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Hitzfeld

© ddp

Bayern München: Wie es war

Rückkehrer Hitzfeld hatte das Team im Griff. Obwohl die Arbeit beim FC Bayern schgwerer war, als er erwartet hatte.

Am Anfang war Ottmar Hitzfeld geschockt. „Ich wusste nicht, dass es so schwer werden würde“, sagte der Trainer, als er Anfang 2007 zu Bayern München zurückgekehrt war. Die Mannschaft steckte in ihrer schwersten Krise seit langer Zeit, und die Klubbosse holten nach zweieinhalb Jahren den Mann zurück, mit dem sie 2001 sogar die Champions League gewonnen hatten.

Jetzt hat Hitzfeld den DFB-Pokal gewonnen – und die Meisterschaft dazu. Es ist sein drittes Double mit dem FC Bayern. „Unser Ottmar“ sei wieder da, hat Manager Uli Hoeneß bei Hitzfelds Rückkehr gesagt, „ich bin wieder zu Hause“ fügte der Coach hinzu. Seine Aufgabe war nicht leicht und es ist zweifelsohne eine große Leistung Hitzfelds, den neuen und einzigartig teuren Kader so gemanagt zu haben, dass die nationalen Titel überlegen herausgespielt wurden. Herausgespielt, denn die meiste Zeit der Saison begeisterten die Münchner mit schönem Fußball. Sicher vor allem in Person von Franck Ribéry, tolle Kombinationen gab es aber auch zu sehen, wenn Ribéry einmal fehlte. Das zweite neue Gesicht des FC Bayern war, tutto bene, der unglaubliche Luca Toni.

Genauso wichtig war in dieser Saison aber auch Martin Demichelis. Vor allem dem Innenverteidiger ist es zu verdanken, dass die Münchner mit ihren 18 kassierten Toren noch den Bundesligarekord für die wenigsten Gegentreffer in einer Saison brechen können, den Werder Bremen seit 1988 mit 22 Gegentoren hält. Demichelis gehört nicht zu den neuen Einkäufen, er spielt seit fünf Jahren in München. Wie kein anderer aus der aktuellen Mannschaft verkörpert er aber die Philosophie Hitzfelds, dass gute Organisation und Sicherheit vor Show gehen. Ihre beiden Titel haben die Münchner gewonnen, weil sie hinten sicher standen, das war die Grundlage für die individuellen Zaubereien von Ribéry und Toni.

Allerdings war in einigen Spielen auch die alte Starre zu sehen, die die Münchner schon zum Ende der ersten Amtszeit Hitzfelds und auch unter seinem Nachfolger Felix Magath befallen hatte. Hitzfeld sah dann wieder so aus, als seien seine Magensäurewerte ins Unermessliche gestiegen. Zu statisch steckte die Mannschaft dann in Hitzfelds System, vor allem, wenn sich der Gegner weit zurückzog, fehlte es an der Spielanlage, um mehrere Optionen für ein mögliches Tor zu entwickeln. Es reichte trotzdem zum Spektakel – bis zum Halbfinale im Uefa-Cup. Das hört sich nicht so schlecht an, doch im Uefa-Cup haben die Bayern trotz teilweise sehr schwacher Gegner mehr Tore reingekriegt als in der Bundesliga. Oft traten die Münchner im zweitbesten internationalen Wettbewerb so auf, als ob sie auch hier der natürliche Sieger seien, und ohne diesen Glauben wären sie wahrscheinlich gar nicht so weit gekommen.

Ottmar Hitzfeld nimmt bei seinem zweiten Abschied aus München das nationale Double mit. Zumindest die Meisterschaft ist von ihm erwartet worden. Dass sie so souverän ausfiel, ist vor allem Hitzfeld zuzurechnen. Er hat aus den Einzelkönnern innerhalb kürzester Zeit eine funktionierende Einheit gebastelt, die seit dem ersten Spieltag ununterbrochen die Tabelle anführt. Disziplinlosigkeiten wie die Kritik an Kollegen von Oliver Kahn oder jüngst die von Willy Sagnol an seiner Position hat er rigoros bestraft. Und man darf auch nicht vergessen, dass die Münchner trotz aller Investitionen längst nicht auf allen Positionen so besetzt sind, dass sie eine tragende Rolle in der Champions League einnehmen könnten. Mit einem Außenverteidiger wie Christian Lell ist auch der Sieg im Uefa-Cup wenig wahrscheinlich.

Ottmar Hitzfeld hat die hohen Investitionen gut verwaltet, sehr gut. Eine Mannschaft, die zu Höherem berufen ist, hat er nicht geschaffen. Konnte er vielleicht auch nicht.

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