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Bayerns Gegner in der Champions League: FC Basel: Zu groß für die Schweiz, zu klein für Europa

Der Schweizer Meister FC Basel, heute Gegner des FC Bayern in der Champions League, dominiert in der Heimat, kommt international aber nicht voran.

Die Zuschauer trauten ihren Augen nicht. Was an diesem 12. November 2002 im St.-Jakob-Park geschah, war schlicht nicht zu glauben. Der FC Basel bestritt seine erste Saison in der Champions League. Zum letzten Spiel der ersten Gruppenphase war an jenem Dienstagabend der große FC Liverpool in Basel zu Gast. Vom Anpfiff weg attackierte die Schweizer Heimmannschaft. Nach einer halben Stunde stand es 3:0 für Basel, Liverpool war so gut wie erledigt. Das Starensemble mit Spielern wie Steven Gerrard und Michael Owen konnte in der zweiten Hälfte zwar noch den Ausgleich herausschießen, in die nächste Runde aber zogen die Nobodys aus der Schweiz ein. Auch gegen Manchester United, Juventus Turin und Deportivo La Coruña punktete Basel in der damals noch ausgetragenen zweiten Gruppenphase und schied letztlich nur wegen des schlechteren Torverhältnisses gegenüber den Italienern aus. Heute wollen die Schweizer (20.45 Uhr, live im Ticker) gegen den FC Bayern eine weitere Überraschung schaffen.

Seit der Einführung der Champions League vor 18 Jahren konnten sich Klubs aus der Schweiz überhaupt erst sieben Mal für die Gruppenphase qualifizieren: zwei Mal die Grasshoppers Mitte der Neunzigerjahre, dazu je einmal der FC Thun (2005) und der FC Zürich (2009). Der FC Basel nimmt in dieser Spielzeit nach 2002 und 2008 die dritte Spielzeit in der Champions League in Angriff. Das ist nicht selbstverständlich für einen Schweizer Verein – aber auch kein Zufall.

Die Basler Erfolgsgeschichte begann mit dem Amtsantritt von Präsident René C. Jäggi. Der spätere Generalbevollmächtigte des 1. FC Kaiserslautern übernahm den FCB 1996 am Rande des Ruins. 2001 spielte der Klub im ersten modernen Stadion der Schweiz und gewann den ersten Meistertitel nach 22 Jahren. Trainer damals: der heutige Stuttgarter Christian Gross. Zehn Jahre coachte er den FC Basel ab 1999, gewann vier der insgesamt 13 Meistertitel der Vereinsgeschichte sowie vier Schweizer Pokale.

Diese Konstanz ist auch in der Schweiz nur mit viel Geld zu erreichen. Ein Teil davon kommt seit 2003 aus einer Handtasche – derjenigen der Klubpräsidentin Gigi Oeri. Ihr Mann Andreas ist Miterbe des Basler Pharma-Konzerns Hoffmann-La Roche. Das Wirtschaftsmagazin „Bilanz“ schätzte im Jahr 2009 ihre Familie als die zweitreichste der Schweiz, ihr Vermögen beläuft sich auf insgesamt 15,5 Milliarden Franken, rund 11,7 Milliarden Euro. Das Budget des FC Basel liegt auch dank dieser Finanzkraft bei etwa 22,6 Millionen Euro und ist damit das höchste aller Schweizer Vereine.

Der FC Basel geht auch unübliche Wege: Letztes Jahr stellte er den jungen Trainer Thorsten Fink an, zuvor beim deutschen Zweitligisten Ingolstadt entlassen. Fink startete schlecht, lag zeitweilig 13 Punkte hinter dem Tabellenersten Young Boys Bern zurück. Nach einer langen Aufholjagd gewann Fink mit dem FCB am Ende das Double. Wesentlich trugen dazu auch Schweizer Nationalspieler bei, die nach Erfahrungen im Ausland wieder in die Heimat zurückkamen: Stürmer Marco Streller mit 21 Toren, Partner Alexander Frei mit 15 oder Stratege Benjamin Huggel mit immerhin elf Treffern.

Vor dieser Saison entwickelte sich in Basel ein für die Schweizer Durchgangsliga seltenes Szenario: Der FCB musste nur wenige Abgänge kompensieren und hat sich mit Gilles Yapi von den Young Boys Bern verstärkt. Die Vizemeister aus Bern gaben dagegen nicht nur Yapi, sondern auch den 30-Tore-Stürmer Seydou Doumbia nach Moskau ab – und qualifizierten sich nicht für die Champions-League-Gruppenphase. Unterdessen schossen Frei und Streller die Basler auf die vorderen Plätze der Super League. In Europa verheißt der missglückte Auftakt in Cluj (1:2) jedoch nichts Gutes für die heutige Begegnung gegen die Bayern. Thorsten Fink sagt dennoch: „Wir können dieses Bayern schlagen.“ Das kleine Mainz hat es am Samstag vorgemacht.

Michele Coviello

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