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Sport: Beckenbauer behält Recht

Die Bayern machen die Prognose wahr, dass sie die Punkte in Bremen lassen – sie verlieren 0:2 gegen Werder

Bremen. Vor dem Anpfiff hatte Oliver Kahn mit seinen Kollegen auf dem Spielfeld einen Kreis gebildet, der Kapitän wollte seinen Vorderleuten „ein bisschen einheizen“. Nach dem Spiel war nicht nur er ratlos: „Du kannst ja nicht die ganze Mannschaft rausschmeißen.“ Selten fiel es Werder Bremen so leicht, den alten Rivalen Bayern München zu besiegen wie gestern beim 2:0 im ausverkauften Weserstadion.

Nach dem Aus in der Champions League droht auch in der Meisterschaft der Fall. „Wir müssen immer weitermachen, irgendwann wird sich das wieder wenden und irgendwann werden wir auch wieder oben stehen“, sagte Kahn, der nach seiner Verletzung wieder das Bayerntor hütete. Es war gewiss kein Zufall, dass er einen Moment lang außer Acht ließ, dass sein Verein trotz der Niederlage noch Tabellenführer ist. Doch die tabellarische Machtposition steht in krassem Widerspruch zur gefühlten Ohnmacht.

Davon scheint allmählich auch der zuletzt in die Kritik geratene Trainer Ottmar Hitzfeld übermannt zu werden: „Wir haben eine sehr schwache erste Halbzeit gespielt. Werder hat es uns vorgemacht, wie man in die Zweikämpfe geht. Sie waren sehr aggressiv. Wir wollten hier ein Zeichen setzen, ich bin sehr enttäuscht. Wir hatten keine richtige Torchance, es war keine Raffinesse im Spiel.“

Der Bremer Trainer Thomas Schaaf freute sich indessen nach vier sieglosen Partien wieder einmal über „ein großartiges Spiel“. Als Glücksgriff erwies sich aus seiner Sicht die Umstellung auf zwei Positionen. Statt Ailton und Skripnik hatte Schaaf diesmal von Beginn an auf die jungen Markus Daun und Lodovic Magnin gesetzt, die großen Anteil am Bremer Schwung hatten.

Demgegenüber gingen die Bayern ohne die verletzten Michael Ballack und Giovane Elber seltsam verhalten zur Sache. Es war nicht zu spüren, dass sie das jüngste Verdikt ihres Aufsichtsratsvorsitzenden Franz Beckenbauer („Eine tote Mannschaft“) unbedingt widerlegen wollten. Lebendig wirkten lediglich die Gastgeber. In der Anfangsviertelstunde traten Daun und Angelos Charisteas noch je einmal aus aussichtsreichen Positionen am Ball vorbei. Doch in der 17. Spielminute traf Daun genauer: Nachdem Frank Verlaat nur den Pfosten getroffen hatte, schob Daun den Ball aus zehn Metern ins rechte Eck. Für Daun, der von Bayer Leverkusen ausgeliehen ist, war es der erste Bundesligatreffer.

Die Bayern kamen lediglich durch Roque Santa Cruz zu einer vergleichsweise bescheidenen Tormöglichkeit. In der 81. Spielminute aber schwanden bei den Bayern endgültig alle Hoffnungen: Johan Micoud hatte eine Ecke an den Fünfmeterraum geschlagen, dort gewann Charisteas ein Luftduell gegen Kahn, woraufhin Mladen Krstajic den abprallenden Ball problemlos einköpfen konnte.

Franz Beckenbauer hatte also Recht behalten mit seiner giftigen Prognose vor dem Spiel: „Ich gehe davon aus, dass wir die drei Punkte in Bremen lassen.“

Trainer Hitzfeld behaupte hinterher trotzdem, er sehe seinen Arbeitsplatz nicht in Gefahr. Er gehe davon aus, dass die nächsten Spiele gegen Hannover und Dortmund gewonnen werden. Kalt lasse ihn übrigens die Kritik von Paul Breitner, der nach dem Aus in der Champions League seine Ablösung gefordert hatte. Breitner sei „ein Berufskritiker, der als Trainer keine Erfolge aufzuweisen hat“. Ernster nehme er schon die Äußerungen von Udo Lattek, der den Weggang von Stefan Effenberg als Fehler bezeichnet hatte.

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