe zu wenig fließendem Spiel und vor allem dazu, „dass wir heute trotz viel Ballkontrolle wenig Chancen kreiert haben“. Immerhin wies die Spielstatistik 72 Prozent Ballbesitz für die Münchner aus.

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