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Immer am Ball bleiben. Kay Matysik (v.) und Jonathan Erdmann (r.) wollen bei den Weltmeisterschaften im nächsten Jahr mindestens Silber holen.

© promo

Beachvolleyball: Die Spuren von Brink und Reckermann im Sandfeld

Jonathan Erdmann und Kay Matysik scheitern beim Grand Slam in Berlin. Dabei wollen sie eine Führungsrolle im deutschen Beachvolleyball einnehmen. Auch wenn das zwischen ehemaligen Stars, großen Männern und schönen Frauen nicht so einfach ist.

Die Partie ist vorbei. Vom Sprecher abmoderiert. Verloren. Im Sandfeld, wo Kay Matysik und Jonathan Erdmann gerade gespielt haben, sind jetzt nur noch ihre Fußabdrücke zu sehen. Kreuz und quer und durcheinander. Wobei es scheint als seien die Spuren von zwei anderen Spielern nach wie vor präsenter. Hinterlassen von einem Duo, das gar nicht dort gewesen ist.

Nur drei von neun deutschen Teams sind beim Grand Slam der Beachvolleyballer in Berlin noch dabei. Erdmann und Matysik gehören nicht dazu. Das an Nummer eins gesetzte Duo unterlag den Österreichern Clemens Doppler/Alexander Horst 0:2 und wurde Gruppenletzter. „Ich denke, die Wettkampfpause nach dem ersten Saisondrittel war zu lang und vielleicht die Belastungen beim Heimturnier zu hoch“, sagte Matysik.

Brink und Reckermann sind nach wie vor präsent

Es passte irgendwie zu der Nebenrolle, die das Duo beim Turnier von Berlin gespielt hat. Obwohl Erdmann und Matysik zur Zeit die besten deutschen Beachvolleyballspieler sind, lächeln beim Berlin Grand Slam Julius Brink und Jonas Reckermann von den Werbebannern. Als durchtrainierte Sportler am Strand sind sie bis Sonntag auf dem Turniergelände am Hauptbahnhof zu sehen. Als die Olympiasieger 2012. Als hätte es ihr Karriereende nie gegeben.

Dabei hat Brink vor vier Wochen das Ende seiner sportlichen Laufbahn verkündet. Zu sehr litt er unter seinen Hüftproblemen, die auch für Schmerzen im rechten Oberschenkel sorgten. Sein ehemaliger Partner Jonas Reckermann hatte sich bereits fünf Monate nach ihrem Olympia-Sieg aus dem Sport verabschiedet. Doch auch wenn die beiden Spieler nie wieder auf dem Sandplatz stehen werden, sind sie aus dem deutschen Beachvolleyball nicht verschwunden. Auf den Leinwänden werden ihre Spielszenen gezeigt. Bei den Sponsoren ihre Gesichter.

Hoch gewachsene Männer und schöne Frauen

„Bis vor einer Woche hat der Veranstalter sogar noch Julius Brink und seinen neuen Partner Armin Dollinger im Programm angekündigt“, sagt Matysik. „Das ist schon etwas eigenartig.“ Mit Erdmann spielt Matysik seit fünf Jahren beim VC Olympia Berlin. Seitdem war das Duo Vize-Europameister und Deutscher Meister, Neunter bei den Olympischen Spielen und Dritter bei der WM. An den Erfolg von Brink und Reckermann kommen sie damit noch nicht heran. „Die beiden haben alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt“, sagt Erdmann. „Doch wir müssen auf uns schauen. Nur das können wir beeinflussen.“

Seiner Meinung nach habe sich der Sport in den vergangenen Jahren aber auch verändert. Das Spiel sei härter, der Sport athletischer geworden. Mit immer mehr großen Blockern, die am Netz schwer zu bezwingen seien. Ihre Herausforderung im Spiel sind deswegen hoch gewachsene Männer. Bei der Vermarktung sind es schöne Frauen. „Wir haben schon oft mit Sponsoren gesprochen, die lieber Spielerinnen vermarkten würden“, sagt Erdmann. Schlanke, durchtrainierte Körper im knappen Bikini – das würde Männer, mit denen sie meistens sprechen, eher überzeugen als jede Marketingsstrategie.

Image des Sports setzt auf Sexappeal

Doch nicht nur Unternehmer, auch der Sport selbst setzt bei seinem Image auf Sexappeal. Neben dem vermittelten Urlaubsfeeling und dem lässigen Lifestyle gehört gebräunte, nackte Haut dazu – und das geht über die knappe Kleiderordnung hinaus. Die Spielerinnen Katrin Holtwick und Ilka Semmler zogen sich 2007 zum Beispiel für das Sport-Magazin „fit for fun“ aus – und bei jedem Beachvolleyball-Spiel tanzen junge Frauen im Sand, schwingen die Hüften, schütteln das Haar. „Warum zum Beispiel immer nur sechs, sieben Mädchen, aber nie männliche Tänzer?“, fragt Erdmann. „So wie bei den Olympischen Spielen 2012.“

Nein, es ist für das Berliner Duo nicht leicht, als gutes Team wahrgenommen zu werden. Dabei geht es ihnen nicht einmal darum, das neue Gesicht des deutschen Beachvolleyballs zu werden. „Der gesamte Sport mit allen Spielern muss bekannter gemacht werden“, fordert Matysik. Damit die deutschen Zuschauer auf der Tribüne wissen, wen sie anfeuern, damit sie die Top-Teams wiedererkennen. Und damit niemand auf den Rängen leise raunt: Wo sind denn Julius und Jonas?

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