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Sport: Beachvolleyball: Sandkämpfe in Sydney

Der Volksmund hatte rasch seine Abscheu in vier Worte gekleidet. "The Beast of Bondi" nennen Einheimische das Bauwerk am schönsten und beliebtesten Badestrand von Sydney.

Der Volksmund hatte rasch seine Abscheu in vier Worte gekleidet. "The Beast of Bondi" nennen Einheimische das Bauwerk am schönsten und beliebtesten Badestrand von Sydney. "Das Monster von Bondi" ist schlicht und einfach eine Arena auf Zeit aus Stahlrohrtribünen für die olympischen Sandkämpfe der Beachvolleyballer. Sie bietet Platz für rund 10 000 Zuschauer und wird nach den Olympischen Spielen in ein paar Tagen wieder abgebaut sein.

Das hat aber Anwohner und Naturschützer nicht beruhigen können. "Als damals entschieden wurde, das Volleyballturnier kommt an den Bondi Beach, hat kaum jemand reagiert. Weil die Funktionäre argumentierten, den Gästen einen der schönsten Strände der Welt zeigen zu wollen", sagt Reinhard E. Mueller. Der gebürtige Berliner ist 1966 nach Australien ausgewandert. Er wohnt am Rande Sydneys und kennt natürlich Bondi Beach. Von den Protesten gegen Volleyball am Bondi Beach hält er nicht viel. Und liegt damit auf einer Ebene mit Kerri Pottharst. Die Beachvolleyballerin sagt: "Da buddeln sich fünf Leute im Sand ein und 18 Millionen Landsleute lachen sich kaputt."

Und jene, die sich aus Protest wie Kinder mit Sand zugedeckt hatten, als Betonfundamente für die Stahlgerüste gelegt werden sollten, werden noch weniger Verständnis finden, wenn die Spiele erst begonnen haben. Denn im Gegensatz zum Hallenvolleyball, bei dem Australiens Teams trotz großzügiger Unterstützung (rund ein halbe Million Mark jährlich für die Frauen) keine Chancen auf Medaillenränge besitzen, gehören die Beach-Teams zu den Favoriten. Das wurde im Juli auch beim Weltturnier der Beachvolleyballerinnen am Alexanderplatz unterstrichen. Die beiden Linkshänderinnen Tanja Gooley/Pauline Manser gaben sich den Amerikanerinnen Holly McPeak/Misty May erst nach drei Sätzen im Finale geschlagen. Kerri Pottharst/Natalie Cook landeten hinter den Deutschen Ulrike Schmidt/Gudula Staub auf Rang fünf. Beide australischen Duos beendeten die Olympiaqualifikation mit den Plätzen fünf und sieben vor Schmidt/Staub (8.). Man darf annehmen, dass mehr dahinter steckt als nur ein PR-Spruch, wenn Pottharst verkündet: "Wir wollen Gold in Sydney und hoffen auf die Hilfe der Zuschauer." Pottharst/Cook und das Herrenduo Prosser/Zahner sind jeweils an Nummer drei des olympischen Wettbewerbs gesetzt.

Kaum minder aussichtsreich ist das Spitzenpaar der Australier bei den Herren. "Prosser/Zahner haben ihre Klasse als Nummer vier der weltweiten Olympiaqualifikation bewiesen. Mit ihnen muss man rechnen", bestätigt Rüdiger Franzen. Der 33-Jährige aus Hildesheim gehört zur kleinen Schar der vom Weltverband FIVB erkorenen Schiedsrichter beim zweiten olympischen Auftritt der Beachvolleyballer nach Atlanta 1996. Zu dem Medienspektakel über die Proteste meint Franzen: "Ich glaube, nach dem, was ich weiß, dass die Sache ein wenig hochgepuscht worden ist. Nach dem bewährten Rezept: schlechte Nachrichten verkaufen sich besser als gute."

Der Boykottversuch der Mini-Minderheit im Sand von Bondi Beach endete übrigens eher unspektakulär. Reinhard Mueller: "Ein paar Tage geschah nichts, dann war die Polizei da und hat die Protestierer ausgebuddelt und wegtransportiert." Damit aber dieses oder Ähnliches nicht mehr passieren kann, gehört die Anlage seither zu den "besonders geschützten" olympischen Arealen.

Ernst Podeswa

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