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Sport: Bayern rutscht ab

Werder Bremen gewinnt 3:1 gegen den Meister und verteidigt die Tabellenführung

Mit hochrotem Kopf stapfte Uli Hoeneß gestern um 18 Uhr durch die Katakomben des Weserstadions. Die Lippen schmal, der Blick grimmig. Bitten um eine Stellungnahme blockte der Manager des FC Bayern brüsk ab. Der Nachmittag hatte dem Münchner Macher arg missfallen. Mit 1:3 (1:2) hatte der Meister gerade das Spitzenspiel beim Tabellenführer Werder Bremen verloren – und Art und Weise der Niederlage gaben Hoeneß Anlass zu ernster Sorge. Nie ist der Rekordmeister in den vergangenen 13 Jahren schlechter gestartet.

Werder trat selbstsicher und selbstbewusst auf, war spiel-, lauf- und einsatzfreudiger. „Bremen hat sich den Sieg in den ersten Minuten verdient“, stellte Trainer Felix Magath später ernüchtert fest, „wir haben zu wenig getan und nicht dagegengehalten.“ Philipp Lahm ging noch einen Schritt weiter: „Wir haben die ersten 20 Minuten total verschlafen und waren mit dem Kopf nicht auf dem Platz.“

Ein Umstand, den der selbst ernannte Titelfavorit zu einer eindrucksvollen Vorstellung nutzte. Angetrieben von dem überragenden Torsten Frings zeigte Werder in der ersten Halbzeit die beste Saisonleistung – und lag nach 34 Minuten 2:0 vorn. Beide Treffer waren sehenswert: Nach einem Zuspiel von Frings ließ Diego den unsicheren Lucio aussteigen und jagte den Ball aus 16 Metern unter die Latte – Oliver Kahn blieb nur anerkennendes Staunen übrig. Der 21-jährige Spielmacher setzte nach seinem vierten Saisontreffer zu einem enthemmten Jubellauf an – der sogar vor den Bayern-Fans in der Westkurve startete. Das zweite Tor gelang Pierre Womé mit einem wuchtigen Freistoß aus fast 30 Metern – Kahn war dabei die Sicht verdeckt.

Die Bremer Überlegenheit war auch eine Folge davon, dass Magath erneut drei Stürmer nominierte, die aber ihre Defensivarbeit nur unzureichend erledigten. „Sie haben das Mittelfeld zu wenig unterstützt“, mäkelte Magath. Nur in der Viertelstunde vor der Pause legten die Gäste die Lethargie ab – nach Kopfballvorlage von Claudio Pizarro glückte Roy Makaay der Anschlusstreffer.

Doch ehe in der zweiten Halbzeit die Aufholjagd richtig anlief, schlugen sich die Bayern selbst: Lucio lenkte den Ball nach einer Flanke von Womé unbedrängt ins eigene Tor. Es sollte nicht das letzte Malheur des indisponierten Abwehrspielers bleiben: In der 75. Minute zog sich Lucio eine Bänderdehnung zu und musste ausgewechselt werden. Lucios Nebenmann Daniel van Buyten fand deutliche Worte für das kollektive Versagen: „Wenn man auf dem Platz nicht alles gibt, wenn nicht alle zusammenarbeiten, verliert man so ein Spiel.“ Eine Aussage, die viel Interpretationsspielraum liefert.

Die Interpretation der Bremer des gestrigen Spiels war eindeutig. „Man hat gesehen, wer die beste deutsche Mannschaft ist“, sagte Torwart Tim Wiese. Und Torsten Frings ergänzte: „Bayern war nicht schlecht – wir waren so gut. Wir haben die größte Möglichkeit von allen Spitzenmannschaften, Meister zu werden.“

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