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Attraktiver Anblick. Beim Frauen-Beachvolleyball lockt auch die Optik viele Fans.

© dpa

Beachvolleyball: Emanzipation im Bikini

Beim Beachvolleyball sind Männer und Frauen finanziell auf Augenhöhe. Natürlich bieten die besten Beachvolleyballerinnen auch sehr guten Sport, aber der kombiniert sich mit dem Motto "Sex sells".

Berlin - Wenn sich die Beachvolleyballer in ihren Auszeiten hinsetzen, um die nächsten Spielzüge abzusprechen, haben die Zuschauer keine Pause. Dann stehen viele auf, um Tänzerinnen in ihren Bikinis zu unterstützen. Beachvolleyball, das ist für viele Betrachter immer noch viel Haut und wenig Textil. Gestern, als bei der EM in Berlin das Frauenfinale ausgetragen wurde (siehe nebenstehenden Bericht) hatten die Pausen-Girls allerdings selbst Pause. Bei strömendem Regen treten die Damen nicht auf. Die Spielerinnen sind da weniger zimperlich. „Regen“, hat die deutsche Spitzenspielerin Laura Ludwig nach dem Halbfinale erklärt, „stört uns nur beim Einspielen. Im Spiel ist es uns völlig egal, wie das Wetter ist.“

Als die Abwehrspielerin von Hertha BSC über die Bedingungen ihres Sports redet, lacht sie erfrischend. Sie ist Profi, sie kann sich keine weinerlichen Kommentare übers Wetter leisten.

So müssen Profis sein, deshalb sagt Roland Weißbarth, der Manager des Duos Sara Goller/Laura Ludwig: „Es ist eine Freude, mit solchen Athletinnen zu arbeiten.“ Aber die Freude, die Sara Goller und Laura Ludwig auf dem Sand empfinden, hat auch noch einen anderen Hintergrund. „Beachvolleyball ist eine der wenigen Sportarten, bei denen die Frauen genauso beachtet werden wie die Männer, vielleicht sogar mehr“, sagt Sara Goller. „Viele Männer kommen wegen den Frauen zu den Spielen.“ Kurze Pause, der Blick geht kurz zu Boden. „Man kann ja davon halten, was man will.“

Natürlich lebt Beachvolleyball auch davon, dass die Frauen mit Bikinis spielen und damit attraktiver aussehen als die baumlangen Männer mit ihren knielangen Flatterhosen. Das ist ja sogar verbandspolitisch gewollt. Um Beachvolleyball attraktiver zu machen, hat der Weltverband schon vor Jahren vorgeschrieben, dass die Bikinis der Frauen so knapp wie möglich sein müssen. Allerdings durften die Frauen gestern im Berliner Regen auch in langen Hosen spielen.

Andererseits profitieren die Frauen davon. „Wir bekommen die gleichen Preisgelder wie die Männer, Laura und ich haben große Aufmerksamkeit. Wir machen Foto-Shootings und werden ins Fernsehen eingeladen.“ So laufen die Gesetze des medialen Marktes. „Da müssen wir uns doch gar nichts vormachen“, sagt Marc Stöckel, Manager des zweiten deutschen Spitzenteams Katrin Holtwick und Ilka Semmler, „attraktive Athletinnen lassen sich natürlich gut vermarkten.“

Wie gut das funktioniert, hat Weißbarth bei der EM erlebt. Beim lockeren Austausch zwischen Sponsoren und Stars sprachen Goller und Ludwig auf der VIP-Tribüne mit den Vertretern einer Bank, deren Logo die Profis präsentieren. „Wenn du zwei Athletinnen hast, die so gut aussehen und dann auch noch so verdammt nett sind, rennst du offene Türen ein“, sagt Weißbarth.

Natürlich bieten die besten Beachvolleyballerinnen auch sehr guten Sport, aber der kombiniert sich mit dem Motto „Sex sells“. Das kann man verurteilen, wenn man es rein moralisch sieht. Das kann man locker in Kauf nehmen, wenn man im Gegenzug satte Prämien und gut dotierte Werbeverträge bekommt. Ein „guter sechsstelliger Betrag“ lasse sich jährlich durch Sponsorenverträge erlösen, sagt Stöckel. Dazu kommen Preisgelder von 33 000 Euro im Jahr 2009 und Zuwendungen durch die Sporthilfe. Roland Weißbarth vertritt auch die Ex- Biathlon-Olympiasiegerin Uschi Disl. „Ihre Medienpräsenz und damit Popularität ist auch nach Ende ihrer Karriere viel höher als die von Goller und Ludwig.“ Denn Beachvolleyball-Turniere werden viel seltener im Fernsehen ausgestrahlt als Biathlon-Wettbewerbe.

Deshalb suchen Manager Nischen, um ihre Klienten trotzdem ins Fernsehen zu bringen. Ilka Semmler durfte bei einer Show von Stefan Raab vom Turm ins Wasser springen. Und beim Komiker Mario Barth sind Goller/Ludwig zusammen aufgetreten. 20 Minuten lang waren sie auch im ZDF bei „Volle Kanne“ präsent. „Das sind Werte“, sagt Stöckel, „die du mit sportlichen Auftritten niemals erzielen kannst.“ Und Weißbarth sagt zufrieden: „Von der Weltwirtschaftskrise haben wir nichts gespürt.“

Das allerdings ist ein klassischer Manager-Spruch. Die Wahrnehmung von Sara Goller sieht ein bisschen anders aus. Einer ihrer Sponsoren ging im Januar insolvent. „Die Wirtschaftskrise“, sagt sie, „ist an uns nicht spurlos vorbeigegangen. “

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