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Glücklich über Silber: Karla Borger (l.) und Britta Büthe.

© dpa

Beachvolleyball-WM: Karla Borger und Britta Büthe holen Silber

Das hatte es bei acht Weltmeisterschaften zuvor noch nicht gegeben: Eine Medaille für ein deutsches Frauen-Duo im Beachvolleyball. Karla Borger und Britta Büthe schrieben nun am Samstag in Stare Jablonki Geschichte.

Als der letzte Ball in den Sand gefallen war, schlug Karla Borger die Hände vors Gesicht, während Britta Büthe im Sand auf dem Center Court auf die Knie sank. Es flossen Tränen. Die Gefühle mussten raus nach einem Erlebnis mit geschichtsträchtiger Tragweite. Borger und Büthe, das Nationalduo aus Stuttgart, hatte soeben die US-Amerikanerinnen April Ross und Whitney Pavlik vor 5000 Zuschauern mit 2:0 (21:15, 21:19) besiegt und war bei der Beachvolleyball-Weltmeisterschaft im polnischen Stare Jablonki ins Finale eingezogen. Zum neunten Mal finden die Titelkämpfe statt, und nie zuvor ist ein Frauenteam aus Europa so weit gekommen in einer Sportart, die traditionell von Brasilien, den USA und China beherrscht wird. Auch die deutschen Männer Jonathan Erdmann und Kay Matysik stehen kurz vor einem Medaillengewinn. Sie schlugen im Viertelfinale die Brasilianer Ricardo/Alvaro Filho mit 2:0 (21:17, 21:19) und stehen erstmals am Sonntag im WM-Halbfinale,

Als Karla Borger ihre Fassung wiedergefunden hatte und mit ihrer sensationellen Darbietung konfrontiert wurde, sagte sie: „Das ist krass, ich bin total geflasht. Mein Herzchen klopft wie wild.“ Im Finale verloren die Deutschen dann aber nach vergebenen Matchball gegen die Chinesinnen Chen Xue und Xi Zhang mit 1:2 (21:18, 17:21, 19:21). Dennoch haben Borger (24) und Büthe (25) mit der Silbermedaille „so viel mehr erreicht, als wir uns jemals erträumt hätten“, sagt Büthe. Von Position 17 ins Rennen gegangen, 45 000 Dollar Preisgeld, 450 Weltranglistenpunkte und jede Menge Prestige gewonnen.

Das Duo bestreitet seine vierte gemeinsame Saison, ist aber eigentlich immer noch in der Phase des Wachstums. Die Zeit der Blüte soll erst noch kommen, und dafür nehmen die beiden Profis eine Menge Entbehrungen auf sich. Karla Borger berichtet von den vielen Reisen zu Turnieren auf der World Tour, bei denen das junge Duo vor allem nach frühen Niederlagen die Einsamkeit spürte: „Letztes Jahr in Moskau haben wir noch die Ballroller gebeten, ein paar Aufschläge auf uns zu machen“, berichtet Karla Borger. Von Zeit zu Zeit war der Bruder Anton dabei und versuchte mit Ratschlägen auszuhelfen. „Aber er ist Hallenvolleyballer und hat von Beach einfach keine Ahnung“, berichtet die Abwehrspielerin.

Seit November letzten Jahres hat sich die Situation grundlegend verbessert. Und zwar in Person von Guillermo Hernandez, der als Trainer zum Team kam. Dass diese Verbindung zustande kam, ist dem Zufall geschuldet, der Spanier hatte seine Frau nach Stuttgart begleitet, die Argentinierin Silvana Olivera spielt in der schwäbischen Metropole für den dortigen Erstligisten in der Halle. Nationaltrainer Jörg Ahmann, der das Duo jahrelang im Nachwuchsbereich betreut hatte, gab den entscheidenden Hinweis.

Jeden Tag einen Vollzeitcoach um sich zu haben, empfinden Borger und Büthe als Luxus. Auf der anderen Seite genießt es Hernandez, der in seiner Heimat zuvor als Nationaltrainer im Nachwuchsbereich tätig war, ambitionierten Athletinnen den Weg in die Weltklasse zu ebnen: „Ich kannte sie und wusste, welches Potenzial sie haben“, sagt der Spanier: „Wir müssen noch einige Dinge verbessern, aber wir sind auf einem sehr guten Weg.“

Auch sonst arbeiten Borger/Büthe daran, ihr Umfeld zu professionalisieren. So haben sie seit einem halben Jahr Atika Bouagaa als Managerin. Die ehemalige Hallennationalspielerin soll bei Sponsoren die Türen öffnen. Bislang ist das noch nicht mit durchschlagendem Erfolg gelungen, aber die tollen Auftritte bei der WM könnten das ändern. „Wenn es da draußen jemanden gibt, der von uns begeistert ist“, sagt Karla Borger mit dem für sie so typischen Grinsen, „darf er sich gerne bei uns melden.“

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