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Beachvolleyball: Partnerschaft auf Probe

Der Sieg des neuformierten Beachvolleyball-Duos Brink/Reckermann ist nur der Beginn einer langen Arbeit.

Berlin - Julius Brink war einfach nicht schnell genug. Bis er das Papier an seiner Sektflasche weggenestelt hatte und der Korken endlich nach oben schoss, hatte ihn Jonas Reckermann bereits am Trikot gezogen und eine ganze Flasche Sekt über seinen Rücken geschüttet. Zeit, Brink einen Eimer Wasser ins Gesicht zu kippen, war auch noch. Wie kleine Kinder rannten die beiden dann über den Sand des Centre-Courts der German Masters, dem Beach-Volleyballturnier in Berlin, einem Teil der European Championsship Tour. Und auf den Rängen standen 3500 Zuschauer und freuten sich mit.

2:1 (21:16, 26:28, 15:13) hatten Brink/Reckermann (Leverkusen/Köln) das Finale gewonnen. Obwohl Patrick Heuscher und Sascha Heyer aus der Schweiz im dritten Satz lange geführt hatten. Bei den Frauen gewannen Sara Goller/Laura Ludwig (beide Hertha BSC) kampflos, weil Katrin Holtwick/Ilka Semmler (beide Essen) nicht zum Finale antreten konnten. Semmler war verletzt.

Brink/Reckermann bleiben nun nicht bloß Nummer eins der europäischen Rangliste, sie sind auch um 11 000 Euro reicher. Vor Abzug der Steuern, versteht sich. „Der zweite Satz war ein Wechselbad der Gefühle“, sagte Reckermann, „aber so etwas muss man abhaken.“

Sechs Matchbälle hatten die Deutschen im zweiten Satz vergeben. So etwas kann ein kurzzeitiger Aussetzer sein. Bei Brink/Reckermann ist es mehr: ein Beleg dafür, wie schwer es ist, ein neues Team zu bilden, selbst wenn zwei Europameister zusammenfinden sollen. Das Problem ist, dass sie diese Erfolge nicht zusammen erreicht haben. Brink, 26 Jahre alt, spielte zuletzt mit Christoph Dieckmann, Reckermann, vier Jahre älter, mit Mischa Urbatzka. Zwei EM-Titel hatte Reckermann allerdings zuvor mit Markus Dieckmann gewonnen.

Brink/Reckermann spielen erst seit Beginn des Jahres zusammen, nachdem sie sich 2008 jeweils von ihren Partnern getrennt hatten. „Wir müssen uns erstmal grundlegend finden“, sagt Brink. Beachvolleyball ist ein kompliziertes Spiel, auch wenn es einfach aussieht. Die Standardsituationen sind inzwischen automatisiert bei den beiden, aber Weltklasse-Spiele werden mit Feinheiten gewonnen. „Sonne, Hitze, Regeln, veränderte Windverhältnisse, taktische Änderungen des Gegners“, sagt Brink, „das alles spielt eine Rolle.“ Wenn sich solche Faktoren ändern, muss der eine vom anderen wissen, wie der sich verhält, wie er läuft, wie er schlägt. Und das wissen Brink/Reckermann noch nicht.

Der zweite Satz hat es wieder gezeigt. Brink schlug gegen Satzende ohne großen Druck auf. „Einwürfe“ nannte er die Bälle ironisch. Die Schweizer hatten keine Mühe, druckvoll anzugreifen. „In so einer Situation, wenn man den Gegner stark gemacht hat,muss man als Team besonders taktisch spielen und sich auf Änderungen einstellen“, sagt Brink. „Aber das haben wir nicht geschafft.“ Der Sieg im dritten Satz war vor allem ein Kraftakt.

Immerhin: In den sieben Turnieren, bei denen sie bisher gespielt haben, standen sie immer mindestens im Halbfinale. „Das hat uns selber überrascht“, sagt Reckermann. Andererseits sollte man diese Bilanz auch nicht überbewerten. „Bis wir optimal eingespielt sind, dauert es bis 2011“, sagt Brink. Deshalb ist ihr Zeitplan auch bis 2012 angelegt, bis zu den Olympischen Spielen. Dort wollen sie eine Medaille. Bei der WM in Stavanger (Norwegen) nicht unbedingt. „Hinter den Brasilianern und US-Amerikanern kommen vom Niveau her sechs bis zehn Teams“, sagt Brink, „wir zählen dazu.“

Der Leverkusener ist vorsichtiger geworden. Er arbeitet damit im Moment gegen sein Image. Brink galt jahrelang als extrovertierter Provokateur, der auf dem Spielfeld poltert, schreit und Verwarnungen kassiert. Vor den Olympischen Spielen 2008, als er noch mit Christoph Dieckmann spielte, da erzählte er betont lässig, dass er natürlich eine Olympiamedaille wolle. Gold? Klar, signalisierte er, warum denn nicht? Ein paar Wochen später überstanden sie in Peking nicht einmal die Vorrunde.

Bei Welt- und Europatour-Turnieren wird täglich gespielt, aber da sind die Startfelder auch überschaubar. In Stavanger sind 48 Teams am Start, gespielt wird an jedem zweiten Tag. Noch ein Grund für Brink, bescheidener zu sein. „An diesen Modus habe ich keine guten Erinnerungen“, sagt er fast zerknirscht. Kein Wunder: Mit diesen Modus wird auch bei Olympa gespielt.

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