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Wie lange hat die Chefin noch gute Laune? Marseilles Trainer Didier Deschamps mit der Besitzerin von Olympique Marseille, Margarita Louis-Dreyfus.

© dapd

Bayerns Gegner in der Champions League: Wenig spricht für Olympique Marseille

Olympique Marseille hat in der Gruppenphase beide Spiele gegen Borussia Dortmund gewonnen. Doch von der Form aus dem Herbst ist die Mannschaft von Didier Deschamps derzeit weit entfernt.

Zum Lachen ist Didier Deschamps derzeit selten zumute, insofern war die unterhaltsame Pressekonferenz mit dem Trainer von Olympique Marseille jüngst eine echte Ausnahme. Es ging um seine fantasievolle Aussprache des Namens „Schweinsteiger“, ein wahrer Zungenbrecher für Franzosen. Bei Deschamps hatte sich das Tage zuvor eher nach „Scheißneiger“ angehört. Er spreche zwar vier Sprachen, „aber Deutsch nun wirklich nicht“, entschuldigte er sich lachend. Und gelobte Besserung für die Champions-League-Partien gegen Bayern München: „Ich arbeite an meiner Aussprache“ – für den Fall, dass er dem angeschlagenen Schweinsteiger, der überraschend mit nach Marseille gereist ist, begegne.

Die Tücken der deutschen Aussprache zu lernen, schien vor dem heutigen Viertelfinal-Hinspiel (20.45 Uhr, live im Ticker bei Tagesspiegel.de) noch die lösbarste Aufgabe für Didier Deschamps. Was Deschamps momentan viel mehr Kopfzerbrechen bereitet, nennt er die „Suche nach dem Heilmittel“, sprich: wie er seine in der Liga auf Platz neun abgerutschte Mannschaft mal wieder zu einem Sieg führen kann. Bis zum vergangenen Wochenende hatte Marseille sieben Pflichtspiele hintereinander verloren, das ist neuer Vereinsrekord. Pleiten gegen alle drei Aufsteiger waren darunter und vor allem das schmachvolle Ausscheiden im Pokal gegen den Drittligisten Quevilly vor einer Woche.

Man muss sich diese Umstände vor Augen halten, um Deschamps’ Zufriedenheit mit dem 1:1 beim Tabellenachtzehnten Nizza am vergangenen Samstag zu verstehen. Immerhin habe seine Mannschaft unter schwierigen Umständen Herz gezeigt, sagte der 43-Jährige. Bereits nach sechs Minuten hatte sich Innenverteidiger Souleymane Diawara einen Kreuzbandriss zugezogen; in der 45. Minute musste dann Mittelfeldspieler Charles Kaboré nach einer Roten Karte den Platz verlassen. Weil sich Marseille nicht aufgab und sogar in Führung ging, konnte Deschamps nach Schlusspfiff das Ende der schwarzen Serie so kommentieren: „Die Blutungen sind fürs Erste gestoppt, wir haben nun einen Druckverband angelegt.“

Für die Fans ist das aber weiterhin viel zu wenig, sie strafen ihre kränkelnde Mannschaft mit Desinteresse. So waren gestern tatsächlich noch Karten für das Bayern-Spiel zu haben – obwohl derzeit wegen Umbauarbeiten für die EM 2016 nur 40 000 Zuschauer ins Stade Vélodrome passen. Bereits im Derby in Nizza war der Gästeblock weitgehend leer und vor allem ruhig geblieben, nachdem die größten Fangruppierungen zu einem „Support-Streik“ aufgerufen hatten. Die sonst brodelnde Arena wird wohl nur ein köchelndes Töpfchen sein.

Vieles spricht gegen Marseille, zumal neben Diawara auch der gesperrte Nationaltorwart Steve Mandanda und womöglich der angeschlagene Nationalstürmer Loic Rémy fehlen. Aber, Achtung, es ist Champions League. Und da hat sich OM nicht von seinen schwachen Liga-Auftritten irritieren lassen, Borussia Dortmund musste das nach zwei Niederlagen in der Gruppenphase erkennen. Der frühere Bayern-Verteidiger Bixente Lizarazu glaubt deshalb, dass Marseille heute wieder sein „anderes Gesicht“ zeigen wird. Nicht auszuschließen, dass Didier Deschamps gegen 22.35 Uhr mal wieder herzhaft lacht.

Matthias Sander

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