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Ottmar Hitzfeld

© ddp

Bayern München: Verschnaufpause für Ottmar Hitzfeld

Der FC Bayern siegt 6:0 gegen Aris Saloniki – und Luca Toni erzielt die ersten vier Treffer. Diese Bewährungsprobe hat Trainer Ottmar Hitzfeld bestanden.

Es lief die 75. Minute, als die Fans in der mit 64 000 Zuschauern gefüllten Münchner Arena zu singen begannen. „Ottmar Hitzfeld“, sangen sie, „du bist der beste Mann“, noch einmal und dann noch zwei Mal. Ottmar Hitzfeld dürfte in diesem Moment ein Gefühl der Erleichterung verspürt haben, das mit fallenden Felsbrocken noch unzulänglich umschrieben wäre. Schließlich war dieses letzte Uefa-Cup-Gruppenspiel zwischen dem FC Bayern und Aris Saloniki eine Art Schicksalsspiel für ihn: Hätte Bayern verloren, wäre Hitzfeld wohl noch vor dem für Januar geplanten Gespräch mit dem Vereinsvorstand vom FC Bayern verabschiedet worden. Doch die Münchner gewannen 6:0 (2:0) und wurden am letzten Spieltag noch Gruppensieger.

„Ein hohes Tempo gehen und den Gegner früh stören“, das hatte Hitzfeld vor der Partie verlangt. Seine Spieler nahmen sich das zu Herzen, sie sprinteten vom Anstoß weg auf und ab, was womöglich auch ein wenig daran gelegen haben mag, dass es einfach zu kalt war in München, um kurze Hosen zu tragen und nicht zu sprinten. Denn wie sagte Bayerns Brasilianer Lucio noch einen Tag vor dem Spiel? „Wir sind Häftlinge der tiefen Temperaturen, wir sind Gefangene der Kälte.“ Schon nach zwei Minuten kam so die erste Torchance zustande: Philipp Lahm zog von der linken Strafraumecke einfach mal ab, Salonikis Torhüter Costas Chalkias wehrte zur Ecke ab.

Überhaupt stand Costas Chalkias immer wieder im Mittelpunkt, ja: Er wurde zu einer Art Mann des Spiels. Nachdem Chalkias zunächst einen Alleingang von Miroslav Klose und dann Oliver Kahn einen Schuss aus nächster Nähe von Salonikis Vladimir Ivic abgewehrt hatte, sorgte der griechische Schlussmann in der 25. Minute für den ersten entscheidenden Beitrag zur Partie. Franck Ribéry beschäftigte zwei der in aufdringlichem neongelb gekleideten Gegenspieler von Aris Saloniki, er sprintete zur Grundlinie, schlug zwei Haken und dann eine Flanke – Chalkias ließ den Ball vor die Füße von Luca Toni abprallen, und Toni erzielte das 1:0. Dann, in der 38. Minute, passierte das gleiche noch einmal: Flanke Ribéry, Chalkias, immerhin griechischer Nationaltorwart, ließ den Ball erneut geradezu stümperhaft vor die Füße von Toni fallen – 2:0.

Entsprechend gemütlich ließen es die Bayern zunächst in der zweiten Halbzeit angehen. Doch dann griff Costas Chalkios wieder ins Spielgeschehen ein. 65 Minuten waren absolviert, als der überragende Ribéry mal wieder den Ball vor das Tor brachte, Chalkias mal wieder nicht fangen konnte, und Toni mal wieder abstaubte.

Keine Minute später fiel das 4:0: Philipp Lahm jagte den Ball flach aufs Tor, Chalkias wehrte nach vorne ab, und, ja: Toni traf zum vierten Mal. In der 78. Minute erzielte Christian Lell schließlich das 5:0, drei Minuten später erhöhte Philipp Lahm auf 6:0. Chalkias war dabei machtlos gewesen, nach dem letzten Gegentreffer saß er regungslos am Boden, die Hände auf die Knie gestützt, es war, als würde er nie mehr wieder aufstehen wollen. Doch er musste – die Bayern drängten nämlich weiter nach vorne, so dass sogar in der 90. Minute noch das 7:0 wahrscheinlicher erschien als der Schlusspfiff.

Als der Schlusspfiff dann ertönte, feierten die Bayern. Und Costas Chalkias, er ging in die Kabine. Er hatte genug.

Michael Neudecker[München]

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