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Bayern München: Gesucht: Fußballlehrer

Sammer, Rijkaard oder van Gaal – die Bayern wollen einen großen Trainer.

Der Kandidat hat große Erfolge vorzuweisen, ist nicht zu alt und nicht zu jung, kein Computerfachmann wie Jürgen Klinsmann, der deutschen Sprache mächtig – und er hat bewiesen, dass er eine Mannschaft formen kann, notfalls auch mit viel Geld. Ja, es gibt ihn, den perfekten Trainer für den FC Bayern München, den, der alle Kriterien seines Anforderungsprofils erfüllt. Allerdings hat die Sache einen Haken: Es handelt sich um Felix Magath, der gerade dabei ist, die Bayern mit dem VfL Wolfsburg gehörig zu ärgern. Magath ist erst im Februar 2007 in München in Unehren entlassen worden, eine schnelle Rückkehr damit ausgeschlossen.

Am Montag wurde Klinsmann geschasst, am Dienstag sein vorübergehender Nachfolger Jupp Heynckes offiziell ins Amt eingeführt – spätestens heute beginnt für die Bayern die Suche nach der Dauerlösung. „Wir werden uns nicht unter Zeitdruck setzen“, sagt Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, aber eine rasche Entscheidung wäre wünschenswert, schon wegen der Planung für die neue Saison. „Wir haben bis heute keinen Trainer kontaktiert“, sagt Rummenigge. An Spekulationen mangelt es trotzdem nicht. Nach dem Überraschungscoup mit Klinsmann deutet diesmal einiges auf eine konventionelle Lösung hin. Dafür sprechen auch die Erfahrungen der Vergangenheit.

Es gibt bei den Bayern ein immer wiederkehrendes Muster für die Trainerfindung: Sie nehmen das, was sie kennen, also Trainer, die sich bereits andernorts bewährt haben. Das war 1987 bei Jupp Heynckes so, den sie aus Mönchengladbach holten, hat sich 1995 mit Otto Rehhagel (Bremen) fortgesetzt, später auch mit Ottmar Hitzfeld (Dortmund) und Felix Magath (Stuttgart). Nach diesem Muster hätten sich aktuell drei Bundesligatrainer für die Bayern empfohlen. Der Urbayer Markus Babbel, der Stuttgart zurück in den Titelkampf geführt hat, fällt allerdings schon deshalb aus, weil er in der kommenden Saison seinen Trainerschein machen muss. Blieben Martin Jol vom HSV, der wie Babbel eine Bayern-Vergangenheit besitzt (neun Spiele in der Saison 1978/79 an der Seite der heutigen Entscheidungsträger Hoeneß, Rummenigge, Breitner), und Lucien Favre. Der Schweizer hat bei Hertha das geschafft, was sich die Bayern vergeblich von Klinsmann erhofft hatten (siehe Artikel rechts).

Beide aber stehen bei ihren Arbeitgebern langfristig unter Vertrag, das gilt auch für den Dortmunder Jürgen Klopp, der vor einem Jahr Bayerns erste Alternative zu Klinsmann war. Realistisch betrachtet ist Klopp inzwischen kein Kandidat mehr, dazu ähnelt er Klinsmann in seiner Idee vom Fußball zu sehr. Und die einzigen Erfolge, die für die Bayern wirklich zählen, Titel nämlich, kann er bisher nicht vorweisen. Vermutlich kommt daher auch Matthias Sammer wieder ins Spiel. Der Sportdirektor des DFB hat aber inzwischen so oft gesagt, dass er Sportdirektor beim DFB bleiben möchte, dass er einen Wechsel auf die Trainerbank nur mit größten Verrenkungen erklären könnte.

Am liebsten hätten die Bayern ohnehin Arsène Wenger. Weil es aber utopisch ist, den Trainer vom FC Arsenal abzuwerben, wären sie schon mit einem Typ wie Wenger zufrieden: mit jemandem, der über natürliche Autorität verfügt, erfahren ist und doch modern. Immer noch hegen die Münchner eine Sehnsucht nach einem Coach von internationalem Format, auch um ihr Selbstverständnis zu dokumentieren. Die nur leidlich erfolgreichen Versuche mit Giovanni Trapattoni haben daran wenig geändert – sieht man einmal davon ab, dass überdurchschnittliche Deutschkenntnisse seitdem unerlässliche Einstellungsvoraussetzung sind.

Das bringt Frank Rijkaard ins Spiel, der nicht nur Deutsch spricht und jung (46) ist. Vor allem hat er mit dem FC Barcelona 2006 die Champions League gewonnen, also das erreicht, wonach die Bayern sich so sehr sehnen. Rijkaards holländischer Landsmann Louis van Gaal spricht ebenfalls perfekt Deutsch. Der 58-Jährige, exzellenter Fußballfachmann, ist in seiner Heimat gerade mit dem Provinzklub AZ Alkmaar Meister geworden. Aber van Gaal träumt von mehr. Erst vor kurzem hat er sein Interesse an Klubs wie den Bayern oder Real kundgetan; van Gaal will Alkmaar verlassen, allerdings erst 2010.

In München wird auch der Name Erik Gerets, 54, genannt, der mit Olympique Marseille in Frankreich auf dem besten Weg zum Meistertitel ist. Der Vorschlag stammt angeblich von Franck Ribéry, was ihm zusätzliches Gewicht verleiht. Allerdings passt der hemdsärmelige Belgier Gerets nur bedingt zur Noblesse der Bayern. Für deren Manager Uli Hoeneß ist es derzeit ohnehin zweitrangig, wer den Klub nach dem 1. Juli trainiert. „Der beste Trainer der Welt nützt uns wenig, wenn wir in der nächsten Saison im Uefa-Cup spielen“, sagt er. „Dann hätten wir mit Zitronen gehandelt.“

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