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Angeschlagen ins Spiel. Martin Demichelis (r.) demonstriert mit seiner Gesichtsmaske den Zustand des FC Bayern.

© ddp

Bayern München: International nur in Liga 1b

Den FC Bayern plagen Probleme. Vor dem Spiel gegen den englischen Tabellenführer Manchester United steht Bayern-Trainer Louis van Gaal vor einem diffizilen Personalpuzzle.

Es ist ja nicht nur der zuletzt überragende holländische Flügelstürmer Arjen Robben, dessen Wadenzerrung dem FC Bayern München Sorgen bereitet. Es ist der gesamte Kader. Und ausgerechnet in dieser misslichen Personalsituation kreuzt nicht irgendein Gegner im Viertelfinale der Champions League (20.45 Uhr, live bei Sat 1 und Sky) in der Münchner Arena auf, sondern die neben dem FC Barcelona vermutlich beste Vereinsmannschaft der Welt: Manchester United (siehe nebenstehenden Text).

Vor dem Spiel gegen den englischen Tabellenführer steht Bayern-Trainer Louis van Gaal daher vor einem diffizilen Personalpuzzle. Arjen Robben kann vielleicht ein paar Minuten mittun, ebenso Mario Gomez nach überstandenem Muskelfaserriss. Martin Demichelis musste nach seinem Kieferbruch gegen Stuttgart bereits wieder mit einer Gesichtsmaske ran, weil Daniel van Buyten im Sturm gebraucht wurde. Bastian Schweinsteiger ist nach der dritten Gelben Karte gesperrt, Ivica Olic war nach seiner Auswechslung trotz Torerfolgs gegen Stuttgart vernehmlich sauer („Unglaublich! Ich konnte es nicht fassen!“), Teilzeitarbeiter Franck Ribéry sucht noch nach seiner Form, Holger Badstuber und Thomas Müller täte angesichts des riesigen Pensums in ihrer ersten Profisaison eine Pause sehr gut.

Van Gaals Alternativen aber sind die längst ausgemusterten Anatoli Timoschtschuk, Hamit Altintop und Danijel Pranjic sowie der 17-jährige David Alaba. Und als wären das nicht genug der Unannehmlichkeiten, eröffnete der chronische Schweiger und zuletzt recht unsichtbare Stürmer Miroslav Klose eine weitere Problemzone, indem er anmerkte, dass für die umjubelten Künstler Ribéry und Robben „neun andere die Drecksarbeit“ machen müssten. Eine Gemengelage, in der van Gaal sein geballtes Fußballwissen braucht, um eine konkurrenzfähige Aufstellung aufs Blatt zu zaubern.

Und dann ist da auch noch die sportliche Misere. Nach dem 1:2 gegen Stuttgart, der zweiten Bundesliga-Niederlage in Serie, haben die Bayern die Tabellenspitze abgegeben. Nur zwei der letzten sechs Spiele konnten gewonnen werden, und sollte am Samstag gegen Schalke nicht gepunktet werden, beträgt der Schalker Vorsprung schon fünf Punkte. Auch wenn Bayern vor dieser Saison so viel Geld wie nie investierte, steht fest: International betrachtet spielt der Klub nur in der Liga 1b. Wer mit den Großen mithalten will, sollte besser eine andere Transferpolitik verfolgen, als sie der FC Bayern in den vergangenen Jahren geboten hat.

Der Kader der Saison 2009/2010 ist ein Sammelsurium, zusammengestellt von den Herren Hoeneß, Rummenigge, Klinsmann und van Gaal. Zunächst aufgebläht auf eine ungesunde Größe, dann vermeintlich gesundgeschrumpft, mit dem Ergebnis, dass man nun plötzlich so manche Leihgabe vermisst. Zumal nun sogar der im Winter zum AS Rom abgegebene Luca Toni plötzlich wieder ins Tor trifft. Anders als Teams wie Barcelona oder dem FC Arsenal steht der FC Bayern nicht für einen bestimmten Fußballstil. Es ist keine Klubphilosophie zu erkennen. Mit dem Prozess-Trainer van Gaal könnte eine solche Phase begonnen haben. An den Transfers für die kommende Saison, die er mit dem noch nach Kontur suchenden Sportdirektor Christian Nerlinger abstimmen wird, wird man das ablesen können. Bis dahin heißt es: Augen zu und durch.

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